Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
dass er sich zum Narren machte und das Mädchen unentwegt anstarrte.
    Ihre Brüder waren nicht so höflich. Während sie aßen, ließen sie ihn kaum aus den Augen, bestürmten ihn mit ihren Fragen, und beim Kaffee wurde das Verhör fortgesetzt. Die Rangordnung war offenkundig geworden, sobald die Familie Platz genommen hatte. Adam saß am Kopfende des Tisches, Mary Rose zu seiner Linken, Cole zu seiner Rechten, Douglas neben seiner Schwester und Travis, der Jüngste, an Coles Seite. Den Gast hatte man gegenüber dem Mann platziert, den er insgeheim als Patriarchen der Claybornes bezeichnete.
    »Sind Sie satt geworden, Mr MacDonald?«, wollte Adam wissen.
    »Ja, danke, der Eintopf war ausgezeichnet. Bitte, nennen Sie mich doch Harrison.«
    »Gut, dann sagen Sie Adam zu mir. In England tragen manche Leute Adelstitel. Gilt das auch für Schottland?«
    »Haben Sie einen Titel?«, erkundigte sich Douglas.
    Darauf gab Harrison keine Antwort. Das Thema machte ihn verlegen, weil er fand, ein aristokratischer Gentleman würde in diesen Bergen pompös und fehl am Platz wirken.
    »Nun?«, drängte Cole unbarmherzig.
    »Nun – ja«, gab Harrison unbehaglich zu. »Der Titel wurde von Generation zu Generation weitervererbt.«
    »Und wie lautet er?«, fragte Adam.
    »Ich bin der Graf von Stanford, Hawk Isle.«
    »Imposant«, meinte Douglas. »Sind Sie mit diesem Titel auf die Welt gekommen?«
    »Nein, ich erbte ihn, als mein Vater starb.«
    Interessiert beugte Cole sich vor. »Wie werden Sie genannt? Sir?«
    »Nur vom Personal.«
    »Und was sagen die anderen?«
    »Lord.«
    Cole grinste. »Klingt ziemlich affektiert. Sind Sie sehr reich? Besitzen Sie viele Ländereien?«
    »Nein.«
    Mary Rose merkte, wie unangenehm der Gast diese Fragen fand, und beschloss, das Thema zu wechseln. »Heute hat Adam das Essen zubereitet, weil er gerade an der Reihe war. Er musste Samuel helfen.«
    »Wer ist Samuel?«
    »Unser Koch. Den haben Sie noch nicht kennen gelernt. Meistens isst er mit uns, aber heute Abend hat er etwas anderes zu tun.«
    »Hat er nicht«, widersprach Cole und wandte sich zu Harrison. »Er tat nur so, weil er Fremde hasst, und Sie werden ihn erst zu Gesicht bekommen, wenn er’s will. Warum haben Sie Schottland verlassen?«
    Der plötzliche Themenwechsel überraschte Harrison nicht, und er unterdrückte ein Lächeln. Diese Taktik hatte er vor Gericht schon oft angewandt, um Zeugen aus dem Konzept zu bringen und ihnen unbedachte Antworten zu entlocken. »Ich wollte mich in den Staaten umsehen.«
    Ungläubig runzelte Cole die Stirn, aber Harrison machte sich nicht die Mühe, ihn zu überzeugen, und wartete auf die nächste Frage.
    »Mary Rose hat erzählt, Sie würden sich für die Viehzucht interessieren«, bemerkte Douglas.
    »Das stimmt.«
    »Warum?«, wollte Travis wissen.
    »Ich würde gern eine Ranch besitzen.«
    »Aber so ein Leben ist mit harter Arbeit verbunden«, warnte Douglas.
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    »Und was gefällt Ihnen dran?«, fragte Travis.
    »Ich bin gern im Freien.«
    »Das klingt so, als hätten Sie bisher ständig in einem Büro gesessen.«
    »Meistens blieb mir nichts anderes übrig. Erst in letzter Zeit konnte ich Geschäftsreisen unternehmen.«
    »Für wen arbeiten Sie?«, erkundigte sich Douglas.
    »Für Lord William Elliott. Aber jetzt habe ich Urlaub.« Und so ging es weiter. Manchmal antwortete Harrison ausweichend, oder er schweifte vom Thema ab, nur um zu sehen, welcher Bruder eine Frage wiederholen würde. Erstaunlicherweise war Travis, der jüngste, am hartnäckigsten. »Warum sind Sie nicht in den Staaten geblieben?«
    »In den Staaten?«, wiederholte Harrison verständnislos.
    »Montana gehört nicht dazu«, erklärte Douglas.
    »Ach, das hatte ich vergessen. Wird dieses Land den Vereinigten Staaten beitreten?«
    »Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Und warum sind Sie übers Meer gefahren?«, fragte Travis.
    »Weil ich mich hier umsehen wollte. Das habe ich doch schon erwähnt.«
    »Hört doch auf, ihn zu belästigen!«, bat Mary Rose und lächelte Harrison an. »Wie gefällt Ihnen unser Haus?«
    »Sehr gut.«
    »Aber Sie kennen’s noch gar nicht richtig«, protestierte Douglas.
    »Nur das Erdgeschoss«, bemerkte Cole. »Und mehr kriegen Sie auch nicht zu sehen. Harrison. Der Oberstock ist tabu.«
    »Da sind nur Schlafzimmer«, erklärte Mary Rose und warf ihrem unhöflichen Bruder einen vernichtenden Blick zu.
    »Dieses Haus überrascht mich«, gestand Harrison. »Ich hatte

Weitere Kostenlose Bücher