Romana Exklusiv 0225
Er trug Shorts und ein Polohemd und hatte eine große Schürze umgebunden.
Sie lächelte bei dem Anblick. „Ich wusste gar nicht, dass du auch kochen kannst.“
„Das wäre übertrieben“, erwiderte er lachend. „Aber ein paar Gerichte kann ich zubereiten. Ich habe mir gedacht, wir essen heute Abend zu Hause … einverstanden?“
Die Worte „zu Hause“ aus seinem Mund ließen ihr Herz plötzlich schneller schlagen. Aber sie schob den Gedanken rasch beiseite. „Mit Vergnügen.“
Matthew legte den letzten Maiskolben in eine Schüssel. „Ich habe, als du noch schliefst, bei einem Bauernmarkt ein paar Kilometer weiter eingekauft. Es gibt Hummer, gebackenen Mais, Tomaten und einen Kuchen mit Aprikosen oder Pfirsichen, so genau weiß ich das nicht.“
„Klingt verlockend. Kann ich dir vielleicht helfen?“
Er sah sie an und lachte. „Ach ja … du bist ja eine hervorragende Köchin. Deiner Mutter zufolge.“
Stephanie grinste spitzbübisch. „Du wärst überrascht, was einer italienischen Mutter alles einfällt, um den Marktwert ihrer Tochter zu erhöhen.“
Matthew lachte schallend auf. Er öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche Weißwein heraus, entkorkte sie und goss zwei Gläser ein.
„Auf uns … und unsere Ferien.“ Sie stießen an und nippten an dem Wein.
Stephanie half mit, das Essen vorzubereiten. Schon bald saßen sie vor den offenen Türen zum Garten, knackten den frisch gegrillten Hummer und tranken kühlen Wein.
Zuerst sprachen sie über einige aktuelle Probleme mit dem Hotel, und Matthew war sehr an Stephanies Meinung interessiert. Aber schon wenig später gingen sie zu privaten Themen über. Zum Beispiel, wie sie in ihrer Jugend die Ferien mit den Eltern verbracht hatten. Stephanie erzählte, dass ihre Eltern alle fünf Töchter, Nana und mehrere Haustiere in einen großen Kombi packten und in die Adirondacks fuhren, wo eine Holzhütte für zwei Wochen angemietet worden war. Es war ein nicht besonders aufregender Platz in den Bergen. Hinzu kam, dass meistens die Nachbarhütten von Onkeln, Tanten und Neffen belegt waren.
„Ich hatte immer die Vorstellung“, erzählte Stephanie, „Ferien sollten die Chance bieten, mal in eine ganz neue Umgebung zu kommen … und nicht bedeuten, dass man die ganze Nachbarschaft mitschleppte.“
Matthew hatte während ihrer verzweifelt-komischen Schilderung lachen müssen. Er lehnte sich zurück und wischte sich mit der Serviette den Mund ab.
„Ich kann mich so gut wie an keine Familienferien erinnern“, sagte er. „Einmal, glaube ich, bevor meine Mutter starb, haben unsere Eltern mich und meinen Bruder zu einem Strandurlaub mitgenommen.“ Er zuckte die Achseln. „Mein Vater hat sehr wenig Zeit bei seiner Familie verbracht. Und als meine Mutter gestorben war, haben wir ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Am letzten Schultag wurden wir in einen Bus gesetzt, und es ging für die gesamte Zeit der Ferien in ein Jugendcamp. Das war gar nicht so übel. Ich habe viel Sport getrieben, meistens Baseball.“
„Ja, das sieht man“, erwiderte Stephanie.
Es schien ihn noch immer zu schmerzen, dass sein Vater sich nicht um ihn gekümmert hatte und dass er und sein Bruder regelmäßig in ein Feriencamp abgeschoben worden waren. Er war jedoch zu stolz, es zuzugeben. Matthew hatte gelernt, seine traurigen Erinnerungen perfekt unter Kontrolle zu halten. Vielleicht hatte er deswegen so hart gearbeitet und war so erfolgreich geworden.
„Matthew, ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du mich zu der Hochzeit begleitet hast. Ich weiß, ich wollte zuerst nicht, aber es war so schön, dich neben mir zu haben.“
Ihre Worte rührten ihn. Im flackernden Licht der Kerze sah sie, dass er versonnen lächelte. „Ich habe es genossen, mit dir dort zu sein. Du musst mir nicht danken, ich bin es, der sich bedanken sollte. Ich habe noch nicht viele Familienfeiern wie diese erlebt … es war eine aufregende Erfahrung für mich. Es macht Spaß, ein junges Paar zu erleben, das mit so viel Optimismus in ein neues Leben startet.“
Meinte er das im Ernst … oder war das blanker Zynismus?
„Leider bleibt heute von dem Optimismus sehr rasch wenig übrig. Viele Paare sind nicht lange zusammen. Manchmal hat man das Kleid, das man anhatte, noch nicht aus der Reinigung geholt, dann wird schon die Scheidung bekannt gegeben.“
Matthew lachte. „Ich weiß, was du meinst. So was passiert leider immer häufiger. Es wird immer seltener, dass Ehepaare so viele Jahre
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