Romy Schneider - die Biographie
ich die leibhaftige Verkörperung der süßen, unschuldigen Kaiserlichen Hoheit. Die Regisseure und die Kritiker, die Kollegen in Deutschland, Frankreich und überall sahen mich nur als Sissi. Sie behandelten mich auch so.« 192 Romy Schneider differenziert präzise: Nicht die Rolle der Sissi gespielt zu haben bedauert sie, sondern die redundante Reduktion darauf. Sie ist auf ein Rollenstereotyp festgelegt, das sie im Leben weder ist noch sein will. Auf dem Internat Goldenstein wollte sie Schauspielerin werden, darunter versteht sie das Übernehmen unterschiedlichster Rollen, das Wachsen an und mit ihnen. Sie weiß um das Zustandekommen ihres Erfolges, kennt den Beitrag unterschiedlichster Leute, ihrer Mutter, Ernst Marischkas genau, sie weiß um das Vermögen, das sie damit erspielt hat.
Der kommenden Produktion von
Christine
nach Arthur Schnitzlers Stück
Liebelei
sieht sie nicht zuletzt deshalb mit einer gewissen Skepsis entgegen. Wieder ist es ein süßes Wiener Mädel, das man ihr anvertraut, wieder ist es nur ein Remake. 1955, während der Dreharbeiten zu
Der letzte Mann
, hatte sie den im Nachbaratelier arbeitenden Max Ophüls aufgesucht, der den Stoff 1933 mit ihrer Mutter in der Rolle der Christine Weyring verfilmte, und gefragt, ob er ein solches Remake drehen würde. Ophüls verneint, besser als damals könne er es nicht mehr machen. Auch die Intervention Magda Schneiders kann den Regisseur nicht umstimmen, er selbst würde sich nicht mehr mit dem Stoff befassen. Im Falle einer Neuverfilmung, versichert OphülsMagda jedoch, wäre Romy wohl die Idealbesetzung dafür. Auch Paul Kohner in Hollywood findet die Idee gut, er schlägt Horst Buchholz als idealen männlichen Filmpartner vor.
Erste Differenzen mit der Familie tun sich auf. Vor dem Filmball 1957 in Hamburg flüchtet Romy zu Hildegard Knef in deren Hotelzimmer und schüttet dieser ihr Herz aus. Die Knef erinnert sich Jahrzehnte später an das Ehepaar Blatzheim/Schneider, beschreibt Romys Stiefvater als überheblich-selbstherrlichen Charakter. Magda Schneider ist ihr schon von einer früheren Begegnung in schlechter Erinnerung: »Ich erinnere mich an gereiztes Geschnatter, an die Verbissenheit eines blutrot geschminkten Mundes, Ruhelosigkeit dunkler Augen, fahrige Bewegungen, ununterbrochenes Gezupfe an Nerzstola.« 193
Christine
sollte Romy Schneider in jedem Falle unvergesslich bleiben, denn der Film markierte den Beginn jener Beziehung, die Romy Schneiders weiteres Leben maßgeblich bestimmen sollte. Dieser Beginn hat tatsächlich beinahe etwas Operettenhaftes, ja, er könnte der Dramaturgie ihrer bisherigen Filme entsprungen sein. Romy fliegt noch im Sommer 1958 nach Paris, um ihren zukünftigen Filmpartner Alain Delon kennenzulernen, das Treffen ist für die Presse arrangiert und findet auf dem Flughafen statt. Der Franzose hat zu jenem Zeitpunkt erst zwei Filme gedreht und ist im deutschen Sprachraum noch unbekannt. Jeder der beiden am Treffen Beteiligten ist in eine Rolle gepresst, die ihm nicht gefällt, was man sich gegenseitig anlastet. Romy verlässt das Flugzeug, erhält die obligaten »Jetzt lächeln, lächeln …«-Aufforderungen ihrer Mutter, spürt wie so oft deren führende Hand an der Taille. Vor der Gangway sieht sie einen attraktiven, gut frisierten jungen Mann, einen »Burschen«, wie Romy findet, der sich mithilfe eines eleganten Anzugs und einer Krawatte als Gentleman verkleidet hat. Er heißt Alain Delon, und Romy ist, zumindest gibt sie das später an, nicht eben beeindruckt: »Ich fand das Ganze geschmacklos und den Knaben uninteressant.« 194
Der junge Mann fühlt sich, nach eigenen Angaben, »wie ein Trottel«, absolviert er doch die Begrüßung mit in die Hand gedrückten Blumen nur auf Wunsch des Produzenten. Zudem gibt es Verständigungsprobleme, da Delon weder Deutsch noch Englisch und Romy Schneider kaum Französisch spricht. Ein abendliches Treffen im »Lido« findet für die Fotografen statt, man tanzt publicitygemäß, Delon sagt den einzigen auf Deutsch eingelernten Satz auf: »Ich liebe dich«, der sich in der Folge als nicht unpassend erweisen soll. Mittlerweile hat Romy ihn etwas authentischer kennengelernt. 23 Jahre alt, Bluejeans und Freizeithemd, ein grünes M.-G.-Sportcabrio, mit dem er die Geschwindigkeitsbeschränkungen in Paris missachtet, notorische Unpünktlichkeit. Dazu eine Reihe mysteriöser Gerüchte, die sich um seine Person ranken. Erst viel später wird sie Jean Cocteaus Bemerkung hören und
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