Rose
bis hierher schaffen sollte. Habt keine Angst, hier ist es am sichersten für euch.“
Sie betraten die Fabrik, nachdem Michael gescannt worden war. Beide Frauen ahnten nicht, dass sie gerade mit dem übelsten Killer aller Zeiten zusammen waren. Claudia nicht, weil sie nur an Vincent dachte, und Kerstin nicht, weil sie Michael einfach glaubte.
Michael führte sie beide in einen kleinen Raum, der keine Fenster hatte. Er sah fast so aus, wie der Bunker in dem Hotel. Nur, dass es keinen Fernseher gab. Dafür sah man zwei Videokameras. Die Eingangstür zu diesem Raum wirkte, als ob man sie geradewegs von einem U-Boot ausgebaut und hier wieder angebracht hatte. Etwas ungläubig betraten Claudia und Kerstin den Raum. Die Zimmerdecke war abgehängt worden und ringsherum war ein zehn Zentimeter breiter Spalt. Aus diesem Spalt schien ein sanftes Licht.
Claudia und Kerstin standen in der Mitte des Raumes, als plötzlich die Tür mit einem dumpfen Knall in das Schloss fiel. Sie hörten, wie die Verriegelung aktiviert wurde. Schlagartig wurde ihnen klar, dass sie nicht mit einem Polizisten mitgefahren waren, sondern den Killer kennen gelernt hatten. Kerstin rannte zur Tür und trommelte dagegen. „Ey, du Arschloch, lass uns sofort wieder hier raus!... Du sollst uns rauslassen!“ Den letzten Satz schrie sie schon unter Tränen. Sie schlug immer wieder gegen die Metallmauer, bis sie schließlich weinend zusammenbrach.
Claudia saß stattdessen ganz still auf dem braunen Sofa und rührte sich überhaupt nicht. Es sah so aus, als ob sie hypnotisiert worden wäre. Keinerlei Regung zeigte sich in ihrem Gesicht und das, obwohl ihre Tochter völlig am Ende war.
„Mama!... Mama!“, schrie Kerstin, doch erst als Kerstin aufstand, sie an den Schultern ergriff und schüttelte, wachte Claudia langsam auf. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und drückte sich ganz fest an sich. Kerstin kniete sich vor ihr hin und auch sie umarmte ihre Mutter. Sie legte ihren Kopf in ihren Schoß. Tränen der Angst ergossen sich auf das Kostüm von Claudia.
Claudia weinte nicht, sondern war immer noch ganz still. Nach ein paar Minuten befreite sich Kerstin aus dem Griff der Mutter und schaute sie fragend und gleichzeitig verwirrt an.
„Mama, was ist denn mit dir los? Du bist so still. Hast du denn gar keine Angst?“
„Doch, mein Schatz, ich habe auch Angst, doch ich habe auch schon einen Plan, wie wir hier wieder rauskommen.“
„Du hast einen Plan?“
„Pass auf“, flüsterte sie „Hier sind überall Kameras und ich wette, dass uns der Killer gerade beobachtet. Ich glaube auch, dass hier bestimmt Mikrophone eingebaut sind. Da du aber schon vor mir kniest, möchte ich, dass du mit deiner Hand langsam und unauffällig mein rechtes Bein hinabfährst. Unten an meinem Knöchel habe ich eine Waffe, die mir Thomas gegeben hat.“
Kerstin schaute ihre Mutter erschrocken an, denn sie hätte nie gedacht, dass gerade ihre Mutter so unglaublich stark sein konnte.
„Mama?...“
„Tu, was ich dir gesagt habe und tue es unauffällig“, unterbrach Claudia ihre Tochter.
„Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir wissen nicht, wann er wiederkommen wird. Ich werde ihm den Kopf wegschießen, wenn er reinkommt und dir was antun will. Doch dafür brauche ich meine Waffe und ich brauche auch das Überraschungsmoment, er wird nicht ahnen, dass ich bewaffnet bin. Hast du mich verstanden?“
„Ja, das hab ich.“
Kerstins Hand glitt am Bein von Claudia entlang und fühlte an ihrem Knöchel die Halterung, in der die Waffe befestigt war. Sie löste den Klettverschluss so leise sie nur konnte. Als sie das kalte Metall berührte, schreckte sie kurz zurück. Sie hatte Angst, dass die Waffe losgehen könnte, wenn sie sie falsch anfassen würde.
„Mach dir keine Sorgen, sie ist gesichert und kann ungewollt nicht losgehen“, beruhigte Claudia ihre Tochter.
Kerstin zog die Waffe aus dem Halfter und schob sie so unauffällig wie nur möglich nach oben. Als die Waffe auf dem Schoß von Claudia lag, umarmte Kerstin abermals ihre Mutter und tat so, als ob sie wieder weinen musste.
Claudia griff nach der Waffe und schob sie langsam unter ihren rechten Oberschenkel. Sie hielt sie so, dass man sie nicht sofort sehen konnte, entsicherte sie und berührte leicht den Abzug.
„Ich bin so weit, du kannst jetzt wieder aufstehen. Setz dich auf die linke Seite von mir, damit ich dich nicht verletzten kann, wenn das Arschloch die Tür wieder aufmacht.“
Kerstin tat, was ihre
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