Rosen für die Kaiserin
Eunice ist das beste Weib, das ein Mann wie ich kriegen konnte.«
»Ich hätte meine Zofe nicht jedem anvertraut, Luitger.«
»Umso stolzer darf ich sterben.«
»Und mit dem Bewusstsein, dass du in deinem Sohn weiterlebst – zumindest auf dieser Welt.«
»Es schmerzt mehr als die Wunde, dass ich nicht bei ihm sein kann, während er aufwächst. Werdet Ihr ihn …«
»Spar dir den Atem. Natürlich werde ich ihn fördern, wo ich kann. Um ihn musst du dich ebenso wenig sorgen wie um Eunice.«
Luitger schloss die Augen und wirkte beruhigt. Theophanus Beteuerung schien ihm die Qualen erträglicher zu machen. Plötzlich umspielte sogar ein Grinsen seine Mundwinkel. »Am liebsten hätte Eunice unseren Sohn mit Eurer Tochter vertauscht«, flüsterte er.
»Ja, ich weiß. Die Tatsache, dass ich bislang nur Mädchen zur Welt bringe, macht sie nervös. Aber bald werde ich sie von ihrer Sorge befreien.«
»Was wollt Ihr damit sagen, Herrin?«
»Nun, inzwischen kenne ich mich mit Schwangerschaften genauestens aus.«
»Unmöglich. Der Kaiser hätte Euch nicht erlaubt, ihn auf diesen Feldzug zu begleiten.«
»Ich habe es ihm verschwiegen. Weil ich um seine Sorge wusste. Nur Eunice weiß es. Und jetzt auch du.«
»So viel Ehre für einen Sterbenden. Und woher nehmt Ihr die Gewissheit, dass Ihr nicht wieder eine Tochter gebären werdet?«
»Ich spüre die Kraft, die von dem ungeborenen Kind ausgeht. Die Kraft eines Knaben.«
»Die eines Kaisers, Herrin.« Er stöhnte vor Schmerz auf, ließ sich aber auch durch Theophanus besänftigende Geste nicht am Weitersprechen hindern. »Danke, dass Ihr mir das Geheimnis anvertraut habt. Möge mein Sohn dem Euren ein guter Leibwächter werden.«
»Wer weiß schon, wozu die Menschen bestimmt sind? Mach dir keine Gedanken darüber, es ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist in diesem Augenblick allein deine Seele.«
Luitger nickte schwach. Sein Atem ging nun so schwer, dass Theophanu den Arzt rufen ließ.
Wenige Stunden später war Luitger tot. Und Theophanu wünschte sich, das Wiedersehen mit Eunice, die mit dem kleinen Luitger in Walbeck auf ihre Rückkehr wartete, würde unter einem glücklicheren Stern stattfinden.
Eunice starrte durch die Kaiserin hindurch, als sie vom Tod Luitgers erfuhr. Wie betäubt ging die Zofe dann hinüber zur Wiege ihres schlummernden Sohnes. Sie ließ sich daneben auf einen Hocker sinken und summte die Melodie eines alten byzantinischen Kinderliedes, während sie sanft das Händchen des Säuglings umfasste.
»Luitger sprach von dir, bevor er starb«, sagte Theophanu betroffen. »Er hat dich geliebt, Eunice, und er wünschte sich, er hätte dir das deutlicher zeigen können.«
»Auch ich hab ihn geliebt«, kam es nach einer Weile leise zurück. »Doch nun bin ich Witwe, weil Gott es offenbar so will. Luitgers Tod ist der Preis für …« Sie sprach nicht weiter.
»Der Preis wofür?«, fragte Theophanu verwirrt.
»Ihr werdet endlich den Thronfolger gebären«, lautete Eunices sibyllinische Antwort.
»Eunice! Wie kannst du denken, das eine habe mit dem anderen zu tun?«
Aber Eunice schwieg dazu und summte weiter ihr Kinderlied.
Anfang Mai Anno 980 kam es in Margut-sur-Chiers zur Aussöhnung zwischen dem Kaiser und seinem Vetter Lothar von Frankreich. Die geraubten Reichsinsignien kehrten zurück, der Friede war wiederhergestellt und der unselige Feldzug nach Paris Vergangenheit. Durch den Sieg über Mieszko von Polen und angesichts des Friedensvertrages mit Lothar, der endgültig auf Lothringen verzichtete, war Ottos Autorität, die ihm zeitweise zu entgleiten gedroht hatte, wiederhergestellt.
Immer häufiger sprach er nun davon, nach Italien zu ziehen, wo seit geraumer Zeit ein erbärmliches Geschacher um den Papstthron stattfand und die heimischen Adelsparteien sich blutige Kämpfe lieferten. Auch würde es in Pavia zu einem Wiedersehen mit Adelheid kommen, die zwei Jahre zuvor beleidigt das Feld geräumt hatte. Otto plante, sich mit der Mutter zu versöhnen. Theophanu bestärkte ihn in seinem Vorhaben, denn Adelheids Rückendeckung war unerlässlich für das Kaiserpaar.
Die Aussicht, sich bald in das Land seiner Träume zu begeben, stimmte Otto froh. Selten hatte Theophanu ihn so beschwingt erlebt. Sobald sie das Kind zur Welt gebracht habe, ließ Otto seine Gemahlin wissen, wolle er mit den Vorbereitungen für den Italienzug beginnen. Noch vor dem Winter wolle er die Angelegenheiten dort geklärt wissen.
Das Pfingstfest verbrachte das
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