Rose
er wusste ja nicht, dass das der Eingang war. Er hörte sie jetzt wieder schreien, diesmal ganz laut. Er bremste so abrupt, das er ins Schlingern geriet und hinfiel. Mit einem leisen „Scheiße“ stand er wieder auf und drehte um. Jetzt sah er, dass mit dem Kamin irgendetwas nicht in Ordnung war.
Vincent war zwar sehr aufgeregt, doch er wollte in dieser Situation nicht übermütig werden und so fing er wieder zu schleichen an. Er stellte sich mit dem Rücken zur Kaminwand und schaute vorsichtig um die Ecke in das Labor. Das, was er sah, zerstörte seine Hoffnung, Claudia retten zu können.
„Vincent, ich habe dich gesehen. Du kannst ruhig reinkommen. Wir warten schon alle sehnsüchtig auf dich.“
Michael war überrascht, dass seine Alarmanlage versagt hatte, doch es war auch ohne sie alles so, wie er es wollte.
Michael stand neben Claudias Kopf und hatte sein Skalpell an ihre Kehle gelegt. Ein wenig Blut floss an Claudias Hals entlang. Vincent hob beide Arme in die Luft und trat ins Labor.
„Michael, tu ihr nichts, bitte.“
Jetzt entdeckte Vincent auch Kerstin. Ihr Körper war leblos an einem Stuhl gefesselt.
„Keine Angst, Kerstin ist nicht tot, sie braucht nur etwas länger, um wieder wach zu werden, ich musste beide betäuben, damit ich sie hier ordentlich fesseln konnte. Das ist doch einleuchtend, nicht wahr, Vincent. Doch jetzt möchte ihr dir vorschlagen, dass du deine Waffe auf den Boden legst und sie zu mir schiebst.“
Vincent nahm langsam den Arm herunter, in dem er seine Waffe hielt und ließ sie auf den Boden fallen. Dann schob er sie mit seinem Fuß zu Michael. Vincent hatte immer noch sein Messer und damit konnte er auch umgehen.
„Wie ich dich kenne, war das noch nicht alles an Waffen, was du bei dir trägst. Also, wenn ich bitten darf.“
Vincent überlegte, ob er es schaffen könnte, das Messer vor ihm geheim zu halten, doch er entschied sich dagegen. Er tat, was Michael ihm befohlen hatte, legte sein Messer und seine Magazine auf den Boden und schob alles zu Michael.
„Das ist wirklich alles. Siehst du, ich bin ehrlich zu dir, ich weiß, dass du nicht blöde bist.“
„Wo ist denn der Vincent, der mich vor nicht mal einer Stunde töten wollte? Wo ist der Vincent, der mich beschimpft hatte? Wo ist denn der Typ? Na ja, ich kann das schon verstehen, wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich vielleicht auch so handeln, doch das bin ich nicht, und was soll ich dir sagen, das gefällt mir richtig gut.“
„Du willst doch mich und nicht die beiden Frauen, lass sie einfach frei und du kannst mit mir machen, was du willst.“
„Das könnte ich wirklich tun, doch wie du an meinem Gesicht ablesen kannst, stehe ich auf Auseinandersetzungen. Ich liebe es, wenn sich meine Opfer wehren. Also pass auf, dass du mich nicht langweilst, sonst werde ich das hier blutig zu Ende bringen. Ich habe die Kontrolle und hatte sie immer gehabt, warum also soll ich Claudia und Kerstin gehen lassen?
Was hätte ich davon?“
„Dann mach schon! Töte mich, damit das hier endlich ein Ende hat, ich kann nicht mehr“, hauchte Claudia leise und voller Hass.
„Claudia nicht!“, sagte Vincent und winkte hektisch mit seinen Händen, obwohl Claudia ihn nicht sehen konnte, weil ihr Kopf ja fixiert war.
„Es wäre besser, wenn du deinen Mund halten würdest, außer du willst sehen, wie ich langsam, ganz langsam, deine Tochter aufschlitze.“
Claudia wollte alles, nur das nicht. Sie sagte nichts mehr, sie wollte nichts riskieren. Tränen der Angst liefen ihre Wangen entlang. Michael strich mit seinem Zeigefinger über die feuchte Wange und steckte sich den Finger in den Mund. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und man sah, dass er es genoss.
„Sie schmecken einfach himmlisch. Tränen der Angst sind etwas ganz Besonderes.“
„Du bist so krank. Du brauchst ganz dringend Hilfe!“
„Du Arschloch, lass meine Mutter in Ruhe, sonst reiße ich dir deinen Schwanz ab, du krankes Schwein!!“
Michael, Vincent und Claudia zuckten zusammen, mit Kerstin hatten sie alle nicht gerechnet. Michael erschrak so sehr, dass das Skalpell etwas tiefer in Claudias Hals eindrang, nicht lebensgefährlich, doch immerhin so tief, das Claudia vor Schmerzen anfing zu schreien. Ihr Blut sammelte sich in ihrer Drosselgrube, ein kleiner roter See entstand.
Da wurde Kerstin bewusst, dass sie doch lieber still sein sollte. Auch sie fing an zu weinen, sie konnte es nicht ertragen, ihre Mutter leiden zu
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