Romana Exklusiv 0190
Georgina an ihrem Fisch herum und trank den Wein schneller, als es ihrem leeren Magen bekam.
Callum bemerkte ihren besorgten Seitenblick, zwinkerte ihr zu, hielt aber in seinen Ausführungen nicht inne.
Wütend ließ sie sich von einem Kellner erneut das Glas füllen und leerte es, ohne dem teuren Jahrgang Beachtung zu schenken. Für ihren Begleiter war diese Hochzeit nichts als ein großer Spaß.
Als Harriet laut auflachte, überfiel Georgina plötzlich Selbstmitleid. „Callum, Darling“, schnurrte sie. Sie krallte sich an seiner Hand fest, die auf der Tischdecke aus Damast lag. „Du hast mir doch versprochen, nicht über das Geschäft zu sprechen“, fügte sie mit einem drohenden Blick hinzu.
Lächelnd führte er ihre Hand an seine Lippen. Es war eine Geste, die eher erotisch als höflich wirkte.
Sein spöttischer Blick fesselte sie. Auch er musste die Hitze spüren, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie war allzu empfänglich für die unverhohlene Sinnlichkeit dieses Mannes, und der Wein trug sicher seinen Teil zu ihrer ungehemmten Reaktion bei.
„Fühlst du dich vernachlässigt, mein Engel?“ Er war sich ihrer Hilflosigkeit nur zu gut bewusst. „Das geht natürlich nicht“, flüsterte er und hauchte ihr erneut einen Kuss auf die Hand.
Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Verlegen rutschte sie auf ihrem Stuhl zurück.
Onkel Henri musterte Callum verständnisvoll. „Entschuldigung, meine liebe Georgie. Du hast einen vernünftigen Mann mitgebracht“, meinte er.
Dieses unerwartete Lob verschlug Georgina die Sprache. Ihr Onkel teilte nicht leichtherzig Komplimente aus. „Du warst schon immer ein guter Menschenkenner, Onkel Henri“, entgegnete sie trocken. Der Mann, den sie hatte heiraten wollen, war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, und sie reagierte auf eine ganz primitive Weise auf einen Fremden. Moralisch war dies eine Katastrophe, und, was schlimmer war, sie konnte ihre Gefühle nicht einmal verbergen.
„Wirst du dich wohl benehmen?“, zischte sie Callum zu und entzog ihm unauffällig ihre Hand.
„Hast du an etwas Bestimmtes gedacht?“, fragte er interessiert. Er seufzte, als erneut Harriets übertriebenes Lachen erklang. „Du solltest Alex lieber bemitleiden. Er muss für den Rest seines Lebens mit diesem Lachen leben. Wenn die Sache überhaupt so lange hält.“
„Ich wünsche den beiden das Beste“, konterte sie steif.
„Du kleine Scheinheilige“, erwiderte er zynisch. „Und das soll ich dir glauben?“
Wie recht er doch hatte. Sie hatte sich die Szene zu oft vorgestellt, wie Alex zurückkehren und sie um Verzeihung bitten würde, um Callum nun direkt in die Augen sehen zu können. „Ein für alle Mal: Ich will Alex nicht eifersüchtig machen. Verstanden? Mit dir würde es mir sowieso nicht gelingen.“
„Du lässt mich im Vergleich mit diesem Kerl schlecht abschneiden?“, erwiderte er mit bissiger Ironie und einem scharfen Blick in Richtung des Bräutigams.
„Du hast ein gesundes Selbstvertrauen.“
„Als ich mich zum letzten Mal darum gekümmert habe, war es in Ordnung“, pflichtete er ihr bei.
„Ich würde gern mit einer großen Nadel ein wenig Luft aus deinem Ego ablassen“, murmelte sie.
„So, so. Und deine Nase ist von Natur aus dazu geschaffen, hoch in der Luft getragen zu werden, Sweetheart.“
„Ich bin mir meiner körperlichen Unzulänglichkeiten bestens bewusst. Schönen Dank!“, erwiderte sie schroff. Das musste sie bei ihrer Mutter auch sein, die eine anerkannte Schönheit war. Georgina fand ihre Nase in Ordnung, doch ihr Mund war zu groß. Sie seufzte leise. Menschen, die ausschließlich mit ihrem Äußeren beschäftigt waren, mangelte es oft an Persönlichkeit.
„Meiner Meinung nach ist deine Nase keine Unzulänglichkeit. Sie sieht süß aus.“ Er schien es ehrlich zu meinen. „Schau mal, warum vergessen wir nicht einfach den gemeinen Kerl, der dich beleidigt hat, und genießen das gute Essen? Der Wein könnte besser sein, aber es ist reichlich da, und ich werde dir Rückendeckung geben. Also sei fröhlich, iss, trinke und tanze ein wenig. Genieße die charmante Gesellschaft, für die du bezahlt hast.“
„Charmant?“ Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
„Ich muss auf meinen Ruf achten“, erwiderte er ernst. „Ist das ein fairer Handel?“
Sein Lächeln war unwiderstehlich, daher hob sie tapfer ihr Glas und prostete ihm zu.
3. KAPITEL
„Georgie, er ist wirklich eine Wucht. Wo hast du ihn nur
Weitere Kostenlose Bücher