Romeo für immer, Band 02
Zeichen sein, oder was meinst du?«
»Ja.« Mike lächelt sie liebevoll an.
Na, immerhin hat zumindest einer von beiden aus Liebe geheiratet. Mike ist offensichtlich sehr verliebt. Hoffnungslos verknallt sogar. Ich hoffe nur, dass Gemma seine Gefühle erwidert. Sonst wird er schrecklich verletzt sein, wenn sie ihn wegen eines anderen verlässt. Ich versuche, ihre Gefühle aus ihrer Miene abzulesen, doch sie sieht weder Mike noch mich an. Sie starrt immer noch wütend auf Dylan.
»Würdest du jetzt endlich abhauen?«, zischt sie. »Mike und ich müssen etwas mit Ariel besprechen, das nicht für deine Ohren bestimmt ist.«
»Bitte, Gemma«, versuche ich sie zu besänftigen. »Ich … «
»Schon gut.« Romeo wendet sich ab und klaubt mein Kleid vom Boden auf. »Ich bezahle schon mal. Sag Bescheid, wenn du mich brauchst.«
Ich nicke. Doch eigentlich möchte ich, dass er bleibt. Ich will nicht von ihm getrennt sein. Uns wird die Zeit knapp, und ich will keine einzige Sekunde davon vergeuden. Auch nicht für Gemma. Sie ist seit Kindertagen meine beste Freundin, und ich habe sie wirklich gern. Aber dass es sie einen Dreck interessiert hat, welche Sorgen mir ihr spurloses Verschwinden machen würde, stößt mir sauer auf. Ihre Gedankenlosigkeit hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
»Der Typ ist völlig irre«, verkündet sie und verdreht genervt die Augen. »Ich dachte schon, der haut nie ab. Was willst du mit dem, Ree? Der ist doch krank.«
»Zu mir ist er nett.«
»Weißt du überhaupt, was das Wörtchen ›nett ‹ bedeutet? Dylan ist nicht … «
»Ich weiß genau, was › nett ‹ bedeutet, Gemma«, unterbreche ich sie. »Ich weiß zum Beispiel, dass es nicht nett ist, einfach zu verschwinden, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, welche Sorgen sich die beste Freundin um einen macht. Ich hatte große Angst um dich. Du hättest mich wenigstens anrufen können.«
Gemma ist fassungslos. Schweigend starrt sie mich an. Ich habe ihr zum ersten Mal die Meinung gesagt. »Ich … es tut mir leid«, entschuldigt sie sich und sieht Mike an, bevor sie weiterredet. »Das war gedankenlos von mir.«
»Mir tut es auch leid«, sagt Mike. »Wir hatten die Polizei sofort informiert und ihnen und auch Gemmas Eltern gleich unsere Heiratsurkunde zugefaxt. Wir dachten, damit wäre alles geklärt. Wir konnten doch nicht ahnen, dass Gemmas Eltern überall Suchanzeigen aufhängen. Das haben wir erst heute Morgen gesehen, als wir in die Stadt gekommen sind.«
»Wir hatten wirklich keine Ahnung«, ergänzt Gemma. »Aber … ich … Du hast recht. Ich hätte dich anrufen müssen.«
»Allerdings.«
»Es tut mir leid.« Sie scheint es ehrlich zu meinen. »Verzeihst du mir?«, fragt sie. Ihre Augen schimmern verdächtig.
»Schon passiert«, antworte ich.
Menschenskind. Wie leicht das war! Ich hätte Gemma schon vor Jahren die Meinung sagen sollen. Aber ich war so dankbar, dass sie überhaupt mit mir befreundet war, ich hätte niemals riskiert, ihr den Kopf zu waschen. Ich hätte es wohl auch jetzt nicht gewagt, wenn Romeo nicht gewesen wäre. Seine Worte von vorhin klingen mir noch im Ohr. Er hält mich für stark und glaubt, ich könne die Welt verändern. Und durch ihn habe ich mich tatsächlich verändert. Wenn es ihm gelingt, mir innerhalb von nur zwei Tagen solchen Mut einzuflößen, welche weltbewegenden Veränderungen könnte ich dann erst in einem ganzen Leben bewirken? Vielleicht führt ja tatsächlich ein Weg aus meiner dunklen Vergangenheit hinein in eine hellere Zukunft.
Die Vorstellung gefällt mir. Wenn nur der Gedanke an eine Zukunft ohne Romeo nicht so deprimierend wäre. Ich drehe mich nach ihm um. Er steht an der Kasse und bezahlt. Gemma hat noch fünf Minuten, dann bin ich hier weg.
»Ist wieder alles okay zwischen uns?«, fragt sie.
»Ja. Alles bestens«, lächle ich. »Worüber wolltest du mit mir reden?«
Sie holt tief Luft. »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Um einen ziemlich großen Gefallen, um ehrlich zu sein.«
»Okay.« Mein Blick wandert von ihr zu Mike. Doch ihre hoffnungsfrohen Mienen verraten nicht, um welche Art von Gefallen es sich handeln könnte. »Was ist los?«
»Mike und ich wollen nach Seattle. Zu ein paar Freunden von Mike. Wir möchten dort bleiben, bis mein Vater sich wieder beruhigt hat«, erklärt Gemma. »Als ich das letzte Mal mit Dad telefoniert habe, wollte er mich dazu überreden, unsere Heirat annullieren zu lassen.«
»Aber du bist doch schon
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