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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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das vergessen, in dieser Welt zählt nur eine Währung, das Geld. Die Mitarbeitenden von Spross leben nicht in dieser Welt. Meiner besten Mitarbeiterin ist es nicht gelungen, jemanden von Spross mit Geld dazu zu bringen, Betriebsinterna zu verraten. Sie rannte mit ihren Versuchen gegen eine Mauer, die so stabil und wetterfest war wie eine Gartenabschlussmauer von Spross.
    Es brauchte ihre ganze Hartnäckigkeit, um doch noch einen Informanten aufzutreiben. Durch einen, für mich, glücklichen Zufall war kurze Zeit zuvor etwas geschehen, was bei Spross selten vorkommt: Man hatte einen Mitarbeiter entlassen müssen. Nicht wegen fehlender fachlicher Qualifikationen, sondern weil er menschlich nicht in das Team und in die Unternehmenskultur von Spross passte. Dieser Typ war wegen seines Rauswurfs frustriert und sann auf Rache. Das, zusammen mit einem für seine Verhältnisse stattlichen Geldbetrag, genügte, um ihn zum Singen zu bringen.
    Zugegeben, dass unser Informant vom geheimen Projekt ‹Platahorn› wusste, war ein unverhoffter Glücksfall. Der mir sehr zupasskam. Damit hatte ich einen Punkt gefunden, an dem ich Spross wirklich treffen konnte. Viel über das Projekt wusste unser Spitzel nicht. Es genügte, dass er den Aufenthaltsort der Sprosse kannte. Und wusste, wie man da ungesehen hinein- und wieder herauskam.
    Das war übrigens der einzige Punkt, an dem ich nicht ganz sicher war, wie Spross reagieren würde. Ich konnte mir vorstellen, dass diese Sprossen für Spross so wichtig und wertvoll waren, dass sie auf meine Erpressung eingehen würden. In meinem Plan wäre das viel zu früh gewesen, ich wollte ja nicht, dass Spross nachgab, bevor ich meine Schwester ermorden konnte. Bei allen anderen Aktionen war ich mir sicher, dass sie nicht nachgeben würden, nur bei den Sprossen nicht. Auch da ist Spross, zum Glück für mich, unnachgiebig geblieben. Und wenn nicht, hätte ich einen Plan B in der Hinterhand gehabt.
    Nein, da können Sie mich noch so bitten. Ich werde Ihnen nicht verraten, wo die Sprossen jetzt sind. Es geht ihnen gut, und sie sind sicher untergebracht, so viel kann ich Ihnen sagen. Aber ich werde nicht freiwillig meinen letzten Trumpf herausrücken, mit dem ich mir, ausser mit diesem Geständnis, noch Vorteile verschaffen kann. Das können Sie vergessen.
    Den Rest der Geschichte kennen Sie, ich will Sie nicht mit Details langweilen. Noch einmal. Mit genügend Geld kann man sich die besten Fachleute auch in zweifelhaften Gewerben kaufen, die die Aufträge zuverlässig ausführen. Egal, ob es sich um den Diebstahl von Sprossen oder um die Entführung einer Leiche handelt. Ganz zu schweigen davon, ein bisschen Gift in ein Catering zu streuen oder unliebsame Gerüchte in die Öffentlichkeit.
    Wie, was wollen Sie noch wissen? Warum ich meine Schwester selbst erschossen habe, statt einen Profikiller anzuheuern? Ja, ich weiss, das wäre wesentlich vernünftiger gewesen. Und nicht mal teuer. Ein Menschenleben ist in diesen Kreisen etwa so viel wert wie das Honorar, das Sie für das Schreiben eines Marken-Krimis erhalten.
    In dieser Frage hat nicht die Vernunft mein Handeln bestimmt. Es war mein Dämon, der mir eingeflüstert hat, meine Rache sei nur dann vollständig und mein Rachegelüste befriedigt, wenn ich sie mit eigenen Händen umbringe. Ich habe zuerst daran gedacht, sie zu erwürgen, doch das hätte ich nicht gekonnt. So habe ich mich daran erinnert, dass ich in meinen rauen Zeiten in Neuseeland auch Schiessen gelernt habe.
    Ach ja, etwas wissen Sie noch nicht. Als Sie die Leiche entdeckt haben, haben Sie mich vom Hirschen wegrennen sehen. Anders als von Ihnen und der Polizei vermutet, bin ich damals nicht durch den Wald direkt zu meinem Auto gerannt. Ich wollte sehen, was abläuft, und habe mich deshalb so nahe wie möglich am Waldrand versteckt. Die Polizei hatte keine Suchhunde dabei, ich brauchte also keine Entdeckung zu fürchten.
    So habe ich gesehen, wie Sie in das Zimmer geklettert sind und die Leiche entdeckt haben. Später, als die Polizei da war, habe ich gehört, wie jemand nach Ihnen gerufen hat, mit Ihrem Namen, Franz, Herr Eugster. Ich hatte die Gegend im Vorfeld meiner Tat ausreichend ausgespäht, um zu wissen, dass jemand, der um Mitternacht zu Fuss bergauf geht, nicht allzu weit weg wohnen kann.
    Meine Mitarbeiter haben am nächsten Tag weiter spioniert. Es war nicht schwer, herauszufinden, wer die Leiche meiner Schwester entdeckt hatte. Und dass dieser seltsame Typ zusammen mit

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