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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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Schlafzimmer. Sie wünscht sich, nackt im Mondschein zu baden. Unverhüllt, nur mit winzigen Wasserperlen bekleidet wollen wir uns …
    »Geht es dir auch wirklich gut?« Schon die Berührung ihrer Fingerspitzen beschleunigt meinen Atem.
    »Ich weiß nicht«, krächze ich und fahre den Wagen an den Straßenrand. Ich parke in einigen Metern Entfernung von Dylans Zuhause und stelle den Motor ab, mache aber keine Anstalten auszusteigen. »Ich bin … Es ist ziemlich lange her, seit … «
    »Seit? Oh, wirklich?«
    Ich nicke beschämt und kann ihr nicht in die Augen sehen. »Es ist sogar sehr lange her. Ich weiß nicht, ob … «
    »Machst du Witze?«
    Ich schüttle den Kopf. Ich wünschte, es wäre so und ich wäre nichtnervös wie ein Bräutigam in der Hochzeitsnacht. Ich bin viel aufgeregter als bei Julia. Damals war ich viel zu naiv, um nervös zu sein.
    Sie küsst mich auf die Wange. »Es wird wunderbar. Ganz sicher.«
    »Sollte nicht eigentlich ich derjenige sein, der dich beruhigt?«
    »Ich muss nicht beruhigt werden. Aber wenn es dir lieber ist … wir können auch einfach nur schwimmen gehen.«
    »Nein, das ist mir nicht lieber. Ich will dich. Aber ich … «
    »Kein Aber.«
    »Aber … «
    »Es gibt kein Aber!«
    »Oh doch. Hast du schon einmal einen nackten Männerhintern gesehen? Ein fürchterlicher Anblick, sage ich dir. Ganz besonders Dylans Hintern. Weiß und blass wie ein behaarter Fischbauch und … «
    Sie lacht ihr helles, perlendes Lachen, das mich so sehr verzaubert.
    »Ich meine es ernst«, drohe ich.
    »Du bist witzig«, kichert sie glücklich. »Du hast nichts an dir, das mir Angst macht.«
    Ich wünschte, ich könnte ihr sagen, dass ich Angst vor der Dunkelheit und vor der Vergangenheit habe. Dass ich mich vor den Lügen und dem Bösen in der Welt fürchte. Auch ihre Schönheit und ihre Wärme machen mir Angst. Sie hält meine Hand, als wäre ich es wert, von ihr berührt zu werden. Auch das macht mir Angst. Aber die größte Angst verspüre ich bei dem Gedanken, dass ich sie allein und schutzlos zurücklassen muss. Dass ihre Finger, die so sanft durch mein Haar streichen, von einem Söldner gebrochen werden und ich nichts dagegen unternehmen kann.
    Gar nichts. Ich bin seit Ewigkeiten ein Nichts. Wertlos und nutzlos. Wie soll ich daran etwas ändern, wenn mein Schicksal schon seit ewigen Zeiten vorherbestimmt ist?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es mir sehr schwerfällt, mich ihr zu verweigern. Ich sehne mich so sehr nach ihrer Nähe, dass ich fast vergesse, wieso wir hier sind.
    Doch von all dem sage ich ihr kein Wort. Stattdessen küsse ich sie. »Ich bin gleich wieder da«, verspreche ich und steige aus dem Wagen in die kühle Abendluft.
    Ich schleiche mich durch die Nachbargärten und nähere mich von hinten dem kleinen heruntergekommenen Haus, in dem Dylan mit seinem Vater wohnt. Sie schließen ihre Türen nie ab. Wozu auch? Die Strouds besitzen nichts, was es wert wäre, gestohlen zu werden. Der Fernseher hat schon bessere Tage gesehen, und die Möbel könnte man nicht einmal dem Secondhandladen spenden. Der Computer ist so alt, dass er ewig braucht, um hochzufahren und ins Internet zu kommen.
    Und doch, vielleicht habe ich noch Zeit, um …
    Ich bin den ganzen Tag nicht dazu gekommen, mich an einen Computer zu setzen. Das Verschwinden von Romeo und Julia beunruhigt mich. Mag sein, dass es nichts zu bedeuten hat. Möglicherweise hat Shakespeare sich dagegen entschieden, die Geschichte, die ihm ein verstörter junger Mann eines Nachts in einer Schänke erzählt hat, niederzuschreiben. Julia und ich haben einige Jahrhunderte vor Shakespeare gelebt. Es wäre eigentlich nicht verwunderlich, wenn unsere Geschichte ohne Shakespeare nie ans Licht gekommen wäre. Allerdings war sie unter den Minnesängern unserer Zeit sehr beliebt. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass sie irgendwo erwähnt wird, sodass man sie aufstöbern kann, wenn man gezielt danach sucht.
    Außerdem ist da ja noch der Junge, der von sich glaubt, Benjamin Luna zu sein. Ich würde gern herausfinden, was es mit Ben/Benvolio auf sich hat. Das alles erscheint mir zu bedeutsam, als dass ich einfach darüber hinweggehen könnte.
    Als ich durchs Wohnzimmer gehe, fällt mein Blick auf den Computer. Er ist eingeschaltet. Meine Entscheidung steht. Ich klicke auf den Browser. Während der Computer die Verbindung herstellt, suche ich zwei halbwegs saubere Handtücher heraus und schnappe mir die Bettdecke aus Dylans Zimmer.

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