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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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soll mich nicht anbrüllen? Ich bin ein braves Mädchen. Adam hat’s gesagt.
    Ich liebe dich,
    deine brave Tochter Mary Rose

12
    Sie wollten ihm nicht glauben. Entschieden behauptete Cole, Mary Rose könne unmöglich Victoria sein. Adam war vernünftiger, stellte gezielte Fragen und suchte Widersprüchlichkeiten. Während sich Travis bemühte, Harrisons Erklärungen zu zerpflücken, blieb Douglas ungewöhnlich schweigsam, starrte in sein Brandy-Glas und schüttelte immer wieder den Kopf. Offenbar hatte es ihm die Sprache verschlagen.
    »Falls es irgendeine Übereinstimmung gibt, ist das reiner Zufall!« Kraftvoll schlug Cole mit der Faust auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Wann wurde Victoria geboren?«, erkundigte sich Adam. In seiner bebenden Stimme schwangen mühsam unterdrückte Gefühle mit.
    Schon dreimal hatte Harrison diese Frage beantwortet, aber er wiederholte geduldig: »Am z. Januar 1860.«
    »Heilige Mutter Gottes!«, flüsterte Adam.
    »An diesem Tag kamen viele Leute zur Welt«, argumentierte Travis. »Wieso glauben Sie, dass unsere Mary Rose Ihre Victoria ist?«
    »Das habe ich bereits erzählt.«
    »Verdammt, erzählen Sie’s noch einmal!«
    »Wenn’s unbedingt sein muss … Die Frau, die Mary Rose im Internat sah, verständigte einen von Elliotts Mitarbeitern. Zufällig war ich zur selben Zeit aus geschäftlichen Gründen in Chicago, und sie lebte in der Nähe. Also fuhr ich mit der Bahn zu ihr.«
    »Wieso haben Sie von dieser Frau gehört?«, wollte Travis wissen. »Gibt’s hier in Amerika Leute, die für Elliott arbeiten?«
    »Ja, aber ich wurde nicht von ihnen benachrichtigt, sondern erhielt ein Telegramm aus dem Londoner Hauptbüro, das von der amerikanischen Zweigstelle informiert worden war. Ich hatte Elliotts Angestellte gebeten, mich stets auf dem Laufenden zu halten, falls sich neue Anhaltspunkte bieten sollten. Seine Lordschaft hat die Suche bereits aufgegeben.«
    »Und Sie nicht!« Harrisons Beharrlichkeit schien Travis zu ärgern.
    »Nein, ich nicht, und sein Personal ebenso wenig. Nachdem ich das Telegramm bekommen hatte, engagierte ich einen Anwalt in St. Louis und beauftragte ihn, Mary Rose im Internat aufzusuchen.«
    »Anwälte halten zusammen wie Pech und Schwefel, was?«, murmelte Cole.
    Harrison beachtete den Einwurf nicht. »Und was der Mann herausfand, erregte meine Neugier.«
    »Sicher hat sie ihm nichts erzählt«, erwiderte Cole.
    »Kein Sterbenswörtchen. Die Internatsleiterin verriet ihm, Mary Roses Mutter würde im Süden leben. Natürlich überlegte ich, warum, fand es aber nicht wichtig genug, um Nachforschungen anzustellen. Um so bemerkenswerter erschien mir die Tatsache, dass Mary Rose ihre Brüder nicht erwähnte. Normalerweise prahlen Schwestern mit ihren älteren Brüdern oder beklagen sich über sie. Doch der Anwalt berichtete, sie habe nicht über die vier Claybornes gesprochen und sehr beunruhigt gewirkt.«
    »Weil sie allen Anwälten misstraut, genauso wie wir«, betonte Travis.
    »Das verstehe ich. Als Sie alle errieten, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, verriet mir Ihre Reaktion, dass zumindest einer von Ihnen in Schwierigkeiten stecken muss.«
    »Wir haben Mary Rose angewiesen, nicht über uns zu reden, weil sich die Leute nicht in Dinge einmischen sollen, die sie nichts angehen.«
    »Jedenfalls machte mich das Benehmen Ihrer Schwester neugierig. Im Lauf der Jahre hatte ich zahlreiche Berichte über Mädchen erhalten, die angeblich Victorias Mutter, ihrer Tante oder sonstigen Verwandten glichen. Obwohl jene Frau eindringlich behauptet hatte, Mary Rose sei der verstorbenen Lady Agatha wie aus dem Gesicht geschnitten, hätte mich das nicht veranlasst, die weite Reise nach Montana anzutreten. Nein, ich kam hierher, weil der Anwalt mich über sein Gespräch mit Mary Rose informiert hatte.«
    Obwohl Harrison eigentlich keinen Brandy trinken wollte, schenkte er sich einen Schluck ein, denn seine Kehle war staubtrocken.
    »Kurz nach der Hochzeit beauftragte Elliott einen bekannten Maler, seine Frau zu porträtieren. Das Bild hängt in seiner Bibliothek. Und als ich Mary Rose durch Morrisons Laden schlendern sah, dachte ich, Lady Agatha sei jenem Gemälde entstiegen. Ich quartierte mich hier auf der Ranch ein, und da Sie alle meinen Fragen beharrlich auswichen, wurde ich immer neugieriger. So verhalten sich nur Menschen, die ein Geheimnis hüten. Immer wieder versicherten Sie, in dieser Wildnis sei es gefährlich, Wissbegier zu

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