Romana Extra Band 1
geht endlich wieder ein wenig voran. Heute habe ich den Auftrag für eine Reisegruppe aus Norwegen entgegengenommen.“
Gute Neuigkeiten. Luís nickte. Stellte sich nur die Frage, ob seine Firma noch zu retten war. Er brauchte wirklich rasch ein paar lukrative Aufträge, ansonsten sah es schlecht aus. Im Augenblick wies sein Geschäftskonto gerade noch genug Guthaben auf, um die Löhne der Angestellten und die dringendsten Rechnungen zu bezahlen. Über das, was danach geschehen würde, mochte Luís lieber gar nicht nachdenken.
„Hast du irgendetwas für mich zu tun?“, fragte er. „Ich meine es ernst, Manolo. Lass mich meinetwegen die Decks schrubben. Hauptsache, ich kann für ein, zwei Stunden etwas Sinnvolles machen. Dieser ganze Papierkram bringt mich noch um den Verstand!“
Der grauhaarige Skipper grinste breit. „Na, wenn es weiter nichts ist. Komm mit!“
Und so fand Luís sich kurz darauf beim Abschleifen des Decks auf der Yolanda wieder. Er war froh, endlich einmal wieder der Arbeit nachgehen zu dürfen, die wirklich seinem Naturell entsprach. Denn tief in seinem Herzen war Luís nicht Unternehmer, sondern Handwerker. Das Schleifgerät in der Hand zu halten und zu beobachten, wie sich langsam, aber sicher ein sichtbarer Erfolg einstellte, erfüllte ihn mit einem Glücksgefühl, wie er es lange nicht erlebt hatte.
Zumindest, wenn man Bethany Coldwells Kuss außer Acht ließ.
Einen Moment lang verharrte Luís mitten in der Bewegung, und seine Gedanken wanderten zurück zu jenem magischen Augenblick, in dem er die Welt um sich her vergessen hatte.
Es war verrückt. Falsch und unvernünftig. Und doch wünschte sich ein Teil von ihm, Beth bei sich zu haben. Er wollte sie in seine Arme ziehen und sie küssen, bis sie wieder diese kleinen kehligen Laute ausstieß, die ihn fast verrückt gemacht hatten vor Verlangen. Aber dazu durfte es niemals kommen.
„ Patrón , was tun Sie denn da?“
Die entsetzte Stimme von Tómas, Manolos ältestem Sohn, holte Luís zurück in die Realität. Er blinzelte irritiert und fluchte dann ungehalten. Offenbar hatte er, ohne es zu merken, die Schleifmaschine wieder angestellt und versehentlich viel zu viel vom Holz der Deckplanke abgetragen. Nun würde jemand wertvolle Zeit darauf verwenden müssen, den Schaden wieder auszubessern.
Seufzend schüttelte Luís den Kopf. „ Perdón , Tómas. Ich fürchte, ich bin heute einfach für nichts zu gebrauchen. Besser ich verschwinde, ehe ich noch mehr kaputt mache …“
Tómas nickte. Er sah seinem Arbeitgeber hinterher, wie er das Grundstück verließ und dem Weg folgte, der am Strand entlangführte.
Luís wusste nicht wohin, er wollte einfach nur laufen. Und dabei den Kopf freibekommen.
Er konnte nicht einschätzen, wie lange er schon ziellos umhergewandert war. Jedenfalls schien er schon eine ganze Weile unterwegs zu sein, denn die Bucht, in der er sich befand, kam ihm nicht bekannt vor, und die Sonne stand inzwischen tief über dem Horizont.
Er stutzte, als er jemanden im Wasser bemerkte. Eine Frau zog dort mit eleganten und zugleich kraftvollen Schwimmzügen ihre Bahn. Er blinzelte gegen die Sonne an. War das nicht …?
Doch tatsächlich – bei der Schwimmerin handelte es sich um Beth!
7. KAPITEL
Beth holte tief Luft und tauchte dicht unter der Wasseroberfläche entlang. Schwerelos glitt sie vorwärts, von tiefer, friedvoller Stille umgeben. Das Einzige, was sie hörte, war das Klopfen ihres Herzens.
Das herrlich kühle Wasser liebkoste ihre Haut wie die zärtlichen Hände eines Liebhabers. Beth genoss es. Nirgendwo auf der Welt waren ihre Gedankengänge so klar wie unter Wasser. Und genau deshalb war sie hier. Um sich darüber klar zu werden, wie sie in Bezug auf Luís weiter vorgehen sollte.
In den vergangenen Tagen hatte sie immer wieder versucht, ihn zu erreichen – vergeblich. Er reagierte nicht auf ihre Anrufe, weder unter seiner Büro- noch unter seiner privaten Nummer. Anfangs hatte sie Nachrichten für ihn auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Diese Mühe machte sie sich inzwischen nicht mehr, denn sie vermutete, dass er die Aufzeichnungen löschte, sobald er erkannte, dass sie von ihr stammten.
Nur über das Warum war sich Beth nicht im Klaren. Wenn er bereute, was zwischen ihnen vorgefallen war, so konnte sie es nachvollziehen. Aber sie hätte zumindest erwartet, dass er so viel Anstand besaß, sich mit ihr darüber auseinanderzusetzen.
Als der Drang zu atmen unwiderstehlich wurde, brach sie
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