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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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ab,
    Platää lehnte ab,
    Attika (Athen) lehnte ab,
    die Ost-Kykladen-Inseln unterwarfen sich,
    die West-Kykladen lehnten ab,
    Megara lehnte ab,
    die Insel Ägina lehnte ab.
    Jetzt auf dem Peloponnes:
    Achaia unterwarf sich,
    Argos unterwarf sich,
    Argolis-Land lehnte ab,
    Elis lehnte ab,
    Sparta lehnte ab.
    Sie sehen: Reich beladen mit den Insignien der Unterwerfung, Erde und Wasser, konnten die Perser heimsegeln, doch sie hätten ebensogut alles in Meer schütten können, denn Athen und Sparta fehlten. Xerxes hob die Hand, die Mobilmachung begann.
    Die berühmten »Würfel« waren gefallen.
    Man hatte noch einen Winter vor sich, vielleicht den letzten Winter des Lebens. Ob die Stimmung düster war, wissen wir nicht. In weiten Kreisen sicherlich. In solchen Augenblicken möchte man handeln, damit die Tage vergehen, und zugleich wünscht man, die Zeit möge stillstehen. Sich nicht zu erinnern, zu vergessen war schwer, denn Woche für Woche trafen neue Nachrichten aus Kleinasien ein.
    Aber ein Winter ist lang, die Spannung läßt nach, das Leben geht weiter. Eine merkwürdige Unwirklichkeit löst das bewußte Leben ab, man geht, schläft, ißt, trinkt, liebt, spricht in einem Als-ob-Zustand, ja selbst die Arbeit, mag sie noch so hart und real sein, wie die Athener sie in diesem Jahr zu leisten hatten, hat das Gesicht des Als-ob, denn der Schiffswald, der am Strand von Piräus aus dem Boden wuchs, war selbst unwirklich und hatte keine Verbindung, keine Nabelschnur zur Gegenwart. Wenn es Ihnen, meine Damen und Herren, Schwierigkeiten macht, das nachzufühlen, so setzen Sie statt Schiffswald einmal versuchsweise Atombasen.
    Die führenden Männer sahen natürlich klar. Sie arbeiteten fieberhaft. Im Spätherbst 481 trafen sich die Bevollmächtigten aller perserfeindlichen Städte zur Beratung der gemeinsamen Maßnahmen in — wie wir vermuten — Korinth. Man wird Korinth gewählt haben, weil es auf halbem Wege zwischen Norden und Süden lag und weil noch immer, solange die Welt steht, ernste Kongresse in heitere Städte gelegt worden sind. Und Korinth war eine heitere Stadt.
    Das antike Korinth, von dem heute nur noch ein paar Trümmer zu sehen sind, hatte einen Ruf wie Hamburg oder Genua, den Ruf einer reichen, lebendigen, kosmopolitischen Stadt. Man hatte Schiffe laufen nach Italien, nach Spanien, nach Karthago, sie fuhren vom Westhafen aus auf geradem Wege durch den Golf; und vom Osthafen stachen die Kauffahrteiflotten nach Ägypten und dem Orient in See. Korinths Lage war einzigartig, es lag nach beiden Seiten offen. Infolgedessen war es der große Umschlagplatz der Waren und die Drehscheibe für ein Völkergewirr von Reisenden und Matrosen. Korinth war nicht nur eine bunte Stadt, es muß auch eine schöne gewesen sein. Sie lag flach in der Ebene vor der engen Stelle des Isthmos und wurde überkrönt von einem majestätisch aufragenden Bergkegel, einem 600 Meter hohen Felsmassiv. Dort oben lag die korinthische Akropolis, Akrokorinth, schwer zugänglich, im Kriegsfälle uneinnehmbar (sogar eine klare Quelle entsprang innerhalb der Mauern) und die Landenge beherrschend.
    Innerhalb der Mauern unten im Tal entsprang ein ebenfalls sehr klares Denken. Korinth galt als frivol. In Wahrheit überließ man das den Fremden. Man war fleißig und pfennigfuchserisch; die Kaufleute, die Schiffsherren, die Handwerker, alle waren emsig am Werk und emsig beim Rechnen. Berühmt waren die Bronzegießer, die Terrakottabrenner und die Keramiker, die Silberschmiede, die Edelsteinschleifer, die Juweliere und Pharmazeuten, die die kostbaren ätherischen Öle aus dem Orient einführten. Korinth arbeitete heiter und verbreitete ein Sonntagsgefühl, und mit diesem Sonntagsgefühl trieb man schwunghaften Handel. Zuzeiten wimmelte es von Fremden. Sie bummelten auf dem Markt oder die Ladenstraße entlang, sie besichtigten Akrokorinth, besuchten den alten Apollontempel, dessen strenge dorische Kolossalsäulen damals schon als ehrwürdig bestaunt wurden, denn man baute jetzt moderner, heiterer, lockerer; der ionische Stil drang durch, und in den Säulenkapitellen kündigte sich schon das Korinthisch-Mondäne an. Wenn man das sehen wollte, mußte man zu den Gymnasien gehen und in die Wandelhallen eintreten, deren Wände mit dem Modernsten geziert waren, was es zur Zeit gab: mit Malereien. Oder man traf sich in den Villen der kostspieligen Hetären, der Kurtisanen der »oberen Zehntausend«, wo man Söhne aus den Familien der zweihundert korinthischen

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