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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ich Sie bitten, heute Abend unsere Tradition zu erdulden.«
    »Sehr gern«, antwortete Harrison, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, was von ihm verlangt wurde.
    Adam wandte sich wieder zu seiner Schwester. »In letzter Zeit waren wir sehr nachlässig. Würdest du das Abendgebet sprechen, Mary Rose?«
    Gehorsam senkte sie den Kopf und faltete die Hände. »Au nom du Père …«
    Wieder einmal staunte Harrison über die Clayborne-Familie. Während der ganzen Mahlzeit sprachen sie alle Französisch.
    Wie er feststellte, verfügte Mary Rose über den größten Wortschatz, und er nahm an, dass sie die Fremdsprache auf dem Internat gelernt hatte – offenbar schon vor Jahren. Das verriet ihr Akzent. Hingegen stolperte Travis über mehrere Wörter, und seine Aussprache hätte einen Franzosen erschauern lassen.
    Beim Essen erinnerte sich Harrison an das Tischgebet, das französische Vaterunser. »Sind Sie alle katholisch?«
    »Ja«, bestätigte Mary Rose. »Warum?«
    »Ach, nur so …« Das würde Lord Elliott einen gewaltigen Schrecken einjagen, denn er gehörte der anglikanischen Kirche an. Natürlich würde er seine Tochter innig lieben, aber beharrlich versuchen, sie zu bekehren.
    »Übrigens, wir sind nicht immer Katholiken.«
    »Was? Entweder man ist katholisch – oder nicht.«
    »Wir sind nur zeitweise Katholiken.«
    »Und wann, wenn ich fragen darf?«
    »Im April, Mai und Juni.«
    »Und im Juli, August und September?«
    »Dann sind wir Lutheraner«, verkündete Travis.
    »Und die nächsten drei Monate?«
    »Da sind wir Baptisten, oder wir versuchen zumindest, deren Regeln zu befolgen.«
    »Soll das ein Witz sein?«, rief Harrison verwirrt.
    »Keineswegs«, erwiderte Mary Rose. »Wo waren wir gerade?«
    »Beim Januar«, wurde sie von Cole erinnert.
    »Im Januar, Februar und März sind wir Juden …«
    »Juden?« Harrison schrie beinahe.
    »Was haben Sie denn gegen die jüdische Religion?«, erkundigte sich Cole. »Ich kann Leute mit Vorurteilen nicht ausstehen.«
    Seufzend schloss Harrison die Augen und zählte bis zehn. Dann hob er die Lider und fauchte: »Ich habe keine Vorurteile, ich versuche nur, das alles zu begreifen. Wenn Sie jeweils nur drei Monate einer Religion angehören, verspotten Sie alle vier.«
    Adam erbarmte sich seiner. »Auf diese Weise bemühen wir uns, möglichst viel über jede einzelne Religion zu lernen, Harrison, und die Überzeugungen anderer Menschen zu respektieren. Glauben Sie an die Existenz Gottes?«
    »Ja.«
    »Wir auch. Aber wir gehören keiner organisierten Kirche an.«
    »Weil es in Blue Belle keine gibt«, warf Douglas ein. »Die Leute wollen zwar eine bauen, doch sie können sich auf keine Religion einigen. Also wird nichts draus.«
    »Es gibt noch mehr Religionen als diese vier«, bemerkte Harrison. »Möchten Sie die alle kennen lernen?«
    Adam nickte. »Selbst wenn wir unseren Geist, unsere Herzen und Seelen einer bestimmten Religion geweiht haben, werden wir uns auch weiterhin über andere informieren. Wissen bedeutet Freiheit, und die Freiheit verhilft einem zum besseren Verständnis aller Dinge. In Hammond leben mehrere jüdische Familien, die wir möglichst oft besuchen. Ein paar andere Stadtbewohner mögen sie nicht. So lächerlich das auch erscheinen mag – was sie nicht verstehen, lehnen sie ab. Manche verspotten die Juden sogar. Diese Ignoranz ist eine wahre Schande. Da wir nicht als Juden geboren sind, können wir den jüdischen Glauben nicht praktizieren. Zumindest haben wir diesen Eindruck gewonnen, nach allem, was uns die jüdischen Familien erzählt haben. Ihre Traditionen bedeuten ihnen sehr viel, und ihre Kenntnisse bereichern auch uns. Je mehr wir erfahren, desto besser verstehen wir.«
    »Sprechen Sie Französisch, um zu verstehen, wie die Leute in Frankreich leben?«, fragte Harrison.
    Ein seltsames Glitzern erhellte Adams Augen. »Wir sprechen Französisch, weil heute Donnerstag ist.«
    »Und?« Grinsend beugte sich Harrison vor, und Mary Rose lächelte ihn an.
    »An Dienstagen, Donnerstagen und Samstagen sprechen wir immer Französisch.«
    »Wird diese Diskussion so ähnlich verlaufen wie jene andere – über die Iren?«
    »Vielleicht.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Travis.
    »Harrison wollte, dass wir alle Iren sind«, erläuterte Mary Rose. »Keine Ahnung, warum er das so wichtig nahm. Ich versuchte nur, ihm einen Gefallen zu erweisen. Immerhin ist er unser Gast, und er soll sich willkommen fühlen.«
    Verständnisvoll nickte Travis. »Und

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