Romana Extra Band 5 (German Edition)
einer Qual geworden. Er ging Büchern aus dem Weg. Es musste etwas geschehen, und deshalb hatte Michel dafür gesorgt, dass eine Spezialistin engagiert wurde, die einen sehr guten Ruf hatte. Mademoiselle Gillians Aufgabe war es, Max zu helfen, dieses Problem zu überwinden.
„Willkommen auf Marceau, Mademoiselle Gillian. Wir sind sehr froh, dass Sie hier sind, um Maximillian zu helfen“, begrüßte Michel die junge Frau.
„Danke“, schrie sie. „Es tut mir leid, aber ich konnte nicht alles hören. Ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden.“
Michel warf François einen Blick zu, den der Assistent verlegen erwiderte. „Sagen Sie einfach ‚Euer Hoheit‘“, erklärte er spitz.
Maggie blinzelte. „Nett, Sie kennenzulernen, Euer Hoheit“, sagte sie, wieder viel zu laut.
François verzog das Gesicht.
Michel räusperte sich. „Hört sie schlecht?“, fragte er leise.
„Es ist nur vorübergehend, Euer Hoheit. Anscheinend kommt das von dem langen Flug.“
Michel war erleichtert. „Dann ist es ja gut. Zeigen Sie ihr ihre Unterkunft, bevor Sie mit den Wachen sprechen.“
„Genau das versuche ich gerade“, brummte François und fügte noch hinzu: „Euer Hoheit.“
Michel ging weiter zu seinem Büro. Er konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er die laute Stimme der Frau noch aus der Ferne hörte. Armer François.
Acht Stunden später wachte Maggie auf. Pochende Kopfschmerzen plagten sie. Sie hielt sich mit beiden Händen den Kopf, während sie vorsichtig aufstand, um die Schmerztabletten aus ihrem Kosmetikkoffer im Badezimmer zu holen. Sie fischte zwei Tabletten aus der Schachtel, warf sie sich in den Mund und spülte sie mit Wasser hinunter, das sie direkt aus dem Hahn trank.
Bei nächster Gelegenheit würde sie wohl mit Carla Winfrey, ihrer Vorgesetzten, ein ernstes Gespräch führen müssen. Ausgebrannt von ihrem Job an einer staatlichen Schule im Zentrum von Washington, D. C., hatte Maggie dringend eine Erholungspause gebraucht. Carla Winfrey hatte von diesem vertraulichen Job-Angebot, einer gemütlichen Hauslehrerstelle irgendwo am Mittelmeer, erfahren und Maggies Namen ins Spiel gebracht. Die Wahl war schließlich auf Maggie gefallen, doch sie hatte fast keine Informationen über ihren Schüler oder ihre Arbeitsbedingungen erhalten.
„Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich in einem Schloss wohnen muss“, brummte sie. „Oder dass ich einen siebenjährigen Prinzen unterrichten werde. Verwöhnt ist der ja bestimmt kein bisschen.“ Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und trocknete sich mit einem Handtuch ab. „Und dann muss ich mich auch noch die ganze Zeit mit einem selbstgefälligen, arroganten Schnösel, der sich François nennt, herumärgern. Und mit dem Prinzen selbst, du lieber Himmel.“ Er war hochgewachsen und dunkelhaarig und sah ziemlich gut aus, dieser Prinz, wirkte jedoch so steif, als hätte er einen Stock verschluckt. In der kurzen Zeit, die sie François und seine Hoheit erlebt hatte, hatte sie den Eindruck gewonnen, dass man hier auf Etikette mehr Wert zu legen schien als auf alles andere.
Ganz im Gegensatz zu ihr selbst. Maggie holte tief Luft und zählte bis zehn. Mit mangelndem Respekt und trotzigem Verhalten konnte sie umgehen. Damit hatte sie ja fast ständig zu tun. Aber Überheblichkeit war ein Problem für sie. Wenn es etwas gab, was sie ganz und gar nicht mochte, dann Selbstgefälligkeit und Arroganz.
„Kann sein, dass ich nicht die Richtige für diesen Job bin“, murmelte sie. Sie putzte sich die Zähne und versuchte, dabei nicht in den Spiegel zu schauen. Sie sah schrecklich aus, nach diesem Flug um die halbe Welt.
Es klopfte an der Zimmertür. Maggie blickte hinüber und wünschte, es gäbe ein Guckloch. „Wer ist da?“, fragte sie.
Stille. Maggie konnte fast körperlich spüren, wie genervt die Person hinter der Tür war. „François“, kam schließlich die Antwort.
Maggie öffnete die Tür. François stand vor ihr, ein Tablett mit Tee und Sandwiches in den Händen. Der Anblick besänftigte sie ein wenig. Vielleicht war der Mann ja doch ganz nett. „Bitte, kommen Sie herein.“
Er wirkte sehr erleichtert, als er eintrat und das Tablett abstellte. „Ihren Ohren geht es also besser?“
„Ja, danke für das Antihistaminikum und für das Essen. Ich sterbe vor Hunger.“
„So etwas passiert häufiger nach einem Transatlantik-Flug. Ihr Schlafrhythmus sollte sich in den nächsten Tagen normalisieren. Wenn Sie ein Schlafmittel brauchen, sagen
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