Romana Exklusiv 0190
dass sie zugenommen habe, dämmerte Catherine, was mit ihr los war.
Sie wartete, bis Sally fort war, und ging dann ins Badezimmer, stellte sich vor den Spiegel, betrachtete ihr blasses, verstörtes Gesicht mit den großen Augen und wusste plötzlich, was Sache war.
Der Gedanke, dass sie schwanger sein könnte, war ihr bis dahin noch nicht gekommen. Aber nachdem sie sich die letzten Tage und Wochen noch einmal ins Gedächtnis gerufen hatte, fragte sie sich, wie sie so unaufmerksam hatte sein können.
Am darauffolgenden Tag ging sie in die Apotheke und holte sich einen Schwangerschaftstest. Das Ergebnis nahm ihr die letzten Zweifel. Jetzt war Catherine auch klar, weshalb ihr die Brüste immer so schmerzten und ihre Periode nicht gekommen war und ihr immer so schlecht wurde.
Nachdem sie den Schwangerschaftstest beiseitegelegt hatte, ließ Catherine sich mit weichen Knien auf dem Rand der Badewanne nieder und blickte starr auf den Boden.
Was sollte sie jetzt machen?
Verzweifelt überlegte sie, welche Optionen sie überhaupt besaß, um die Situation zu verändern. Aber ihr fiel nichts ein, und so verdrängte sie zunächst einmal, in welcher Lage sie sich befand. Sie bekam den Auftrag, einen Artikel über Hundefriedhöfe zu schreiben, dem sie sich mit viel Eifer widmete. Danach wurde sie von einem anderen Magazin engagiert, gegen gutes Honorar über einen neuen Klub in der City zu schreiben. Daraufhin verbrachte Catherine mehrere Nächte in verräucherten Räumen, was ihr gar nicht gut bekam.
So verstrichen die Tage, bis Catherine eines Morgens wieder so übel wurde, dass sich die Wahrheit nicht länger verdrängen ließ.
Sie würde ein Baby bekommen – von Finn!
Von einem Mann, der sie verachtete und den sie kaum kannte – von einem Mann, der einfach aus ihrem Leben verschwunden war und dem es egal gewesen war, was er damit angerichtet hatte.
Schlimmer hätte es wirklich kaum kommen können.
Sie rief ihren Gynäkologen an und verabredete einen Termin mit ihm. Nach der Untersuchung gab es an ihrem Zustand keinen Zweifel mehr.
„Ja, Sie sind tatsächlich schwanger“, stellte er fest, „aber das ist kein Problem. Sie sind jung und fit und werden das schon durchstehen.“ Der Arzt sah sie stirnrunzelnd an. „Sie hätten eigentlich schon früher zu mir kommen sollen, wissen Sie das?“
„Ja, aber …“
Er sah sie aufmerksam an. „Haben Sie sich denn dazu entschlossen, das Kind zu bekommen? Denn falls nicht, könnten Sie auch …“
Catherine schüttelte entschieden den Kopf. Darüber musste sie nun wirklich nicht nachdenken. Es gab Dinge, die wusste man mit unumstößlicher Sicherheit. Sie atmete tief ein und sah ihn offen an.
„Ich werde das Kind bekommen, das steht außer Frage.“
Der Arzt nickte. „Was ist mit dem Vater? Wird er in der Lage sein, Sie zu unterstützen?“
Catherine zögerte kurz. Finn würde mit Sicherheit damit keinerlei finanzielle Probleme haben. Aber …
„Damit rechne ich nicht“, erwiderte sie bestimmt. „Wir … wir sind schon lange nicht mehr zusammen.“
„Aber Sie werden es ihm doch sagen, oder?“
Catherine lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich … ich weiß es noch nicht.“ Im Moment wusste sie gar nichts. Ihre Zukunft erschien ihr völlig ungewiss.
Der Arzt sortierte die Papiere auf seinem Schreibtisch und sah sie dann an. „Ein Mann hat das Recht darauf, so etwas zu erfahren, Catherine …“
Wenig später machte Catherine sich wie benommen auf den Heimweg. Ihr fiel nicht einmal auf, dass es regnete und sie nass wurde. Immer wieder musste sie an die Worte des Arztes denken. Musste sie Finn wirklich sagen, dass sie ein Baby erwartete? Hatte er tatsächlich ein Recht darauf, zu erfahren, dass er Vater wurde?
Zu Hause setzte sie sich mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer und grübelte. Irgendwie war es ja ein schlechter Scherz, dass sie nach dem letzten Mal schwanger geworden war. Beim letzten Mal hatten sie sich nicht richtig geliebt. Es war ein eiskalter Verführungsversuch von Finn gewesen, und sie war so dumm gewesen, darauf hereinzufallen.
Trotzdem waren sie beide verantwortlich für das Ergebnis.
Catherine hätte es um ihres Stolzes willen vorgezogen, ihr Kind allein großzuziehen und den Vater zu verschweigen.
Aber war das dem Jungen oder dem Mädchen gegenüber auch fair? Jedes Kind hatte ein Recht darauf, zu wissen, wer seine Eltern waren. Konnte sie zulassen, dass ihr Kind mit derselben Last durchs Leben ging wie sie? Wie sehr hatte sie,
Weitere Kostenlose Bücher