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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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wurde mit der Wahl Friedrich Eberts für den verstorbenen August Bebel zum Mitvorsitzenden neben Hugo Haase besiegelt.
    Rosa Luxemburg blieb ihren Widersachern nichts schuldig und stieg in Jena fünfmal auf die Tribüne. Ein Parteitag sei nicht
     dafür da, »um zu dem Willen und den Ansichten der Instanzen Hurra zu rufen, sondern er ist dazu da, damit die Instanzen lernen,
     was die Massen wollen« 285 .

Pfeifen Sie auf die Erbärmlichkeiten
    Seit Paul Lensch im Juli 1913 mit Schimpf und Schande aus der Redaktion entlassen war, lag Rosa Luxemburg mit der »Leipziger
     Volkszeitung« in Fehde. Die Leipziger Parteileitung behauptete, Lensch habe seine Obliegenheiten als Chefredakteur grob vernachlässigt.
     Langjährige Mitarbeiter wie Julian Marchlewski sowie Autoren wie Franz Mehring und sie |430| waren bei der Entscheidung übergangen worden. Da diese Art von »Demokratie« jetzt Hans Block das Sagen gab, der sein Amt ohne
     Umschweife gegen Rosa Luxemburg ausnutzte, schien das Blatt für die Linken verloren.
    Rosa Luxemburg hatte die sozialdemokratische Reichstagsfraktion bereits auf dem Parteitag in Jena prinzipiell kritisiert,
     weil diese erstmalig im Reichsmaßstab Gelder zu militaristischen Zwecken bewilligt hatte. In der sechsteiligen Artikelfolge
     »Die Reichstagsfraktion und die Militärvorlage« prangerte sie die Zustimmung zum einmaligen Wehrbeitrag und zum Vermögenszuwachssteuergesetz
     als Verstoß gegen Manifeste der Internationale und Beschlüsse der eigenen Partei an. Sie empörte, daß dieser gegen das Veto
     von 37 Abgeordneten durchgesetzte Bruch mit Prinzipien des Antimilitarismus, die vielen Sozialdemokraten am Herzen lagen als
     »›ein erster großer Erfolg‹ der Sozialdemokratie, ›eine Abkehr von der früheren Finanzpolitik Deutschlands‹, eine erste Verwirklichung
     des sozialdemokratischen Programms« 286 gepriesen wurde.
    Rosa Luxemburg steckte »in diesen Tagen bis über die Ohren in ›Treffs‹ wegen der deutschen Händel« 287 , sprach mit verunsicherten Parteimitgliedern und trat in Versammlungen auf. Die Aussperrung von 40   000 Textilarbeitern in Łódź brachte weitere Verpflichtungen. Sie schrieb Artikel für SDKPiL-Zeitungen, organisierte Solidaritätsspenden,
     verhandelte mit der Generalkommission der Gewerkschaften und mit dem Textilarbeiterverband, um Rivalitäten zwischen den einzelnen
     Organisationen im Streikgebiet weitgehend auszuschalten.
    Da wieder einmal zuviel auf sie einstürmte, floh sie für einige Tage nach Stuttgart. Sie fand auch dort keine Ruhe: Am 4.
     August erschien in der »Leipziger Volkszeitung« unter der Überschrift »Grundsätzliche Ablehnung oder nicht?« eine Erwiderung
     auf ihre Artikelfolge »Die Reichstagsfraktion und die Militärvorlage«, die sie mächtig in Harnisch brachte. Sie schrieb »sofort
einen saugroben
Brief an Block« 288 . »Seit ich in der ›Leipziger Volkszeitung‹ mitarbeite – d. h. seit 15 Jahren – ist noch nie vorgekommen, daß die Redaktion
     gegen meine in der ›Leipziger Volkszeitung‹ veröffentlichten Artikel Stellung nimmt. […] Und das Schönste ist. Sie kommen
     mit dem Einfall, die formalistische Unterscheidung nach grundsätzlicher |431| oder nicht grundsätzlicher Ablehnung in den Vordergrund zu schieben – jetzt, in dieser Situation, wo es für die Opportunisten
     in der Fraktion nichts Bequemeres und Erwünschteres geben kann, als wenn man die Diskussion in den Nebel allgemeiner Prinzipienreiterei
     verlegt, statt die gegebene konkrete politische Lage zu prüfen. Ich gebe mir in sechs Artikeln Mühe, alle handgreiflichen,
     praktischen Gesichtspunkte zu sammeln, um den Massen eine konkrete Argumentation in die Hand zu geben, mit der sie sich gegen
     den Dunst der Fraktionsmehrheit wehren können, und Sie fallen mir da in den Rücken mit einem solchen ganz verfehlten taktischen
     Griff, und diese ›Hauptfrage‹ erklären Sie auch noch für die Vorbedingung einer ›fruchtbaren‹ Diskussion, d. h. geben mir
     dadurch indirekt einen Verweis.« 289 Daß Hans Blocks »redaktioneller
Dreck
« sie diffamierte, anstatt zur »Klärung der Diskussion« beizutragen, erboste sie besonders.
    Mit diesem Brief vom 6. August 1913 stellte Rosa Luxemburg die Mitarbeit an der »Leipziger Volkszeitung« ein. Franz Mehring
     erwog diesen Schritt ebenfalls, als er Blocks Beitrag gegen Rosa Luxemburgs »famosen Artikel« las. Rosa Luxemburg instruierte
     Julian Marchlewski, der zum Redaktionskollegium gehörte,

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