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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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»er wolle unabänderlich, daß sie Madame de Luynes nur noch manchmal sehe und selten«.
    Als ich den Inhalt dieses Briefes erfuhr, verwunderte ich mich über diese beiden Wörter. Und ich würde behaupten, daß ihr
     Nebeneinander die leidenschaftliche Abneigung des Königs gegen Madame de Luynes nicht deutlicher enthüllen konnte: Hatte er
     mit einer Hand das »manchmal« zugelassen, nahm er es mit der anderen durch das »selten« zurück. Da hätte er das »manchmal«
     gleich streichen können.
    Anna fügte sich, aber mit Bitterkeit und Groll. Madame de Luynes, die Frau der tausend Listen, gab sich nicht geschlagen.
     Auf der Suche nach einem Schild gegen den königlichen Zorn schickte sie einen Edelmann zu ihrem Liebhaber, dem Herzog von
     Chevreuse – er war es schon zu Lebzeiten von Luynes –, und ließ ihn bitten, sie zu heiraten.
    Mein Halbbruder war damals auf Pilgerschaft in Notre-Dame-de-Liesse in Laon, einem überaus verehrten Heiligtum, weil es ein
     uraltes Madonnenbild aus dem Heiligen Land beherbergte, das ob seiner Herkunft für wundertätig galt. Wie man sich erinnern
     wird, hatte Ludwig die Dienste dieser Lieben Frau erfleht und ihr eine Statue aus purem Gold versprochen, wenn seine Gemahlin
     genesen würde.
    Der Herzog von Chevreuse war aber nicht allein an dieser heiligen Stätte, sondern in Begleitung von guten Freunden, den Herren
     von Liancourt, von Blainville, Zamet und Fontenay-Mareil, mit denen er morgens in der Kirche Andacht hielt und abends fröhlich
     zechte.
    |345| Claude bedachte sich die Bitte von Madame de Luynes und fragte seine Gefährten um Rat. Ihre Meinung war einmütig: Er solle
     lieber ablehnen, Madame de Luynes war dem König zu verhaßt.
    »Ihr habt tausendmal recht«, sagte Claude. »Ich lehne ab.«
    Und er sagte es dem Edelmann, den Madame de Luynes ihm geschickt hatte.
    Wieder in Paris, trug Claude die Sache dem Familienrat der Guises vor. Ich war aber nicht dabei, weil ich beim König war,
     und die Prinzessin Conti auch nicht, vermutlich, weil ihr schwante, um was es ging.
    »Mein armer Claude, daß Ihr doch nichts wie Torheiten macht«, sagte der regierende Herzog, der für den Augenblick seine eigenen
     vergaß. »Seht Ihr denn nicht, daß dieses gerissene Weib sich Eurer bedienen will, um dem König Schach zu bieten? Denn wer,
     wenn sie Euch heiratete, würde sich erkühnen, die Gemahlin eines Guise aus dem Louvre zu jagen? Wollt Ihr wirklich die Hand
     zu solcher Intrige leihen?«
    »Außerdem«, sagte meine liebe Patin, »ist diese Frau mit dem Engelsgesicht der leibhaftige Teufel. Nichts wie Klauen und Zähne,
     nichts wie Ränke und Hader. Sie wird in Eurem Haus die Hosen anhaben und Euch das Wundern lehren, das dürft Ihr mir glauben,
     mein Sohn.«
    »Frau Mutter«, sagte der Herzog von Chevreuse, »Ihr habt tausendmal recht. Ich lehne ab.«
    Und zur Stunde schickte er Madame de Luynes einen Laufburschen mit einem Billett, in dem er sich abermals entschuldigte, aber
     er heirate sie nicht.
    Am nächsten Tag reute ihn seine Härte. Der Draufgänger hatte ein weiches Herz, wenn er nicht den Degen schwang. Wenigstens
     durch gute Worte mildern wollte er seine wiederholte Ablehnung, und er ging die Frau Konnetabel besuchen.
    Er fand sie schöner denn je. Ihr Sturz hatte sie nicht niedergestreckt, im Gegenteil.
    »Ach, mein Claude!« sagte sie, indem sie seine Hände in ihre zarten Hände nahm, »Ihr wollt also nicht der barmherzige Samariter
     meiner Unglückstage sein!«
    Tränen traten ihr in die Augen, daß sie noch schöner glänzten. Fließen ließ sie sie nicht, ihre Schminke wäre verlaufen.
    »Mein Freund«, fuhr sie fort, »wieviel Gram und Schande |346| habe ich ausgestanden um der großen Liebe willen, die mich zu Euch hinzog und die ich nicht verwinden kann, ach, auch wenn
     Ihr mich verlaßt! Alle zeigen jetzt mit Fingern auf mich und bewerfen mich mit Steinen! Ich bin gehaßt, entehrt, verstoßen
     vom Hof und nun auch von Euch. Und das durch meine Schuld, die aber auch die Eure ist und die ich doch um nichts in der Welt
     ungeschehen machen wollte! Nur, was bleibt mir in dieser schrecklichen Lage noch übrig, außer in ein Kloster zu gehen und
     für den Rest meiner traurigen Tage das Verbrechen zu sühnen, daß ich Euch zu sehr geliebt habe … Ach, hätte ich diesem Heuchler
     von König doch nachgegeben, als er mich liebte! Damals dachte jeder, die Frau des Favoriten würde die Favoritin des Herrschers
     werden! Aber, wie hätte ich

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