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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Quelle Eurer Information niemals
     preisgeben werde.«
    »Ihr wißt, Herr Graf, daß die Prinzessin Condé am vierzehnten März einen Abendempfang gab. Ihr nahmt an dieser glanzvollen
     Gesellschaft teil, wie ich hörte.«
    »Richtig, aber ich bin zeitig gegangen. So amüsant dieser dauernde Klatsch über den Nächsten auch sei, ermüdet er mich doch
     bald.«
    »Um so unermüdlicher sind Mademoiselle de Verneuil und Madame de Luynes dabei. Sie lotsten auch die Königin mit, die besser
     ins Bett gegangen wäre, weil sie sich aus bekanntem Grund schonen sollte. Sie blieb an diesem Abend bei der Prinzessin Condé
     bis ein Uhr nachts. Als sie sich sehr matt fühlte, bat sie Mademoiselle de Verneuil und Madame de Luynes, sie in ihre Gemächer
     zu begleiten. Auf diesem Weg nun mußten Ihre Majestät und ihre Gefährtinnen durch den großen Festsaal, an dessen Ende sich
     das Thronpodest befindet. Obwohl die drei Damen einen Kammerdiener bei sich hatten, der ihnen leuchtete, erschien ihnen der
     Saal finster. Außerdem ist er eiskalt und sehr, sehr lang. Und weil Madame de Luynes entweder fror oder den Einfall lustig
     fand, schlug sie der Königin vor, durch den Saal zu laufen. Die Königin protestierte, dazu sei sie zu schwach, aber Madame
     de Luynes hakte sie von rechts unter und forderte Mademoiselle de Verneuil auf, Ihre Majestät von links unterzuhaken. Sie
     liefen los, und schnell war der Kammerdiener mit seiner Laterne überholt. Jedenfalls sah das Trio am anderen Ende des Saals
     die königliche Estrade nicht, strauchelte darüber und fiel. Madame de Luynes und Mademoiselle de Verneuil erhoben sich mit
     schallendem Lachen, die arme Königin aber stieß einen Schrei aus, klagte über heftiges Reißen im Leib und mußte nun mehr oder
     minder getragen werden. Die Folgen, Ihr wißt es, Herr Graf, zeigten sich zwei Tage später und bestürzten das Königreich.«
    |339| Dieser Bericht machte mich sprachlos. Ich brauchte einige Augenblicke, bis ich wieder einen klaren Kopf hatte.
    »Mademoiselle«, sagte ich, »darf ich fragen, woher Ihr diese Tatsachen wißt?«
    »Sehr ungern, Herr Graf. Ich habe ein Gespräch der Königin mit ihren beiden Freundinnen belauscht.«
    »Mademoiselle, hat die Königin Madame de Luynes in diesem Gespräch vorgeworfen, daß sie sie in ihrem Zustand zum Laufen angestiftet
     habe?«
    »Ja. Aber Madame de Luynes überzeugte sie, daß sie ja eingewilligt habe. Madame de Luynes hat große Macht über den Sinn der
     Königin.«
    Ich verharrte eine Weile in Schweigen, dann erhob ich mich und sagte: »Mademoiselle, Euer Bericht wird dem König übermittelt.«
    »Monsieur«, sagte sie, indem auch sie sich erhob, »gebt mir Euer Edelmannswort …«
    »Mademoiselle, ein Edelmannswort muß man nicht wiederholen. Ihr habt es, das genügt.«
    Sie errötete ein wenig. Wortlos machte sie mir ihre Reverenz, jedoch kürzer als die erste. Ich spürte, daß meine kleine Zurechtweisung
     sie kränkte.
    »Mademoiselle«, sagte ich, als ich sie zur Tür begleitete, »Ihr habt in dieser Affäre großen Mut bewiesen.«
    Ihre blauen Augen hellten sich auf, doch beschränkte sich ihr Dank auf ein knappes Kopfnicken. Sieh einer an, dachte ich,
     das Persönchen hat Charakter! Sie wird dem Edelmann, der sie einmal heiratet, hübsch zu kauen geben.
    Nachdem sie gegangen war, legte ich die
Essais
beiseite. An Weiterlesen oder Schlaf war nicht zu denken. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, was ich tun sollte. Ich war geneigt,
     dem Mädchen zu glauben. Was sie berichtet hatte, klang wahr. Aber welchen Beweis hatte ich dafür?
Testis unus, testis nullus
1 , sagt ein alter Spruch. Durfte ich es wagen, den König auf den guten Glauben einer einzigen Zeugenschaft hin tief zu beunruhigen?
    Am nächsten Tag schickte ich La Barge mit einem Billett zu Fogacer und bat ihn, mich so bald wie möglich zu besuchen, weil
     eine Unpäßlichkeit mich nötige, das Zimmer zu hüten.
    |340| Um Punkt elf Uhr kam er im Sturmschritt. Meine Mahlzeit zu teilen schlug er rundweg aus. Er habe es sehr eilig, sagte er,
     und nahm in weitem Abstand von mir Platz, doch nur mit einer Hinterbacke, indem er die langen Spinnenbeine vor den Schemel
     stellte, als müsse er gleich wieder davonspringen. Ich solle ihm in wenigen Worten sagen, um wen oder was es sich handele,
     verlangte er. Ohne die Erzählerin zu nennen oder zu beschreiben, berichtete ich also den angeblichen Sturz der Königin und
     fragte, ob er ihn nach seinen Quellen für wahr

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