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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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das schafft!«
    Felix Iljitsch Gubkin, der feingliedrige, feinsinnige Pianist
Gorbatschows und Jelzins, leitete die meisten Geschäfte aus seiner
abhörsicheren Einsatzzentrale heraus ein. Die Einsatzzentrale war Teil eines U-Boots,
das von einem Geheimgang unter der Küche im Südteil des Schlösschens aus
erreichbar war.
    Gubkin, vor sich die ultramoderne Funkanlage, lehnte sich in seinem
Kommandantensessel zurück. Links ein winziger Wintergarten, der einzige
Farbtupfer in dem Grau des Übrigen. Rechts hinter der Stahltür der Sanitärraum,
hinter ihm zwei Klappkojen an der Wand. Unter seinen Füßen, getrennt nur durch
den Stahlboden, die funktionierende Batterie des Boots. Das Kommandantenschapp
stammte aus der PL  690 Kephal, einem Angriffs-U-Boot der
sowjetischen Marine.
    »Alterchen, was meinst du dazu? Sollen wir auch noch in Angola
investieren? Dort fangen die Chinesen gerade erst an, das große Geschäft zu
machen. Straßen, Fabriken, Hallen, Bürogebäude, Flugplätze. Ich finde, wir
sollten mitmischen. Europa ist zu lahmarschig dazu. Die sitzen vor den Chinesen
wie der Frosch vor der Schlange.«
    Mit Großvater sprach er nicht über Funk, er konnte ihn auch nicht
über Handy erreichen. Er redete mit ihm persönlich. Seltsam, wenn man einen
Siebenundzwanzigjährigen zum Großvater hat, dachte er oft, wenn er sich mit ihm
unterhielt. Und betrachtete intensiv das Foto des uniformierten
Kapitänleutnants, das vor ihm an der Wand des gleichen U-Boot-Typs klebte, das
auch sein Großvater im Krieg gefahren hatte.
    Er zog eine Schublade auf. Griff hinein, holte vier Pässe in
unterschiedlichen Farben heraus – deutsch, russisch, israelisch,
lettisch – und fächerte sie auf, wie man ein Kartenspiel auffächert.
    »Ein Doppelleben zu führen ist einfach, Alterchen. Damit hast du
glücklicherweise nichts zu tun gehabt. Aber ein Drei- oder Vierfachleben hat
seine Tücken, glaub mir. Nur, was will man machen? Ich hab mir den Job nicht
ausgesucht. Er ist mir zugeflogen. Und dazu gehören verschiedene Identitäten.«
    Gubkin zog das Periskop heran und fuhr es aus. Er konnte damit die
Aktivitäten über sich in der Küche bis hinaus in den Eingangsbereich
beobachten. Das Sehrohr war sein Spielzeug. Es hätte dessen nicht bedurft, denn
das gesamte Anwesen war innen und außen videoüberwacht. In seinem Spielzeug sah
er Nadjuscha nahen, sie kam vom Entree.
    »Alterchen, soll ich mit ihr reden? Oder verschieben wir das
Gespräch noch?«
    Alterchen war für Reden. Meist wünscht man sich, meinte er, solche
Gespräche nicht führen zu müssen. Aber sie müssen geführt werden. Dann ist es
besser, man führt sie gleich.
    Von dem Periskop wusste Nadjuscha nichts. Er drückte ihre
Handykurzwahl. »Würdest du bitte herunterkommen? Ich habe mit dir zu reden.«
    »Ach Felix! Muss es denn da unten in diesem Loch sein? Warum gehen
wir nicht in einen Salon? Worüber hast du mit mir zu reden?«
    Hörte er da einen ironischen Ton heraus?
    Das wirst du gleich erleben, wollte er schon entgegnen, während er
das Sehrohr wieder einfuhr. Im letzten Augenblick bekam er mit, wie Agnessa das
Hausportal weit aufschwang. Es regnete stark. Er amüsierte sich über ihre
Kniestrümpfe und die schwarzen Halbschuhe. Eine Gestalt kam mit fahrigen
Bewegungen herein und schüttelte sich wie ein Hund. Kosmos! Was wollte er? Es
war nicht ungewöhnlich, dass Kosmos plötzlich unangemeldet hereinschneite und
ins Büro ging. Aber so früh am Morgen? Was hatte er im Sinn?

Chili
    Beklagen Sie sich nicht. Sie könnten
längst tot sein, bekomme ich von der freundlichen blonden Ärztin immer wieder
zu hören. Sie können jederzeit einen Rückschlag bekommen.
    Ich weiß, was das heißt. Ich kann immer noch
sterben. Trotzdem wächst meine Ungeduld. Ich möchte raus aus der Klinik. Ich
will bei den Ermittlungen dabei sein. Am liebsten selbst herausfinden, wer auf
Kemal und mich geschossen hat und warum. Ich hab Ottakring gebeten, ein Wort
für mich bei den Ärzten einzulegen. Ich weiß nicht, ob er’s je tat. Eine
Resonanz spüre ich nicht.
    Von seiner zerschossenen Haustür hat mir
Ottakring zunächst nichts berichtet. Ich hab’s von Eva M. erfahren, die
mich zum ersten Mal besucht hat. Der grüne Pullover des Jungen mit der
kyrillischen Aufschrift am Rücken war auf den ersten Blick ein schlagender
Indizienbeweis gegen das Russenhaus. Allerdings war man sich sofort darüber im
Klaren, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass das Stück vergessen wurde.

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