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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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beleidigt.«
    »Natürlich nicht. Und wie sehen wir die Dinge?«
    »Mit dem Herzen.«
    »Schon vor langer Zeit habe ich gelernt, die Logik und den Verstand vor die Gefühle zu stellen. Meine Lebensphilosophie ist ganz einfach.«
    »Und wie lautet Ihr Grundsatz?«
    »Erst das Hirn, dann das Herz.«
    Das beeindruckte Mary Rose nicht. »Also gestatten Sie sich keine Gefühle? Müssen Sie immer erst nachdenken?«
    »Natürlich.«
    Seufzend verdrehte sie die Augen. »Adam wird Sie sicher mögen.«
    »Warum?«
    »Weil mein Bruder Ihre Philosophie teilt. Manchmal treibe ich ihn mit meinen überschwenglichen Gefühlen fast zum Wahnsinn. Aber ich bin nun mal so. Wenn ich dieses Tal betrachte …« Errötet verstummte sie.
    »Ja?«
    »Sicher halten Sie mich für verrückt.«
    »Bestimmt nicht.«
    Sie holte tief Atem. »Verspotten Sie mich nur, wenn Sie wollen. Jedenfalls fühle ich mich diesem Land so innig verbunden, dass ich oft glaube, ich würde sein Herz schlagen hören.« Aufmerksam beobachtete sie ihn, aber er lächelte nicht einmal. »Und ich dachte, auch Sie würden so etwas empfinden, Harrison. Ich bin mir noch immer nicht sicher …«
    »Wann reitest du endlich weiter, Mary Rose?«, rief Cole hinter ihr. »Ständig muss ich deinetwegen warten. Nun habe ich schon fast den ganzen Tag vertrödelt.«
    Sofort drückte sie die Fersen in die Flanken ihrer Stute. »Mein Bruder mag’s nicht, wenn man trödelt. Eigentlich ist er sehr nett, aber er zeigt’s nicht gern.«
    Harrison verkniff sich einen Kommentar und verschwieg, dass ihm nie zuvor ein so unfreundlicher Mensch wie Cole begegnet war.
    Der junge Mann, der vor dem Haus wartete, musste sich eine Zeit lang gedulden, bevor er mit dem fremden Besucher bekannt gemacht wurde. Nachdem Harrison abgestiegen war, versuchte er MacHugh in den Stall zu führen.
    Aber das passte dem Hengst nicht. Schnaubend bäumte er sich auf, tänzelte umher und stieß seinen Herrn an, der rücklings im Staub landete. Douglas verzog keine Miene, aber Cole lachte Tränen. Am liebsten hätte Harrison ihn umgebracht, aber das konnte er natürlich nicht tun, wenn er zum Essen bleiben und herausfinden wollte, wer zum Teufel diese Leute wirklich waren.
    Schließlich gab er seinen Kampf gegen das Pferd auf, ließ die Zügel los und ging in den nächstbesten Corral. Verwundert wieherte MacHugh, dann stapfte er hinter seinem Herrn her. Er ließ sich widerstandslos absatteln, und Harrison mahnte: »Wenn du über diesen Zaun springst, bist du auf dich selber gestellt.«
    »Kommen Sie doch her, Harrison, ich möchte Sie mit Travis bekannt machen!«, rief Mary Rose.
    »Travis?«, wiederholte Harrison und schüttelte ihm die Hand. »Ist das ein irischer Name?«
    »Schon möglich«, erwiderte der junge Mann lächelnd.
    Verdammt, was war das für eine Antwort? Danach konnte er nicht fragen, weil Mary Rose gerade wortreich erzählte, dass er Cole vor einem Schuss aus dem Hinterhalt bewahrt hatte. Währenddessen musterte er Travis, der mit seinen rotbraunen Haaren und grünen Augen weder Mary Rose noch einem der beiden anderen Brüder ähnlich sah. Aber mittlerweile konnte ihn nichts mehr überraschen. Er würde nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn dieses Mädchen ihm einzureden versuchte, Travis sei ihr Zwillingsbruder und ein Vollblutindianer.
    Grinsend wandte sich der junge Mann zu Harrison. »Wirklich, man muss sehr mutig sein, um so ein ekliges Pferd zu reiten.«
    »Sei nicht so unhöflich, Travis!«, schimpfte Mary Rose.
    »Wieso? Ich habe ihm doch ein Kompliment gemacht. Dazu gehört tatsächlich eine Menge Mut. Tut mir Leid, wenn ich Sie gekränkt habe, Mr MacDonald.«
    Inzwischen war Cole zum Wagen gegangen, um die Einkäufe abzuladen. »Harrison, wollen Sie MacHugh morgen satteln?«, rief er.
    Sofort erwachte Harrisons Misstrauen. »Warum?«
    Cole hob den Mehlsack auf seine Schulter. »Weil ich zuschauen möchte.«
    Harrison wusste, dass er’s bereuen würde, wenn er irgend etwas sagte. Und so zwang er sich, den Mund zu halten. Er beobachtete, wie Cole im Haus verschwand.
    Erst jetzt entdeckte er die hochgewachsene, dunkelhäutige Gestalt, die an einem Stützpfeiler lehnte. Der Mann sah sehr eindrucksvoll aus, mit seinen breiten Schultern, dem silbergrauen Haar und der goldgeränderten Brille. Zu einem rotkarierten, am Kragen geöffneten Hemd trug er eine dunkelblaue Hose. Er wirkte ruhig und gelassen. War das ein armer, bedürftiger Mensch, den Mary Rose in ihrem Haus aufgenommen hatte? Falls

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