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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Jugend«
     (Braunschweig), zwei Artikel für die Spartakusbriefe und das Flugblatt »Wofür kämpfte Liebknecht, und weshalb wurde er zu
     Zuchthaus verurteilt?«.
    Darin erhob sie kämpferisch Anklage: »Das Unglaubliche ist also Ereignis geworden: Die Regierung hat es gewagt, das Schandurteil
     gegen Liebknecht noch zu verschärfen und zum Zuchthaus auch noch die Aberkennung der Ehrenrechte, d. h. des Reichstags- und
     Landtagsmandats, hinzuzufügen! Die Rache ist süß, namentlich wenn sie so bequem ist, wenn der Gegner an Händen und Füßen gefesselt
     und das Duell in die Komödie einer ›Gerichtsverhandlung‹ unter Ausschluß der Öffentlichkeit verkleidet ist. Denn es ist klar:
     Das furchtbare Urteil ist nicht die ›Strafe‹ allein für Liebknechts Beteiligung an der Maidemonstration, es ist Vergeltung
     für sein ganzes Auftreten im Reichs- und Landtag, wo er als einziger vor aller Welt der blutigen Farce des Burgfriedens die
     Maske vom Gesicht riß, Vergeltung auch für seine Haltung in der Arrestantenzelle und im Gerichtssaal, wo der Gefesselte seinen
     Schergen trotzte, sie moralisch züchtigte und zum revolutionären Glauben, zum internationalen Sozialismus fest und unerschütterlich
     stand wie eine Eiche.« 120
    Eine »Sicherheitshaft« galt in der Regel als eine vorübergehende Maßnahme. Sie war gesetzlich auf drei Monate beschränkt,
     konnte aber danach stets verlängert werden. Rosa Luxemburg konnte 1916 nicht ahnen, daß sie bis zur Revolution warten mußte,
     ehe sich die Tore für sie wieder öffneten.

Habe wieder viel »unfreiwillige Muße«
    Auch im Gefängnis blieb es ihr wichtigstes Anliegen, die Spartakusgruppe weiter zu unterstützen und mehr Menschen als bisher
     zur Auflehnung gegen den Krieg zu motivieren. In |536| der Barnimstraße bemühte sie sich zudem, eigene Arbeiten zu vollenden bzw. deren Druck zu organisieren. Sie suchte einen Verleger
     für die Herausgabe der »Antikritik« sowie für ihre Broschürenreihe »Zur Einführung in die Nationalökonomie«, von der zwei
     Broschüren druckfertig, alle übrigen im Entwurf vorlagen. Der »Vorwärts«-Verlag, für den diese Reihe ursprünglich einmal gedacht
     war, hatte kein Interesse mehr daran.
    Heinrich Dietz vermochte sich weder für ihre »Antikritik« noch für ihre Übersetzung von Korolenkos Autobiographie »Die Geschichte
     meines Zeitgenossen« zu erwärmen. Rosa Luxemburg bewertete diesen umfangreichen Text als Kunstwerk ersten Ranges, das Einblick
     in die Zeit der »großen Reformen« Alexanders II., in die Übergangsepoche vom alten leibeigenen zum modernen bürgerlichen Rußland
     vermittle. Korolenko stehe der sozialistischen Bewegung geistig nahe, spiegele er doch die ersten oppositionellen und revolutionären
     Regungen in Rußland wider. Sie übersetzte das in den westlichen Grenzmarken des Zarenreiches angesiedelte Werk, »wo sich die
     drei Nationalitäten: Russen, Polen und Ukrainer, so eigenartig mischen« 121 , mit Begeisterung. Auszüge waren bereits in der »Gleichheit« Nr. 24 und 25 vom 28. August und 2. September 1914 erschienen.
    Nachdem Dietz abgelehnt hatte, bat Rosa Luxemburg Luise Kautsky, sie bei der Suche nach einem Verlag zu unterstützen und Hans
     Diefenbach, der schon die ersten Kapitel korrigiert hatte, zu fragen, »ob er zwischen seinen immer gleich siegreichen Frühlings-
     und Herbstoffensiven und -defensiven Muße findet, das Ding zu lesen und es natürlich bald zu retournieren«. 122
    Als Einleitung schrieb Rosa Luxemburg eine Skizze über Korolenko und seine Stellung in der russischen Literatur. Sie vollendete
     diese Arbeit im Juli 1918, nachdem sich dank Luise Kautskys Einwirken der Verlag Paul Cassirer bereit gefunden hatte, den
     »Korolenko« 1919 zu veröffentlichen. Für die Übersetzung und die Einleitung stand Rosa Luxemburg ab 11. Januar 1919 ein Honorar
     von 2 000 Mark zur Verfügung.
    Literatur war für Rosa Luxemburg Lebenselixier. Sophie Liebknecht war eine der ersten, die ihr nach der neuerlichen Verhaftung |537| ein Buch in die Zelle sandte. Rosa Luxemburg bedankte sich herzlich, auch für die Kartengrüße von Karl Liebknechts beiden
     Söhnen, Wilhelm (Helmi) und Robert, und bestärkte die gebildete Kunsthistorikerin, sich durch Literaturstudien des täglichen
     Kleinkrams und der ewigen Nervenspannung zu erwehren. 123 In der kurzen Zeit, in der sie einander näher kennenlernen konnten, hatten sie eine Vorliebe für dieselben Bücher entdeckt.
     Sophie

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