Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
Vom Netzwerk:
eine ausgewachsene soziale Revolution. Ephialtes avancierte zum Helden des Tages.
    Inzwischen trabte Kimon nichtsahnend mit seinen viertausend Hopliten gen Messenien. Die Landschaften, durch die er zog, zeigten sich alles andere als freundlich; viertausend Schwerbepackte zu ernähren ist kein Vergnügen für den, der sie nicht bestellt hat.
    Der Empfang am Ithomeberg war frostig. Und dann trat etwas ein, was die Spartaner ihren Entschluß endgültig bereuen ließ: Kimon konnte die Bergfestung nicht nehmen! Das schlug nun allerdings dem Faß den Boden aus!
    Kimon gab den Spartanern den originellen Ratschlag, auszuharren. Sie sahen ihn einmal von oben bis unten an, erklärten sein Bleiben für überflüssig und schickten den zutiefst betroffenen Mann mit seinen Hopliten nach Hause.
    In Athen empfing ihn der Spott des Ephialtes, der Mißmut des Volkes und die ängstliche Reserviertheit seiner Freunde. Jetzt wußten plötzlich alle, wie verfehlt die Spartafreundschaffc gewesen war.
    Sie werden fragen, ob man bei sich die Konsequenzen zog? Selbstverständlich: Man verbannte Kimon.
    Eine Instanz, die nun auch einmal dieses »man« zur Rechenschaft gezogen hätte, gab es nicht mehr. Das »man« hat von nun an in Athen immer recht und niemals schuld.
    Athen beschloß, sich der »armen Messenier« in Ithome anzunehmen, intervenierte auf freien Abzug der nun zu Freiheitskämpfern avancierten Besatzung, holte sie per Schiff ab und gab ihnen in Naupaktos, am Nordufer des korinthischen Golfs, eine neue Heimat.
    So sah der Schlußpunkt hinter der Alkmaioniden-Politik aus. Der Mann, der ihn setzte, war ein — Alkmaionide. Es gibt nichts Höhnischeres als das Schicksal !
    Dieser »Mann mit der guten Tat« hieß — und damit fällt zum erstenmal sein Name — Perikles.
    Perikles, damals 39 Jahre alt, Alkmaionide mütterlicherseits, war sehr sorgfältig gemanagt worden. Seine Familie hielt den Zeitpunkt für gekommen, ihn zu starten: Kimon war verbannt und Ephialtes tot.
    Ja, Ephialtes, der hoffnungsreiche Volksmann, war ermordet worden! Es erschütterte die Athener tief; sie konnten es nicht begreifen, und auch später ist niemals Licht in das Dunkel um den Mord gekommen. Ein privates Motiv wäre sicherlich bekannt geworden, doch die Annalen schweigen. Ephialtes war ein Fortschrittler, ein Konterreaktionär, ein Mann der kleinen Leute gewesen. In welcher Richtung also ist der Dolchstoß zu suchen? Der Historiker Beloch schreibt denn auch: »Aber der Mord war vergeblich, denn die demokratische Reformpartei fand einen nicht weniger begabten Führer in dem Mann, der Ephialtes schon zur Seite gestanden hatte.« Beloch meint offenbar, daß die Anstifter in den Reihen der alten Familien zu suchen seien.
    Ich meine es auch. Nur folgere ich daraus nicht, daß der Mord vergeblich war. Im Gegenteil, er erfüllte genau seinen Zweck. Er machte den Platz frei für den Mann im Schatten, der »dem Ephialtes schon zur Seite gestanden hatte« und der jetzt auf den ersten Platz sollte, für Perikles!
    Hatte er den Auftrag, die alte Ordnung wiederherzustellen? Oh, keineswegs ! Da unterschätzen Sie die Alkmaioniden aber sehr; sie stucherten das neue Prinzip und entdeckten erleichtert, daß sie ihren Machtanspruch nicht aufzugeben brauchten — nur ihre Methoden. Und sie schrieben sich auf eine Tontafel den Spruch »Andere Zeiten, andere Sitten« und hängten ihn sich über den Schreibtisch.
    Niemand wußte wie sie, wie gut das Pferd war, das sie nun im Rennen hatten. Es bedurfte keiner weiteren Verständigung; auf den Ruf »Ab!« begann Perikles mit der Lösung der ihm gestellten Aufgabe. Diese Aufgabe war der Beweis der Einsteinschen Formel von der Masse: m = E / c 2 .
    Der Beweis gelang. Man nennt ihn das Perikleische Zeitalter.



...ist dem Perikleischen Athen gewidmet. An der feierlichen Ausdrucksweise mögen Sie die Hochachtung ermessen, deren sich dieses »goldene« Zeitalter allgemein erfreut. Allerdings, untersucht man es einmal mit den Augen des Juweliers statt des Jubiliers, so kommt man zu mancherlei Entdeckungen. Und wie die Romanciers es tun, möchte ich hier den Satz voranstellen: »Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und gegenwärtigen Zuständen sind vom Autor voll beabsichtigt.«

Wenn Sie mir bis hierher treulich gefolgt sind, aber nicht vergessen haben, daß ich Ihnen versprach, das Land der Griechen mit der Seele zu suchen, so muß ich nun wohl gewärtig sein, daß Sie mich fragen: »Sind Sie nicht drauf und dran, aus unseren

Weitere Kostenlose Bücher