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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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küsst er mich auf die Schulter, hilft mir, mich aufzusetzen, und steht dann selbst unsicher und auf wackligen Beinen auf. »Ich muss Dylans Vater davon abhalten, den Notarzt zu rufen.« Er räuspert sich und fährt sich mit zitternden Händen durchs Haar. »Wir sollten unsere Zeit nicht im Krankenhaus vergeuden, man kann dort ohnehin nichts für dich tun.«
    »Nein, bitte geh nicht ins Haus«, flehe ich ihn an und versuche, auf die Knie zu kommen. »Der Mann ist gefährlich. Ich … «
    »Ist schon gut, ich komme schon klar. Mach dir keine Sorgen. Rühr dich bloß nicht vom Fleck.« Er läuft mit großen Schritten über den Rasen, springt auf die Veranda und verschwindet durch die Haustür. Entschlossen komme ich auf die Beine. Ich will ihm folgen und mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen kann, ist er schon wieder zurück.
    Er bleibt auf der Türschwelle stehen und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Verstehst du das etwa unter ›dich nicht vom Fleck rühren‹?«
    »Ich werde dich auf keinen Fall mit ihm allein lassen.«
    »Meine Heldin.« Er schließt die Tür und geht langsam die Verandastufen hinunter. Ein kleines, boshaftes Grinsen umspielt seine Mundwinkel. »Er schläft seinen Rausch aus. Es sieht nicht so aus, als habe er es noch zum Telefon geschafft. Wir können jetzt also los.« Er fischt Handtücher und Decke vom Boden auf und geht zum Auto.
    Ich greife mir das Radkreuz und folge ihm. Erst als wir im Auto sitzen und Romeo den Wagen auf die Straße lenkt, stelle ich ihm die Frage, die mich die ganze Zeit beschäftigt: »Du hast auch die Kälte gespürt und die Stimmen gehört, oder?«
    »Ja. Ich habe sie gehört. Wie hätte ich sie überhören können? Die Stimmen und ich haben schließlich denselben Ursprung. Ich komme daher, wo auch sie herkommen.«
    »Wie bitte?« Ich muss ihn missverstanden haben.
    »Wenn ich meinen Auftrag nicht erfülle, werde ich irgendwann so enden wie sie«, sagt er. Die Gewissheit in seiner Stimme dreht mir den Magen um. »Es sind verlorene Seelen. Sie wurden dazu verdammt, durch die Welt zu wandern, bis ihre Körper zu Staub zerfallen. Und nun sind sie für ewig in der irdischen Welt gefangen, ohne jemals ihrem Schmerz Ausdruck verleihen zu können. Die Menschen können sie weder sehen noch hören.«
    Angespannt zwirble ich den Stoff meiner Bluse zusammen, bis er in meine Haut einschneidet. » Ich höre sie aber.« Über seinen ersten Satz will ich gar nicht erst nachdenken. Die Vorstellung, dass Romeo zu den Ungeheuern gehört, die mich jagen, ist einfach zu schrecklich. »Wieso ich?«
    »Das weiß ich nicht.« Seine Mundwinkel zucken. »Vielleicht hast du einfach Glück gehabt und das große Los gezogen?«, witzelt er.
    »Das wird es sein.« Ich muss lachen. Unfassbar! Obwohl ich gerade einen Schub erlitten habe, lache ich. Das allein ist Grund genug für mich, nicht aufzugeben.
    »Scheiß auf das Glück. Wir schaffen uns unser eigenes Glück!«
    »Und wie stellen wir das an?«
    »Lass uns zu mir fahren. Ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Es ist vielleicht wichtig. Meine Mutter müsste schon unterwegs zur Arbeit sein, wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen, dass sie uns belauscht.«
    »Was ist es denn?«
    »Es ist besser, wenn du es selbst siehst.«
    Er greift das Lenkrad fester. »Na gut!«
    »Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das schon.« Ich lege meine Hand auf sein Bein, während er den Wagen wendet. »Wir nehmen unser Glück selbst in die Hand.«
    Er seufzt und schweigt. Es ist ein angenehmes, fast tröstliches Schweigen. Es dämmert bereits, die Straßen werden von altmodischen Straßenlaternen beleuchtet. Ich fange an, unsere Fahrt durch die Stadt zu genießen. Mir gefällt sogar die Silhouette des Schlossspielplatzes, dessen dunkle Schatten sich malerisch gegen den Abendhimmel abzeichnen. Ich lächle. Romeo sieht mich liebevoll an. »Du erstaunst mich immer wieder«, sagt er.
    Eine Hitzewelle überströmt mein Gesicht. »An mir ist ganz und gar nichts staunenswert.«
    »Das sehe ich aber anders.«
    »Na dann.« Ich lehne mich zu ihm hinüber und hauche einen Kuss auf die pochende Ader an seiner Schläfe. »Du musst heute nicht mehr nach Hause fahren. Besser, du parkst den Wagen ein Stück weiter unten. Dann sieht meine Mutter ihn nicht, wenn sie heute Nacht von der Arbeit kommt. Sicherheitshalber schließen wir noch meine Zimmertür ab.«
    »Lädst du mich etwa ein, bei dir zu übernachten?«,

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