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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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Halsschlagader und versuchte sich jedes Mal eine Welt vorzustellen, in der er den Mut besessen hatte zuzustechen. Doch jedes Mal weigerten sich seine Arme wieder, jedes Mal wandte er sich ab und floh.
    Warum? Warum war plötzlich der Selbsterhaltungstrieb eines Viehs in ihm hervorgebrochen? Warum die plötzliche Sorge um seinen Leib, den er doch das ganze zurückliegende Jahr vernachlässigt hatte, einzig und allein dieses Augenblicks wegen? Er wusste keine Antwort darauf. War es einfach nur Furcht und Feigheit? Wenn dem so war, warum hatte er dann im entscheidenden Augenblick Shuntaro und seine Männer vor sich gesehen und nicht irgendein anderes Bild des Todes oder der Verwesung?
    Egal. Was auch immer die Gründe waren: Er hatte Munisai zutiefst enttäuscht, und seine besudelte Seele blieb an diese Welt der Schande gekettet.
    Die Dotter gerannen vor seinen blicklosen Augen.
    Draußen vor dem Eingang waren die Schritte schwerer Stiefel zu hören, dann riss jemand den Vorhang beiseite. Kumagai stand da, noch in halber Rüstung, die Schwerter wieder an seiner Seite. Er ließ schnell den Blick durch den Raum schweifen und hätte Bennosuke, der in einer dunklen Ecke hockte, beinahe übersehen.
    «Da bist du ja, Musashi, du kleiner Spinner», sagte er und baute sich vor ihm auf. Bennosuke sah ihn an, sagte aber nichts. Es war, als tauchte eine Erinnerung aus einem Traum vor ihm auf.
    «Ich habe dich gesucht.» Kumagai erwartete offenbar eine Entschuldigung, die ihm der Junge aber nicht bot. «Wo bist du denn hin? Hä? Wieso bist du abgehauen? Ich dachte schon, du wärst tot. Wir haben die Lazarettzelte nach dir abgesucht.»
    Der Junge sagte immer noch nichts. Kumagai zuckte die Achseln und nahm ihm gegenüber an dem kleinen Tisch Platz. Er nahm sich Essstäbchen, stopfte sich eine der Eierhälften in den Mund und verspeiste sie mit Genuss.
    «Wir haben übrigens nicht gewonnen. Haben den Ball kein einziges Mal berührt. Irgendeine Bande von Irren aus dem Süden hat ihn sich geschnappt. Wir haben aber anschließend noch den Scheißkerl gefunden, der uns so beschimpft hat. Was er gegen uns hatte, haben wir nicht rausgekriegt, aber … Jedenfalls wird der unseren Namen nicht noch einmal besudeln», sagte Kumagai mit einem sinistren, zufriedenen Grinsen. Er leckte sich die Brühe von den Lippen und wartete darauf, dass der Junge in seine Heiterkeit einstimmte. Als er das nicht tat, musterte er ihn argwöhnisch.
    «Was ist denn mit dir, hä?», fragte er. «Hat dir dein Pferd im Gedränge die Eier zerquetscht? Wo ist es überhaupt? Wir haben danach gesucht, aber draußen steht es auch nicht.»
    Bennosuke sah ihn nur an. Die Worte bedeuteten ihm nichts. Kumagai erwiderte den Blick noch kurz, schlug dann die Augen nieder und nickte traurig.
    «Ah, ich verstehe. Es ist im Gedränge gestürzt? Hat sich das Genick gebrochen? Ja, es ist bitter, wenn man ein Pferd verliert. Man liebt diese Tiere ja. Wie eine Frau, nur dass ein Pferd sich nicht beklagt, wenn man es stundenlang reitet. Oder wenn man auch mal eine andere Stute besteigt, was? Ja, das kann ich gut verstehen. Das ist bitter, Junge, das ist schwer. Ich hab das auch schon durchgemacht. Aber letztlich ist es nur ein Pferd, Musashi. Davon geht die Welt nicht unter. Es sei denn … War es etwa das Pferd deines Vaters? Tja … Was soll ich dazu sagen. Aber Erinnerungen sind wichtiger als Dinge, verstehst du? Es war sein Pferd, aber nicht er selbst, nicht wahr? Denk an ihn, dann wirst du das schon überstehen. Vielleicht … Was weiß ich …»
    Bennosuke hatte die Stute freigelassen, als er die Kraft gefunden hatte, aufrecht zu stehen, ohne unter der Last seiner Schande zusammenzubrechen. Er hatte das Tier von Sattel und Zaumzeug befreit, ihm einen Klaps auf den Hintern gegeben und zugesehen, wie es davongaloppiert war. Welches Recht hatte er, ein anderes Lebewesen an sich zu binden?
    Und außerdem wusste die Stute alles.
    «So schwer es auch ist», sagte Kumagai nach dem, was er als nachdenkliche Pause empfand, «davon darfst du dich nicht unterkriegen lassen. Denk doch mal nach. Und außerdem hast du die hier vergessen, nicht wahr?»
    Da bemerkte Bennosuke, dass der Mann seine Schwerter mitgebracht hatte. Er legte sie neben ihn auf den Boden. Der Anblick der beiden Waffen, vor allem des Langschwerts, das einst Munisai gehört hatte, jagte ihm frische Qualen ins Herz. Der Junge wagte nicht, sie anzurühren. Kumagai nahm sich auch noch das andere halbe Ei, diesmal mit den

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