Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
wurde die große Eröffnungsfeier verschoben. Elliott fand den Feuerschutz unzulänglich, und deshalb ließ er gewisse Veränderungen vornehmen. Während er die Umbauten persönlich beaufsichtigte, blieb seine Frau bei ihm in Amerika. Nach einigen Monaten gebar sie ihre Tochter, und sie wurde nach Elliotts Mutter Victoria genannt.«
    Nun hielt Harrison kurz inne, um seine Gedanken zu ordnen. Prüfend musterte er die Brüder. Errieten sie bereits, worum es ging? Aber er las nur milde Neugier in ihren Augen.
    »Fast ein ganzes Jahr hatten sie in New York City verbracht, als die Tragödie geschah. Die Fabrik sollte endlich eröffnet werden. Elliott und seine Frau besuchten die Feier, und Agatha wollte das Baby mitnehmen. Doch das gestattete er nicht. Er erklärte, Victoria sei noch keine vier Monate alt, und die kalte Frühlingsluft würde ihr schaden. Und so blieb die Kleine in der Obhut ihrer Kindermädchen und des Personals daheim. Zwei Tage später kehrten die Eltern nach New York City zurück. Vor der Haustür wartete die Polizei. Das Kindermädchen war mit dem Baby verschwunden. Am nächsten Nachmittag traf ein Brief ein, in dem ein hohes Lösegeld gefordert wurde. Elliotts Sekretär, George MacPherson, hielt den Boten fest, ehe er entfliehen konnte, zerrte ihn ins Haus und befragte ihn. Doch der Junge konnte nichts erzählen, was nennenswerte Anhaltspunkte geliefert hätte. In aller Eile beschaffte Elliott die Summe, die man verlangt hatte, und wartete auf neue Instruktionen, da er noch nicht wusste, wohin das Geld gebracht werden sollte. Aber er erhielt keinen Brief mehr. Verzweifelt klammerte er sich an die Hoffnung, seine Tochter möge unversehrt zu ihm zurückkehren.«
    »Und was ist aus ihr geworden?«, fragte Travis.
    »Sie verschwand. Von diesem Albtraum konnte sich Lady Agatha nie mehr erholen. Sie erkrankte, und nachdem Elliott sechs Monate vergeblich nach dem Baby gesucht hatte, musste er seine Frau nach England zurückbringen. Sein Sekretär MacPherson blieb in New York City, um weitere Nachforschungen anzustellen. Jede Spur wurde verfolgt, aber die Detektive, die Elliott engagiert hatte, und die Behörden tappten im Dunklen. Nach einem halben Jahr wurde das Kindermädchen aufgespürt.«
    »War das Baby bei ihr?«, erkundigte sich Cole.
    »Nein. Und in dem Zimmer, das sie gemietet hatte, entdeckte man keine Hinweise auf Victorias Verbleib. Man nahm an, die Frau hätte das Kind in ein Versteck außerhalb von New York gebracht und wäre dann aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen zurückgekehrt. Leider konnte sie nicht mehr befragt werden. Sie lag tot am Boden – erdrosselt. Ein Jahr später starb Agatha. Die Ärzte meinten, sie sei der Schwindsucht zum Opfer gefallen. Aber Elliott kannte die wahre Todesursache – ihr gebrochenes Herz.«
    »Nahm sie’s ihrem Mann übel, dass er das Baby damals daheim gelassen hatte?«, fragte Travis.
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Harrison. »Natürlich machte er sich selber die bittersten Vorwürfe. Nachdem mein Vater starb, nahm Elliott mich in seinem Haus auf, ermöglichte mir eine gute Ausbildung und versuchte sein Leben zu meistern. In England wussten alle, was geschehen war. Nicht nur als Geschäftsmann, sondern auch als stimmgewaltiger Parlamentarier hatte er sich einen Namen gemacht. Doch nach der Heimkehr zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und verkaufte einen Großteil seiner Fabriken, um sich auf die Suche nach seiner Tochter zu konzentrieren. Und wann immer ich von der Universität nach Hause kam, erzählte er mir, es gäbe neue Anhaltspunkte. Dieses oder jenes Mädchen sei entdeckt worden, das Agatha oder einer anderen Verwandten gleichen würde.«
    »Offenbar klammerte er sich an jeden noch so dünnen Strohhalm«, bemerkte Cole.
    »Er war verzweifelt«, meinte Adam.
    »Allerdings«, stimmte Harrison zu. »Erst vor zwei Jahren gab er die Suche entmutigt auf, aber ich setzte sie fort. Ich war wie besessen, gönnte mir weder Ruhe noch Rast.«
    »Und jetzt?«, fragte Adam.
    Harrison holte tief Atem. »Jetzt habe ich sie endlich gefunden.«
     
    23. August 1866
    Liebe Mama Rose, ich habe mit Coles Revolver gespielt, nur so zum Spaß. Trotzdem schrie er mich ganz furchtbar an, und er sagte, er würde mir den Hintern versohlen. Da schluchzte ich, so laut ich konnte, und er besann sich anders. Revolver sind schlecht, Mama. Das hat Adam gesagt. Ich will nicht mehr mit solchen Waffen spielen. Nie wieder. Würdest du Cole schreiben, er

Weitere Kostenlose Bücher