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Rost

Titel: Rost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Meyer
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sich hart, aber ihm wurde immer wärmer, ja, er fand’s sogar
gemütlich, und doch lag er da und konnte nicht einschlafen. Kannst den Kopf
nicht abschalten, versuch’s halt mit dem alten Trick. Er steckte eine Hand vorn
in die Hose, zerrte eine Weile rum, doch nichts passierte. Wohl zu müde. Dann
fielen ihm Poe und seine Schwester ein, sie hatte einmal aufgeschrien, so ein unterdrückter
und gedämpfter Luft-anhalten-Laut, und kaum hatte er dran gedacht, da war er
steif, ein ekliger Gedanke, seine eigene Schwester, aber schön, er nahm es
trotzdem, näher war er in den letzten beiden Jahren nicht an Sex herangekommen,
nicht seit er und Autumn Dodson nach der Abschlussparty rumgevögelt hatten, er
war immer noch nicht sicher, warum sie es überhaupt getan hatte, sie war gleich
danach weggegangen, an die Penn State Uni. Weil an dieser Schule du der Einzige
mit einem Hirn warst. Das war nicht allein der Grund – der Kleine hatte damals
übernommen. Ja, der Kleine sorgte dafür, dass es lief, er sagte Dinge, für die
Isaac nie genug Eier in der Hosegehabt hätte. Sitzt du auf der Couch in
ihrem Wohnzimmer, sie hebt den süßen kleinen Arsch hoch, dass du ihr das
Höschen runterziehen kannst. Und dann, sieh einer an, ein nacktes Mädchen vor
dir, Beine breit. Du steckst ihr deinen Finger rein und siehst ihm dabei zu,
wie er ganz lange rein und raus geht, echt ein Wunder, dass es da drin derart glitschig
war. Und jetzt, im Dunkeln, eine Hand in seiner Hose, stellte er es sich mit
ihr vor, altes Material, immer noch gut genug, er machte fertig und schlief
gleich darauf ein.
    Etwas später träumte er von einem Auto, und er hörte Stimmen,
überlegte, ob er einen Keil unter die Tür bekommen würde, und dann wurden diese
Stimmen immer lauter, und ihm wurde klar, das war kein Traum. Da liefen Leute
rum, in der Fabrik, mit Taschenlampen.
    »Jemand hat die Tür hier aufgemacht. Die war vorher nicht so.«
    »Ach komm, Hicks.«
    »Musst schon gucken. Von da drüben kannst du gar nicht gucken.«
    Dröhnend kam die nächste Stimme: »Falls hier irgendwelche Pennerärsche
rumhängen, dann kommt ihr besser gleich raus und erspart uns Arbeit.« Ein paar
lachten. Einer sagte: »Bist du ein verdammter Dummbeutel, Hicks.«
    Isaac begann sich aus dem Schlafsack zu entheddern; kleiner Raum, in
dem er sich befand, vielleicht war’s das Büro, es gab nur einen Weg hinaus. Er
hatte sich erst halb befreit, da schwang die Tür auf, und Licht rauschte durch
den Raum. Er legte eine Hand aufs Messer, doch dann sah er sie, es waren junge
Leute, von der Highschool. Also ließ er wieder los.
    »Moment«, sagte er, doch kaum war er aufgestanden von der Arbeitsbank,
kam einer direkt auf ihn zu, sah kurz zurück zu seinen Freunden, guckt ihr
auch, dann boxte er Isaac mitten ins Gesicht.
    »Ich war auf der Buell Memorial«, sagte er, doch die anderenrissen ihn zu Boden. Zwar versuchte er, den Kopf zu schützen, aber irgendetwas
kriegte er trotzdem aufs Kinn und dann auch in den Magen, auf die Rippen und
den Rücken, er versuchte jetzt, die Seiten abzusichern, und kassierte wieder
einen Tritt auf seinen Mund. Er sicherte den Kopf, sie traten weiter. Dann
blieb ihm die Luft weg, und er konnte nicht mehr atmen, er erstickte. Plötzlich
leuchtete ihm eine Lampe ins Gesicht, und damit hörten auch abrupt die Tritte
auf.
    »Gott, Hicks. Das ist ein Junge, Scheiße.«
    Isaac blieb, wo er war, hielt sich bedeckt.
    »Jetzt Maul halten«, rief Hicks, »ihr alle.«
    Einer von den anderen sagte: »Fick dich selber, Hicks. Das Auto
fährt jetzt, kannst zu Fuß heimgehen, wenn du Lust hast.«
    Neben ihm ging der, von dem er wusste, dass es Hicks war, in die
Hocke, sagte: »Wird schon klargehen, Kumpel. Haben dich wohl mit ’nem anderen
verwechselt. Willst du Bier oder so was?«
    »Fass mich nicht an.«
    Ein paar Sekunden hockte Hicks unsicher weiter da, dann hörte Isaac
ihn aufstehen und rasch rausgehen. Hörte Autotüren knallen und das Auto
wegfahren. Er hatte Angst, sich zu berühren, Angst vor dem, worauf er stoßen
könnte. Er stand auf und ging hinaus zum Parkplatz. Der war leer. Eine Minute,
länger hatte es nicht gedauert. Sein Gesicht war größtenteils noch taub, er
ging zurück und packte alles ein, und endlich hörte er zu keuchen auf. Er stieß
auf eine Gummi-Türmatte, die er mit rausnahm, um darauf zu schlafen. Diese
Typen waren sechzehn, siebzehn, vielleicht jünger gewesen. »Na gut«, sagte er
laut. »Jetzt weißt du das.« Er stapfte durch

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