ROMANA EXKLUSIV Band 0179
anderes sprechen. „Das gibt sich mit der Zeit.“
„Sicher. Heldenanbetung gehört zum Erwachsenwerden.“ Hinter ihnen erklangen Stimmen, und Robert drehte sich um. „Hier ist eine weitere Betschwester am Altar der Mode.“
Es war die australische Familie – der leicht übergewichtige Vater, seine gekünstelt wirkende Frau und die magere Tochter mit dem suchenden Ausdruck in den Augen und dem empfindsamen Mund. Obwohl die drei lächelnd näher kamen, verriet ihre Körpersprache, dass sie sich gestritten haben mussten.
„Hatten Sie einen schönen Tag?“, fragte Cosmo.
„Einen wunderschönen, danke.“ Höflich wandte Gerry sich Cosmos Frau und Lacey zu. „Und was haben Sie gemacht?“
„Ich bin geschwommen“, erwiderte Narelle einsilbig.
Lacey betrachtete Gerry. „Ich war tauchen. Wussten Sie, dass alles blau wird, wenn man tiefer geht? Sogar die Fische und Korallen? Alles ist überhaupt nicht so, wie es in Dokumentarfilmen gezeigt wird.“
Gerry nickte. „In Dokumentarfilmen werden die Fische besonders angestrahlt. Aber die, die man nahe der Wasseroberfläche sieht, wo die Sonne hinscheint, sehen wirklich prächtig aus.“
„Das ist nicht dasselbe“, widersprach Lacey enttäuscht.
„Jedenfalls zeigt das, was geschickte Beleuchtung bewirken kann“, bemerkte Robert.
„Genau“, gab Gerry ihm recht.
Das junge Mädchen zuckte die Schultern. „Na ja, dort unten gibt’s wirklich viel zu sehen. Ich habe sogar einen Muränenaal entdeckt.“
Narelle verzog das Gesicht. „Igitt.“
Ohne sie anzusehen, sagte Gerry: „Mancherorts zähmt man sie, indem man sie füttert.“
„Ich möchte ihnen lieber nicht zu nahe kommen.“ Lacey schauderte und stolperte unerwartet. Halt suchend klammerte sie sich an Gerry, richtete sich jedoch hastig wieder auf und trat verlegen zurück.
Narelle, die etwas zu Robert gesagt hatte, drehte sich um und warf ihrer Tochter einen gereizten Blick zu. „Gehen wir nach oben duschen. Es ist anstrengend, ständig am Strand zu liegen.“
Laceys Gesichtsausdruck traf Gerry ins Herz. Das Mädchen schien innerlich völlig vereinsamt zu sein, und hinter seiner aufsässigen Art verbarg sich dumpfe Furcht. Während sie neben dem Mädchen herging, sprachen sie über belanglose Dinge, und langsam nahm Laceys Gesicht wieder Farbe an.
Als alle sich eine Stunde später an der Bar im Freien trafen, stellte Gerry erfreut fest, dass Robert sich mit Lacey unterhielt, die jetzt sogar lachte. Das junge Mädchen hatte wunderschöne graue Augen, die von dichten Wimpern umrahmt waren und leuchteten, wenn es sich freute.
Ob Lacey Robert an seine Schwester erinnerte? Was mochte mit ihr geschehen sein?
Gerry bestellte ein Glas Limonensaft und bemerkte, dass Lacey ihrem Beispiel folgte. Robert blickte seltsam berührt von Lacey zu Gerry.
„Na, was haben Sie heute unternommen?“, fragte Narelle ihn in flirtendem Ton.
„Hüte angesehen“, erwiderte Robert.
„So? Ich habe in der Hotelboutique einige gesehen, aber sie sind hoffnungslos altmodisch. Kein bisschen schick.“ Sie machte eine abschließende Handbewegung. „Wir haben Perlen gekauft. Hier sind sie von ausgezeichneter Qualität.“
Und tatsächlich schimmerte an ihrem Hals eine schwarze Perlenkette mit diamantbesetztem Verschluss.
„Sie sind sehr hübsch.“ Höflich hörte Gerry sich an, was Narelle über den Preis und die Pflege der Perlen zu berichten hatte.
Als Narelle etwas später vorschlug, gemeinsam zu essen, sah es einen Moment so aus, als wollte Robert ablehnen, doch nach einem Blick auf Lacey, die in legeren Jeans und einem weißen Leinenhemd still dasaß, stimmte er zu.
Gerry genoss das üppige Mahl und staunte, als Lacey noch mehr aß. Trotz Narelles Einspruch schaffte sie sogar einen Nachtisch.
Während sie in der von Blütenduft erfüllten Abendluft Kaffee tranken, entschuldigte Lacey sich und ging fort. Gerry folgte ihr zu den Toiletten und hörte, dass das Mädchen sich übergab.
„Lacey, ist alles in Ordnung?“, fragte Gerry besorgt.
Schockiertes Schweigen, dann stammelte das Mädchen hinter der Toilettentür: „Hab wohl … ein Darmvirus eingefangen.“
„Ich hole Ihre Mutter.“
„Nein!“ Die Wasserspülung ging. Laut sagte Lacey: „Sie ist nicht meine Mutter, sondern meine Stiefmutter. Meine Mutter lebt mit ihrem jetzigen Mann in Perth.“
„Gegen das Virus kann man etwas tun“, gab Gerry zu bedenken. „Bestimmt haben sie hier im Hotel ein Medikament.“
„Es geht schon wieder“,
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