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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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bleiben. Er war dreizehn und Cole elf, ebenso wie Douglas.«
    »Also noch Kinder … Kamen Sie gar nicht auf den Gedanken, das Baby könnte entführt worden sein?«
    »Warum sollten wir?«, fragte Cole. »Wir dachten, die Mutter oder der Vater wollten es nicht mehr haben. Viele Eltern ließen ihre Kinder im Stich, und die trieben sich dann auf den Straßen herum.«
    Douglas seufzte. »So wie Travis, Cole und ich. Nur bei Adam war’s anders. Seine Mutter schickte ihn weg, damit er sich in Sicherheit bringen konnte.«
    »Ob meine Mutter mich verstoßen hätte, weiß ich nicht«, sagte Cole leise, »weil sie bei meiner Geburt starb. Und ich hörte, sie sei eine gute Frau gewesen. Sie hieß Mary. So nannte ich unser Baby ihr zu Ehren. Und weil auch Adams Mama Rose herzensgut ist, wurde ihr Name hinzugefügt. Das war Douglas’ Idee.«
    »Wissen Sie etwas über ihren Vater, Cole?«, fragte Harrison.
    »Eine Zeit lang behielt er mich bei sich, aber dann interessierte er sich mehr für Whiskey und Gin. Er versuchte mich zu verkaufen, und als ich hörte, er würde zwei Flaschen für mich kriegen, brannte ich durch.«
    Welch eine grausame Jugend … Nun sah Harrison die Claybornes in einem ganz anderen Licht. Sein Blick verriet Respekt und Bewunderung. »Sie alle sind sehr tapfer.«
    Aber Douglas schüttelte den Kopf. »O nein, wir bemühten uns nur, unser Bestes zu tun. Damals waren wir alle verängstigte kleine Jungs, und trotzdem wollten wir für Mary Rose sorgen, so gut wir’s konnten.«
    »Das ist Ihnen sicher nicht leicht gefallen.«
    »Am schlimmsten war’s, die Windeln zu wechseln«, bemerkte Cole grinsend.
    »Und wieso kennen Sie Mary Roses Geburtsdatum? Sie erzählte mir, sie habe Papiere. Wo sind sie?«
    »In dem Kuvert mit dem Geld steckten zwei Dokumente«, erklärte Douglas. »Die verwahrt Adam in der Bibliothek. Auf dem einen Papier stehen eine Menge Zahlen, das andere sieht aus wie eine herausgerissene Buchseite. Am oberen Rand sind das Geburtsdatum, das Gewicht und die Größe des Babys vermerkt.«
    Harrison nickte. »Aus der Familienbibel wurden zwei Seiten herausgerissen. Eine schickten die Entführer zurück, zusammen mit der Lösegeldforderung, um zu beweisen, dass Victoria sich in ihrer Gewalt befand. Am unteren Rand stand ihr voller Name.«
    Douglas nickte. »Damals konnten Travis, Cole und ich noch nicht lesen. Aber Adam hat’s uns gesagt.«
    »Und wer brachte Ihnen Lesen und Schreiben bei?«
    »Adam.«
    »Wissen Sie, wer das Kindermädchen erwürgt hat?«, fragte Cole.
    »Nein«, erwiderte Harrison. »Von Anfang an bezweifelte Elliott, dass sie allein gehandelt hatte. Um eine Entführung zu planen, war sie nicht klug genug – und außerdem sehr ängstlich. Also muss sie mit jemandem zusammengearbeitet haben.«
    »Vielleicht ist er auch schon tot«, meinte Douglas.
    »Es könnte eine Frau gewesen sein.«
    »Nein, es war ein Mann.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    »Weil ich ihn gesehen habe.«
    Erregt beugte sich Harrison vor und fegte sein Brandy-Glas beiseite, ohne es zu bemerken. »Sie haben ihn gesehen?«
    »O ja. Er stieg aus einer eleganten Kutsche mit einem Wappen an der Tür, und er trug einen schwarzen Umhang, so wie die reichen Männer, wenn sie in die Oper gehen. Sein Hut war tief in die Stirn gezogen. Trotzdem sah ich sein Gesicht. Er stand direkt unter der Straßenlampe und schaute in meine Richtung. Aber er entdeckte mich nicht. Wahrscheinlich hörte er irgendein Geräusch, und deshalb drehte er sich zu mir. Jedenfalls konnte ich ihn mir ganz genau anschauen. Soll ich ihn beschreiben?«
    »Können Sie sich denn erinnern? Damals waren Sie erst zwölf, Douglas. Im Lauf der Jahre verblassen die Erinnerungen.«
    »Erzähl ihm doch mal von deiner Schnittwunde, Cole«, schlug Douglas vor, und sein Bruder lächelte.
    »Wir waren etwa fünfzehn Jahre alt und wollten ein paar Felle stehlen, weil wir für den Winter Mäntel brauchten. Und so schlich ich mich ins Lager indianischer Renegaten, die unsere Gegend schon seit einiger Zeit unsicher machten. Sie stahlen und mordeten und zündeten die Häuser der Leute an. Alle fürchteten sich vor ihnen. Ich auch, aber ich wollte unbedingt die Felle haben, und die schnappte ich mir. Etwa zwanzig Mann rannten mir nach, und einer stach mich in den Bauch. Das brannte wie Feuer. An diesen Schmerz erinnere ich mich noch sehr gut. Adam musste die Wunde nähen, und während er mich verarztete, saß Mary Rose neben mir und hielt weinend meine Hand. Damals war sie

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