Romana Exklusiv 0190
besorgen, mit dir durchzubrennen und die Sache in aller Stille zu erledigen? Ich wäre gern Trauzeugin, und vielleicht würde Chris’ bester Freund sich uns anschließen.“
Flora seufzte. „Das können wir nicht. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, wir würden zu viele Leute enttäuschen – von den Kosten ganz zu schweigen. Es ist zu spät.“
„Es ist nie zu spät, Liebes. Die meisten würden euch verstehen.“
„Meine Mutter nicht“, entgegnete Flora mit einem resignierten Kopfschütteln. Und die von Chris schon gar nicht. „Willst du denn nicht unsere Brautjungfer spielen? Ich habe es so arrangiert, dass du hinterher den Strauß fängst.“
„Nein, danke. Ich habe dich seit der Verlobungsparty genau beobachtet und verzichte lieber. Für einen Nervenzusammenbruch bin ich noch nicht reif.“ Hester zögerte. „Da wir gerade von Verlobung sprechen … Mir fällt auf, dass du deinen Ring nicht trägst – womöglich ein Signal deines Unterbewusstseins?“
„Nein. Ich habe letzte Woche die Fassung beschädigt. Er ist zur Reparatur beim Juwelier. Was ist los, Hester? Du klingst allmählich, als würdest du Chris nicht mögen.“
„Das stimmt nicht. Aber auch wenn du mich vielleicht für den Rest deines Lebens hassen wirst, ich muss dir sagen, dass du es besser treffen könntest.“
Flora stockte der Atem. „Das ist nicht dein Ernst. Ich liebe Chris, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest!“
Hester schwieg einen Moment. „In all den Jahren, die wir uns kennen, habe ich dich mit verschiedenen Männern gesehen, aber nie bist du eine feste Bindung eingegangen. Das ist natürlich völlig okay“, fügte sie rasch hinzu. „Du bist nicht mit jedem ins Bett gestiegen, und ich bewundere dich für deine Prinzipien. Doch ich war stets der Meinung, du würdest dich einmal richtig verlieben. Brennende Leidenschaft, Himmel, Hölle, Herzschmerz – das ganze Drum und Dran. Allerdings kann ich bei dir und Chris nichts dergleichen entdecken.“
„Das freut mich“, erwiderte Flora ruhig. „Es hört sich nämlich recht ungemütlich an.“
„Es muss ungemütlich sein“, konterte Hester nachdrücklich. „Liebe ist kein bequemer alter Mantel, den du nur behältst, weil es weniger mühsam ist, als einen neuen zu kaufen.“
„Aber so empfinde ich überhaupt nicht“, protestierte Flora. „Ich … ich bin verrückt nach Chris.“
„Tatsächlich? Und warum lebt ihr dann nicht zusammen?“
„Die Wohnung muss erst renoviert werden. Wir wollen, dass alles perfekt ist. Schließlich soll sie einmal mein Aushängeschild sein. Leider dauern die Arbeiten länger, als wir gedacht hatten.“ Erbittert merkte sie, wie dürftig diese Erklärung klang.
„Es erweckt jedenfalls nicht den Anschein, als könntet ihr die Hände nicht voneinander lassen. Die teuren neuen Möbel verhindern also, dass ihr gelegentlich ein romantisches Wochenende auf dem Land verbringt.“
„Sobald wir verheiratet sind, wird für uns jedes Wochenende romantisch sein“, verteidigte Flora sich trotzig.
„Sei ehrlich.“ Hester beugte sich vor. „Würde es für dich das Ende der Welt bedeuten, wenn Chris morgen käme und alles absagen wollte?“
„Ja. Ja, das würde es. Zugegeben, wir benehmen uns nicht wie die Turteltauben, aber warum muss man seine Zuneigung in aller Öffentlichkeit demonstrieren?“
„Manchmal kann man eben nicht anders.“ Hester trank ihren Kaffee aus, dann griff sie nach ihrer Handtasche und der Rechnung. „Nun gut, wenn du wirklich so empfindest und dir dessen völlig sicher bist, bleibt mir nichts mehr zu sagen.“ Sie schob den Stuhl zurück. „Solltest du jedoch irgendwann Zweifel haben, bin ich für dich da. Meine Wohnungsgenossin ist für drei Monate in Brüssel, ich habe also wieder ein Zimmer frei.“
„Danke für das Angebot. Es ist nett, aber überflüssig.“ Flora lächelte die Freundin liebevoll an. „Eigentlich sollte die Braut vor der Hochzeit nervös sein und nicht die Brautjungfer.“
„Ich wäre froh, wenn du nervös wärst. Du verhältst dich, als hättest du dich in dein Schicksal gefügt. Dazu besteht kein Grund. Du bist hinreißend, und die Welt ist voll von attraktiven Männern, die nur darauf warten, von dir ein wenig ermutigt zu werden.“ Sie küsste Flora leicht auf die Wange. „Falls du mir nicht glaubst, brauchst du nur zu dem Burschen am Ecktisch hinüberzuschauen. Er hat dich während des Essens kaum aus den Augen gelassen.“ Mit einem verschwörerischen
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