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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erreichen. Sie ließ sich von der Auskunft die Nummer geben und sich verbinden, erreichte ihn aber nicht in seinem Büro. Gut, dann würde sie halt selbst noch einmal die Dienststelle aufsuchen, um ihre wichtigen Informationen dort loszuwerden.
    »Am besten, ich fahr gleich selbst hin. Wir bleiben in Verbindung, ja?«
    Alle drei nickten. Sie bedankte sich bei den jungen Frauen, die ihr viel Glück wünschten, für ihre Hilfsbereitschaft und verabschiedete sich. Mit dem Fahrrad fuhr sie zu ihrem Wagen, den sie gestern Abend nur ein paar Straßen weiter abgestellt hatte, schmiss das Rad in den Laderaum und startete in die Possehlstraße. Kommissar Angermüller war immer noch nicht im Haus, sagte man ihr. Der uniformierte Beamte, dem sie schließlich die Beobachtungen der Mädchen schilderte, die er äußerst gewissenhaft in ein Formular eintrug, machte sie mit seiner Langsamkeit ganz irre.
    »Das genaue Datum, wann die Vermisste in das Auto gestiegen ist, haben Sie nicht?«, fragte er jetzt schon zum dritten Mal nach.
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt: Nein, leider nicht!«
    »Das ist schlecht.«
    »Immerhin wissen Sie jetzt, dass das Mädchen in einen weißen Lieferwagen, genauer, einen Kastenwagen gestiegen ist, auf dem eine Rose zu sehen ist und der wahrscheinlich einem Blumenhändler oder Ähnlichem gehört. Danach können Sie doch jetzt schon mal suchen!«
    Er sah sie mit einem mitleidigen Lächeln an. »Junge Frau, überlassen Sie das man uns. Das geht hier alles ganz sutsche seinen Gang. Vielen Dank für Ihre Hinweise jedenfalls.«
    Und schon stand Derya wieder draußen vor dem Behördenhochhaus. Natürlich war sie sauer und enttäuscht. Da hatte sie nun eine Vermisstenanzeige aufgegeben und jetzt sogar noch detaillierte Informationen nachgeliefert und es passierte offensichtlich nichts! Deutsche Gründlichkeit, deutsche Umständlichkeit! Innerlich fluchte sie, als sie zu ihrem Wagen ging. Ein wenig mehr Spontaneität und südländische Leichtigkeit täte diesen drögen Typen hier manchmal auch ganz gut!
    Sie setzte sich hinters Steuer und versuchte zu rekapitulieren, was sie über Gül an Wissen zusammengetragen hatte. Viel war es nicht. Am Sonntag vor zwei Wochen hatte Hülya das letzte Mal von Gül gehört und da hatte sie irgendetwas Wichtiges vorgehabt. Auch wenn Derya das lieber nicht denken wollte, landete sie doch immer wieder bei der Vermutung, dass Gül geplant hatte, auf eigene Faust nach ihrer verschwundenen Freundin Selma zu forschen. Und kurz vor diesem Wochenende war Gül von Elif und Suna gesehen worden, wie sie in ein Auto stieg, auf dem unter anderem eine Rose aufgemalt war.
    Es war nichts zu machen, der unangenehme Gedanke an einen möglichen Zusammenhang zwischen Güls Verschwinden und den Rosenmorden drängte sich ihr förmlich auf. Welches Bild war es nur, dass ihr vorhin unfassbar wie eine Sternschnuppe durch den Hinterkopf gerast war? Oh Gott, sie war ja eigentlich nicht abergläubisch – oder zumindest nur so ein bisschen. Derya lief ein Schauer über den Rücken. Der Name Gül bedeutete im Türkischen ›Rose‹…

     
    »Wat wolln Sie denn schon wieder hier?«, fragte Frau Paulmann in ihrer charmanten Art und streifte sie mit einem skeptischen Blick über ihre rote Lesebrille, als Angermüller und Jansen am Nachmittag zum zweiten Mal im Krisenzentrum auftauchten.
    »Wir benötigen noch einmal Ihre Hilfe. Es geht um eine weitere Klientin oder mögliche Klientin von Ihnen. Wir würden gern wissen, ob und wann sie die Beratung hier in Anspruch genommen hat oder zumindest dafür angemeldet war«, erklärte Angermüller in nettem Tonfall. »Wäre klasse, wenn Sie das für uns rausfinden könnten, Frau Paulmann.«
    »Vielleicht kann ick det. Aber lassen Se mich hier erst ma weitermachen. Sie sehn ja, ick hab Kundschaft.« Dann deutete sie zur Tür. »Dit is hier nüscht für fremde Ohren. Schon jar nüscht für Männer. Wenn Se so freundlich sind und draußen warten, bitte? Danke.«
    Und damit wandte sie sich wieder unerwartet fürsorglich der Frau zu, die vor ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Tür öffnete und Elke Paulmann die Frau aus ihrem Büro entließ. Mehrmals bedankte die sich auf Türkisch bei ihr und bekam von der lächelnden Frau Paulmann die Antworten ebenfalls auf Türkisch. Endlich verabschiedeten sie sich.
    » Güle, güle! «, erwiderte die Paulmann den Abschiedsgruß der Frau.
    »Sie sprechen Türkisch. Das finde ich

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