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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Brandsma, Diätassistentin. Das sind alle im ganzen UMC.« Er tippte noch etwas herum und ein paar Namen in der Liste änderten sich. »Auch nicht 2001, keine Emily Brandsma, schon gar nicht in der Kardiologie.«
    »Sie war OP-Schwester im Transplantationsteam«, beharrte Nel. »Vielleicht unter ihrem Mädchennamen. Können Sie feststellen, wer in diesem Jahr alles zum Team gehörte?«
    »Das ändert sich regelmäßig …«
    »Im Januar 2001.«
    Ich sah, wie es CyberNel in den Fingern juckte, als Rutger die Daten der Kardiologiestation aufrief und eine neue Liste erschien. »Einen Augenblick«, sagte Nel und schaute mich an. »Was hat die Freundin nochmal erzählt? Emily konnte nicht zu ihrer Hochzeit kommen, weil sie bei einer Herztransplantation assistieren musste. Die Hochzeit war am 4. Januar.« Sie lächelte Rutger strahlend an. »Kann man das überprüfen?«
    »Das macht die Sache einfacher.« Rutger gab das Datum ein und eine kürzere Liste erschien. »Stimmt, an dem Tag wurde operiert«, sagte er, offensichtlich beruhigt, weil wenigstens etwas von unserer Geschichte stimmte. »Professor Kuller, also muss es eine Transplantation gewesen sein. Aber ich sehe keine Brandsma. Wie lautete ihr Mädchenname?«
    Nel schaute auf den Bildschirm. »Gericks«, sagte sie. »Mit ck.«
    »Auch keine Gericks«, bemerkte Rutger.
    Ich sah, wie sich Nel die Namen einzuprägen versuchte. »Könnten Sie uns die Liste vielleicht ausdrucken?«, fragte ich.
    Rutger blickte sich verwundert zu mir um. »Aber sie steht doch gar nicht drauf!«
    »Gerade deshalb. Das nennen wir einen Negativbeweis«, erklärte ich. »Die Liste beweist, dass sie hier überhaupt nicht gearbeitet und die Freundin uns an der Nase herumgeführt hat. Das erspart den Justizbehörden eine Menge Zeit.«
    Rutger schaute auf die Uhr. »Ich weiß nicht, ob ich das ohne die Zustimmung von Dorfman, unserem Chef, darf, aber der ist, glaube ich, schon weg …«
    »Ach, das ist bestimmt gar nicht nötig«, wandte ich ein. »Das hier geht sowieso nicht weiter als bis zur Staatsanwaltschaft.«
    Er zögerte noch einen Augenblick, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich zum Bildschirm. »Ich weiß im Grunde sowieso nicht, was daran geheim sein soll«, murmelte er.
    Er drückte einige Tasten und der Drucker schaltete sich ein.

 

7
    Nach dreimaligem Klingeln wurde der Hörer abgenommen. »Hier bei Lessing.« Wieder ein dienstbarer Geist.
    Ich verstellte meine Stimme, sodass ich zwanzig Jahre jünger klang. »Guten Tag, Mevrouw, hier spricht Willem Hofstra von der Medizischen Fakultät in Utrecht. Ist Mevrouw Lessing zu Hause?«
    »Nein, tut mir leid, meine Schwester ist bei ihrer Tochter in Arnheim. Soll ich Ihnen die Nummer geben?«
    Ich bewegte mich auf dünnem Eis und vielleicht war ein dienstbarer Geist sogar besser als die Witwe selbst. An wunde Punkte zu rühren, bereitete den Menschen nur unnötigen Schmerz und konnte sie außerdem auf die Idee bringen, wegen medizinischer Fahrlässigkeit Anzeige zu erstatten. Heutzutage musste man schon höllisch aufpassen, wenn man nicht selbst zum Gegenstand einer Untersuchung werden wollte.
    »Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, dann brauche ich Ihre Schwester gar nicht zu belästigen. Es geht um ihren Mann, Frederik Lessing.«
    »Er ist tot.«
    »Ja, deswegen rufe ich an, Mevrouw. Ich führe eine Untersuchung durch, in der es um die Aufklärungsmethoden von Herzpatienten und ihrer Angehörigen hinsichtlich des Cross-match vor Transplantationen geht.«
    »Das ist mir zu hoch«, sagte die Frau.
    Ging mir genauso. »Ihr Schwager stand doch auf der Warteliste für ein Spenderherz und er ist am 6. Januar 2001 gestorben, richtig?«
    »Ja, das war sehr schlimm für meine Schwester. Und für Fred natürlich.«
    »Es gibt einfach zu wenige Spenderherzen.«
    »Ja, ich weiß, aber noch schlimmer ist es, wenn es heißt, dass ein Herz zur Verfügung steht, und man es dann doch nicht erhält.« Sie klang verbittert.
    »Wann war das genau?«
    »Am 4. Januar um vier Uhr morgens. Der Krankenwagen stand schon vor der Tür, als der Anruf kam, dass es doch nicht klappte.«
    »Waren Sie dabei?«
    »Ja, ich war bei meiner Schwester zu Besuch, um ihr zur Seite zu stehen. Es war eine schwere Zeit, nicht nur für Fred, auch für sie.«
    »Das verstehe ich, Mevrouw. Das Problem besteht darin, dass man nur so wenig Zeit hat. Ein Spenderherz muss innerhalb von vier Stunden transplantiert werden. Deshalb benachrichtigt man einen Kandidaten oft

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