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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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möglich, okay. Aber jetzt sagen Sie mir,
Bürgermeister, was es da so Diskretes gibt.«
    »Der Plan mit dem Biotech-Zentrum …«
    Schlagartig musste Ottakring wieder an die Observation denken, die
gerade stattfand.
    »… geht natürlich nicht jeden was an. Es gibt Stimmen dafür und
dagegen. Ich bin dafür. Wenn wir schon einmal …«
    »… ja, klar. Weiter. Zu Gubkin.«
    »Was wollen Sie über ihn wissen? Ich kenn ihn ja nur geschäftlich.«
    »Wir haben uns schließlich bei ihm getroffen. Ich hatte den
Eindruck, Sie gehen dort ein und aus.«
    »Das war Zufall. Ich …« Wildschitz schien nicht mehr
weiterzuwissen.
    Ottakring spielte mit dem Zeigefinger an seiner Unterlippe herum.
    »Wie viel Geld hat er Ihnen geboten? Oder gegeben?«
    Wildschitz sprang auf. Er schäumte. Der Stuhl fiel um. Die
Sekretärin stürzte herein. Ihr Chef winkte sie hinaus. Dann stützte er sich mit
beiden Händen auf der Tischplatte ab und ließ sich langsam wieder in den Stuhl
sinken.
    »Wieso fragen Sie mich das?«, sagte er kraftlos.
    »In welcher Beziehung stehen Sie zu Herrn Gubkin?«
    »Er ist der Investor, und ich bin der Bürgermeister, mit dem er zu
tun hat. Um den er nicht herumkommt, trotz seiner vielen Knete.« Er schaute
angestrengt auf seine Armbanduhr. »Sie haben recht. Er hat mir Geld geboten für
die Gemeinde. Wenn wir sein Großprojekt befürworten, wollte er uns einen
ansehnlichen Geldbetrag spenden. Oder ein Projekt unserer Wahl auf seine Kosten
übernehmen. Aber ich habe abgelehnt. Ich hab’s nicht einmal dem Gemeinderat
vorgelegt. Ich selber bin niemals in Konflikt geraten, im Gegenteil. Es gibt
Tage, da möchte ich dieses ganze verdammte Kaff zurückgeben.« Noch ein kurzer
Blick auf die Uhr. »Ich muss um halb auf einen Termin, Herr Ottakring. Wir
müssen zum Ende kommen.«
    »Mord hat kein Ende, Herr Wildschitz. Mord wird unendlich lang
gesühnt. Und hier geht’s um Mord. Nicht um Korruption. Das werden andere
verfolgen.«
    Ottakring hatte aufmerksam Wildschitz’ Reaktion beobachtet. Nun
schaute er ihm direkt in die Augen.
    »Engel wurde am 23.
September ermordet. Wo waren Sie an jenem Mittwoch früh um halb acht?«
    »Das hab ich doch alles schon Ihrer Kollegin …«
    »… die jetzt schwer verletzt im Krankenhaus liegt, gesagt, ja.
Deswegen frage ich noch einmal. Einmal haben Sie ausgesagt, Sie wären zu Haus
gewesen. Dann sagten Sie, Sie wären am Berg gewesen. Dann wieder hätten Sie
sich auf eine Tour auf den Geigelstein vorbereitet. Was stimmt nun?«
    »Geigelstein. Ich war am Geigelstein gewesen. In aller Früh schon.
Ich musste einfach mal raus.«
    »Frau Toledo hat Sie am Tag danach befragt. Am Donnerstag also. Da
mussten Sie doch noch wissen, dass …«
    »Ja, freilich. Aber man kann sich in der Aufregung doch mal vertun.
Im Ernst, Herr Kriminalrat: Halten Sie mich denn für den Mörder meines
Vorgängers?«
    Nein, das tat Ottakring nicht. Die Spuren, die Kosmos hinterlassen
hatte, waren eindeutig. Doch warum war dieser Wildschitz so nervös?
    Der Bürgermeister erhob sich. »Wegen der Müllentsorgung«, sagte er
resolut. »Ich muss weg. Es geht um die neue Entsorgungsmaschine. Wir stimmen im
Finanzausschuss ab.«
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte Ottakring. Es klang drohend. »Oder ich
lade Sie aufs Präsidium. Um drei viertel drei. In einer Stunde. Es sei denn,
Sie beantworten mir noch eine persönliche Frage.«
    Wildschitz nahm Platz, blieb aber auf dem Sprung.
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Geschieden?«
    »Ja.«
    »Kinder?«
    »Zwei. Zwei Buben.«
    »Wo leben die?«
    »Bei der Mutter.«
    »Wo?«
    »In Brandenburg.«
    »Wo da?«
    »Potsdam.«
    Seltsam, dachte Ottakring, dass er die Stadt erst auf Nachfrage
preisgibt.
    »Ihre Mutter«, hakte er übergangslos nach. »Ihre Mutter ist im
Chiemsee ertrunken. Stimmt das?«
    »Jetzt reicht’s aber!«, donnerte Wildschitz heraus.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt. Entsetzen. Dann schloss die Tür
sich wieder.
    »Sie tun ja grad so, als sei ich verdächtig!«, rief der
Bürgermeister. »Ich muss jetzt zu meinem Termin. Wenn Sie wollen, machen Sie
einen Termin mit meiner Sekretärin.«
    Als Ottakring das Haus verließ, rief Huawa an.
    »Der Herr Pfarrer wollt Sie sprechen. Der Pfarrer Presidawo vo
Aschbach. Soll ich Sie nachher verbinden?«

SECHZEHN
    Am selben Nachmittag hatte Kriminalrat Ottakring einen
Termin mit dem Kommandeur des Gebirgspionierbataillons in Pranburg.
    »Moment, da muss ich mich erst schlaumachen«, sagte

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