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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Brand stecken. Darüber wäre ich ziemlich sauer.«
    Er runzelte seine weißen Augenbrauen und sagte: »Ich werde Sie melden, kommen Sie herein.«
    Ich klappte meinen Schirm zu, betrat die Diele und ließ den Schirm in einen Ständer fallen.
    Henri schloss die Tür und ich folgte ihm mit der Kühltasche durch den grabesstillen Eingangsflur. Er öffnete die Tür zu einem kleinen Seitenraum mit einigen Armstühlen und einem Tisch voller Zeitschriften und wollte mich allein lassen.
    »Warten Sie mal, Henri«, sagte ich. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Henri blieb stehen. Seine knochigen Kiefer mahlten. »Ich glaube, Mevrouw …«
    »Machen Sie die Tür zu.«
    Widerwillig sagte er: »Ich glaube nicht, dass ich etwas für Sie tun kann.«
    Ich ging an ihm vorbei und schloss die Tür. »Wusste Mevrouw Reider von den Kerlen, die mich verfolgt haben, oder war das eine Idee ihres armenischen Bekannten?«
    Henri zögerte und sagte dann: »Ich halte es für unnötig, Mevrouw Reider damit zu belästigen.«
    »Wer ist dieser Bekannte?«
    »Ein Freund von Mevrouw Reider. Er besitzt eine Reederei in Rotterdam. Mevrouw Reider hatte mich gebeten, mich gemeinsam mit ihm um die Sache zu kümmern, da sie nach Armenien musste. Das ist alles.«
    »Nein, das ist nicht alles, denn Sie und der Armenier beschlossen, sofort mit dem Kümmern anzufangen, obwohl Ihre Arbeitgeberin noch gar nicht abgereist war. Warum?«
    Er saß in der Klemme. »Sie weiß nichts davon«, antwortete er widerstrebend. »Es tut mir leid, aber der armenische Herr hielt es für besser, Sie im Auge zu behalten. Er hat mich mit einem der Männer in Kontakt gebracht. Sie werden von ihm bezahlt.«
    »Warum durfte Arin die Wahrheit nicht erfahren?«
    Er warf einen raschen Blick zur Tür. »Ich glaube, es wäre besser …«
    »Schon gut, Henri. Ich kann es ihr auch erzählen, wenn das einfacher für Sie ist.«
    Er blieb stehen. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn und seine Stimme wurde unsicher. »Bitte nicht, das würde ihr nur Kummer …«
    »Ich will lediglich von Ihnen wissen, welchen Auftrag die Herren in dem gestohlenen BMW hatten.«
    »Gestohlen?«
    »Die Kennzeichen stammten von einem Audi, der kürzlich in Alkmaar geklaut wurde. Ein alter Trick. Wie lautete der Plan?«
    »Dafür zu sorgen, dass Ihnen nichts geschah.« Es klang ziemlich lahm.
    Ich grinste. »Netter Versuch. Ist das das Zimmer, in dem der weniger erwünschte Besuch empfangen wird, etwa Victor de Vries?«
    »Victor de Vries?«
    »Daran können Sie sich doch bestimmt noch erinnern«, sagte ich. »Es ist drei Jahre her. Madame war in Armenien und Victor spielte verrückt, weil er Rosa von der Abtreibung abbringen wollte. Sie wussten, wer Victor de Vries war und dass Rosa und ihr Vater von einer Abtreibungsklinik kamen, als der Unfall geschah. Als Sie die Initialen in der Zeitung lasen, wird Ihnen auch klar geworden sein, wer den Unfall verursacht hatte. Sie haben sich doch sicher nach Victor de Vries erkundigt, oder nicht?«
    Ein knappes Nicken. Ein feuchter Film lag auf seinem Gesicht, und nicht vom Regen, wie auf meinem.
    »Dann wussten Sie auch, dass er eine Herztransplantation gehabt hat. Sie waren dabei, als das Krankenhaus anrief und mitteilte, dass sie Rosas Herz verpflanzen würden. Sie kannten Datum und Ort und brauchten nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu wissen, wer es erhielt. Warum haben Sie Ihrer Arbeitgeberin nichts davon erzählt?«
    Henri holte tief Luft. »Es hätte keinen Sinn gehabt«, sagte er. »Damit wäre niemandem geholfen.«
    Ich nickte. »Okay. Das kann ich verstehen. Der treue Butler, der seine Chefin vor der Erkenntnis schützt, dass ihre Tochter nicht der gehorsame Ausbund armenischer Tugend war, sondern heimlich in die Disco ging und von einem Halbtürken schwanger wurde. Aber warum haben Sie mir nichts gesagt? Glaubten Sie, ich hätte kein Verständnis für das Problem? Oder hofften Sie, ich würde ihn nicht finden? Sie hätten mir eine Menge Sucherei ersparen können.«
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Oder hofften Sie auf ein Wunder?«
    »Ein Wunder?«
    Allmählich verlor ich die Geduld.
    »Sie hatten Angst, entlassen zu werden, falls sie dahintergekommen wäre, dass Sie drei Jahre lang geschwiegen haben.«
    Henri ließ sich in einen der Wartezimmerstühle sinken. Seine Augen flehten um Verständnis. »Sie würde mich entlassen, aber das würde ich schon überleben, ich habe genügend Geld gespart. Warum glauben Sie mir nicht?« Er hob die Hände, als trügen

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