Rosenmörder (German Edition)
der beigefarbene Mops
entgegen.
»Ah, Herr Ottakring. Ich hab gehört, es gibt Nachrichten.«
» It gives news, yes . Ich hoffe, auch von
Ihnen, Adamina.«
»Also, Herr Ottakring!« Eva M. kam von der Seite und zog ihn am
Ärmel weg. »Ich halt’s einfach nicht mehr aus! Ich muss es Ihnen sagen.«
»Ja, ja, ich weiß schon. Natürliche Schönheit lässt sich auf Dauer
nicht verbergen.«
»Eitel sind Sie gar nicht, wie?«
»Was denn sonst? Hab ich Lippenstift am Hemd?«
»Ihr Englisch ist einfach grauslich. Sie sollten Ihre Sprachübungen
heimlich machen.« Sie grinste. » Homely , wie Sie sagen
würden.«
»Ich hab auch nie Englisch gehabt, ich war noch nie in England und
nie in Amerika. Aber in Latein, da schlägt mich keiner. Da könnt ich mich
locker mit dem Papst unterhalten.«
»Tststs. Latein ist gut, um römische Grabinschriften zu lesen. Sonst
fällt mir kein Vorteil ein. Englisch ist eine lebende Weltsprache.«
»Sag ich’s doch. Deswegen will ich’s ja lernen.«
»Mit dem Handy wurde sie ausgelöst«, rief Bruni vom Fenster her.
»Grad haben sie’s rausgefunden.«
»Was, wer, Handy? Verfallen Sie doch mal in richtiges Deutsch.«
»Ich meine, das LKA hat
herausgefunden, dass das Nitropenta-Sprengpaket an dem Lada durch einen
Handyanruf ausgelöst wurde. Sender hier, Empfänger dort, ganz einfach.«
»Brav, Bruni.«
Dr. Adamina Tordarroch war in den Raum getreten. »Auch ich habe ein
Ergebnis, Sir.«
So wie sie ihn wieder anschaute, spürte Ottakring, wie er rote Ohren
bekam. Möglicherweise zeigte sich auch auf den Wangen ein zartes Rosa.
Natürlich wurde er verlegen bei so viel offensichtlicher Bewunderung. Das tat
gut in seinem Alter, selbst wenn man frisch verheiratet war. Er warf einen
prüfenden Blick hinüber zu Bruni. Doch Bruni war ausschließlich vertieft in den
Anblick seiner angebeteten Adamina.
»Es ist mir gelungen, die Teile und Brocken und Fetzen des Körpers,
der vorher im Lada gesessen war, halbwegs zusammenzusetzen. Ich müsste dafür
ins Guinnessbuch der Rekorde kommen unter der Rubrik Puzzle. Das Einzige, was
ganz war, war der Kopf.«
Die anderen hatten sich irgendwo aufgestellt, Ottakring saß als
Einziger am langen Konferenztisch und hörte zu.
»Dieser Mensch war am ganzen Körper über und über tätowiert.
Übrigens überaus hilfreich, wenn man den Originalzustand einer zerfetzten
Leiche rekonstruieren will.«
»Ja, ja, mit Nitropenta ist nicht zu spaßen«, warf Bruni ein.
Adamina warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
»Tätowierungen am ganzen Körper. Den Tätowierungen nach muss dieser
Kosmos einen ziemlich hohen Rang innerhalb der Organisation gehabt haben.«
»Organisation?«, unterbrach Ottakring. »Welche Organisation?«
Eva M., die OK -Spezialistin,
meldete sich zu Wort.
»Die russische Mafia kennt sehr unterschiedliche Symbole. Der
russische Kriminelle spricht von seinem Frack, den er auf der Haut trägt. Das
zentrale Symbol ist die Rose. Quasi das Einsteigersymbol, das auf die Brust
tätowiert wird. Es ist ein komplexes System von deutlichen Zeichen, das eine
ganze Menge Information über seinen Träger hergibt. So gibt es den Totenkopf,
den Spaten, Diamanten …«
»Schon klar. Und welchen Frack hatte Kosmos an?« Ottakring war seine
Ungeduld anzumerken.
»Natürlich die Rose«, gab Adamina zurück. »Eine Katze. Die Schlange,
die nur hochrangigen Mitgliedern vorbehalten ist. Zwei Tiger, und der Tiger ist
das untrügliche Symbol für den unerbittlichen Vollstrecker …«
»Interessant«, sagte Ottakring. Er empfand eine unstillbare Lust zu
rauchen. »Sehr interessant. Aber wir sprechen hier von einem Toten. Von der
Vergangenheit, die uns nichts mehr bringt. Genau wie die Sprengung per Handy.
Es ist schließlich vollkommen egal, wie das Auto in die Luft geflogen ist.
Durch eine Handgranate, eine Bombe, und wie sie gezündet wurde –
Annäherungszünder, Zeitzünder, Kontaktzünder oder eben durch ein Handy. Und so
egal ist es auch, welche Herzerln, Kätzchen, Schlangen der Tote an seiner Haut
hatte. Wichtig ist einzig und allein: Wir haben ihn! Er ist gefasst. Leider
nicht durch uns. Dieser Serienmörder ist Vergangenheit, Freunde.«
Ottakring hielt inne und wischte den Schweiß von der Stirn. Warum
hatte er sich so in Rage geredet? Er wusste es selbst nicht. War es immer noch
die ohnmächtige Wut über Herrn Hubers Sprengung? Machte sich die Gier nach
einer Zigarette auf diese Weise bemerkbar? Ihm war, als wache er gerade auf
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