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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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und zog Penelope weiter.
    »Gut, jemanden zu kennen, der bei der Polizei arbeitet«, sagte die
Schwester beiläufig. »Man weiß nie im Leben, wann man einen Polizisten
braucht.«
    Diese Bemerkung verblüffte.
    »Warum?«, fragte Eva M. »Befürchtet ihr hinter den Klostermauern
einen Einbruch? Willst du den Papst wegen seiner letzten Enzyklika anzeigen?«
Kaum war der Satz ausgesprochen, legte Eva M. erschrocken eine Hand über
den Mund.
    Doch Penelope ging nicht darauf ein.
    »Ich glaub, ich lass dich hier allein«, sagte die Schwester, als sie
den Eingang zum Friedhof erreichten. »Falls du später eine Privatführung durch
unsere ursprünglich romanische Kirche haben möchtest, dann gib mir Bescheid.«
    Plötzlich hielt sie ein Handy umfasst. »Kann sein, dass ich dich
bald mal anrufen werde. Vielleicht gibt’s Arbeit für dich«, meinte Penelope
geheimnisvoll, als sie sich verabschiedeten.
    Eva M. konnte sich nicht vorstellen, um welche Art von Arbeit
es sich dabei handeln könnte.
    »Auf Wiedersehen, Schwester Caroline«, rief sie Penelope gut gelaunt
hinterher.
    Sie sollten sich früher wiedersehen, als ihr recht sein konnte.
    Die massive Tür von Gubkins Arbeitszimmer flog auf und
knallte gegen die Wand. Kreideweiß stand Nadeschda da. Sie hatte ein Messer in
der Hand.
    »Du hast ihn töten lassen«, schleuderte sie ihm entgegen.
    Schneeweiße Zähne, dachte er. Wie ein junges wildes Tier, das mich
anknurrt. Ein gefährliches Tier, mit dem nicht zu spaßen ist.
    »Ja«, sagte er und stand auf.
    Die klare Antwort machte Nadeschda rasend. Sie stürzte sich auf
ihren Mann. Das Messer hob sie hoch in die Luft, zielte auf sein Herz und ließ
die Waffe mit aller Kraft niedersausen.
    »Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich …«
    Gubkin sprang zur Seite, packte ihr Handgelenk, quetschte ihr das
Messer aus der Hand und stieß sie in einen Besuchersessel. Das Messer schlenzte
er mit dem Fuß unter den Schreibtisch.
    Sie brach in hysterisches Schluchzen aus.
    Nach einigen Minuten sprach Gubkin wieder ganz ruhig, als ob nichts
geschehen wäre.
    »Ich kann ihn nicht wieder lebendig machen«, sagte er. »Aber ich
kann dir verzeihen.«
    Voller Verachtung blickte sie ihn durch Tränen an. »Du Barbar! Was
willst du mir denn verzeihen?«
    Er sah sie lange an. »Dass du mit ihm geschlafen hast.«
    »Das ist lange her. Vor deiner Zeit. Du hattest ja auch Frauen vor
mir. Du warst schon mal verheiratet. Ich nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ja. Aber du hast auch in unserer
gemeinsamen Zeit mit ihm geschlafen. Frag mich nicht, woher ich das weiß. Das
war einer der Gründe, warum er sterben musste. Er hat den Tod verdient. Wir
hatten keine Wahl. Er hätte uns ruiniert. Aber begraben wir das.«
    Er streckte seine behaarten Arme nach ihr aus.
    Sie wich zurück.
    »Du hast ihn geliebt?«
    »Ja!«, sagte sie trotzig.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Sie sagte nichts.
    Er ließ den Blick zwischen verschiedenen Punkten ihres Gesichts hin
und her wandern. Mund, Haaransatz, Augen.
    Sie wich seinem Blick nicht aus.
    Er sah, dass da noch Liebe war.
    »Tu so etwas nicht wieder«, sagte er. Es sollte nicht wie eine
Drohung klingen. Klang aber so. »Ich müsste auch dich töten.«

SIEBEN
    »Max! Max, komm her!«
    Ottakring fuhr herum. Die Stimme kam ihm bekannt vor. Er hatte schon
den Schlüssel zum Präsidium in der Hand, und Huawa winkte von innen. Was war
das für ein Hund! Genau wie der Herr Huber, als er noch kein Jahr alt war.
Riesige Pratzen, feuriger Blick, neugierige Zunge.
    Natürlich kannte er den Hundebesitzer. Er wusste nur nicht, dass er
einen Hund besaß.
    »Wie alt ist der Max?«, fragte er den Schriftsteller mit der
schiefen Nase und den Tränensäcken.
    »Acht Monate. Er stammt aus einem Sägewerk in Feilndorf.«
    Ottakring ging in die Knie, strich dem Hund über den Kopf, stopfte
ihm die Faust mitten ins Maul und hob mit der anderen Hand eine Pfote. Er hatte
Mühe, nicht von seinen Erinnerungen überwältigt zu werden.
    »Schreiben Sie wieder einen Roman?«, fragte er.
    »Natürlich. Wir sind doch schon mittendrin.«
    Der Kriminalrat riss sich los und hastete zur Tür. Ungern ließ er
seine Leute warten. Er drückte die Zigarette aus.
    Der Pförtner bedeckte die Augen mit der Hand.
    »Haben S’ Sehnsucht nach Herrn Huber, gell?«, rief ihm der Huawa
nach. »Ich auch. Mei Frau auch.«
    Er nahm zwei Stufen auf einmal und kam etwas außer Atem am
Konferenzraum an. Schon an der letzten Stufe wuselte ihm

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