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Rot wie eine Braut: Roman (German Edition)

Rot wie eine Braut: Roman (German Edition)

Titel: Rot wie eine Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anilda Ibrahimi
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Und sie wird auch dies auf ihre Weise tun, wie sie es immer tut.

Sechzehn
     
    Nach einiger Zeit widerfuhr Bedena etwas, das in Sabas Augen Teil von Allahs Plänen war, um der Schwester all das Böse, was sie anderen zufügte, heimzuzahlen.
    »Die Hand Allahs zögert, aber sie vergisst nicht«, sagte Saba, obwohl ihr der arme Neffe im Grunde leidtat, der mit sechzehn Jahren plötzlich ohne Nase dastand.
    Der Neffe hieß Mysafir, und sein Schicksal, das ihn zum Dorfbarbier werden ließ, wurde genau in der Zeit entschieden, als Esma verstoßen wurde. Vielleicht hätte er es bis zur Universität geschafft, doch versuchte er es gar nicht erst. Ohne Nase war das Leben schon im Dorf nicht einfach, geschweige denn an einem anderen Ort.
    Sobald er aus seinem Laden kam, riefen ihm die Kinder von Kaltra im Chor hinterher:
Mysafir ohne Näschen, schau!
Wegen seines Nachbarn Frau.
    Der Barbier, ein Sohn von Bedena und Sabas Neffe, gewöhnte sich bald an diese Verse, die je nach Jahreszeit oder Kreativität der Kinder wechselten.
    An Stelle der Nase trug Mysafir ein weißes, stets sauberes Pflaster. Dazu einen farblich passenden Borsalino-Hut.
    Er ist sechzehn Jahre alt. Morgens besucht er die Schule, und am Nachmittag hilft er der Mutter im Garten. Er holt Wasser für die Sträucher und das Gemüse. Er beschneidet die Bäume und gräbt die Erde um, er erledigt alles, was anfällt. Auf der anderen Seite des Zauns arbeitet die Frau eines der Nachbarn. Eine schöne Frau. Die Schwiegermutter hilft immer mit, den Ehemann sieht man nie.
    »Ich würde meine Frau nicht das Wasser schleppen lassen«, sagt Mysafir zur Mutter.
    »Das sagen alle, bevor sie heiraten«, erwidert Bedena, ohne den Kopf zu heben.
    Eines Tages wartet Mysafir am Brunnen auf die schöne Nachbarin. Sie grüßt ihn.
    »Kann ich dir helfen?«, fragt er.
    »Das würde mir nicht viel bringen, ich weiß, dass ich diese Arbeit tagtäglich verrichten muss, bis ich irgendwann Schwiegermutter werde«, antwortet sie.
    »Das wird noch dauern«, bemerkt Mysafir.
    An einem anderen Tag sieht er sie im Hof, wo sie ihr Haar in der Sonne trocknen lässt. Sie hat schwarzes Haar. Sie bemerkt es nicht, aber er beobachtet sie so lange, bis sie ins Haus zurückgeht. Dann kommt sie mit einem Korb schmutziger Wäsche wieder heraus. Sie läuft auf die Waschküche zu, die etwa hundert Meter vom Haus entfernt liegt.
    Mysafir springt über den Zaun und folgt ihr. Er öffnet die Tür, und kaum ist er drin, umhüllt ihn der Dampf, der aus den Aluminiumbecken, in denen sie die Wäsche wäscht, aufsteigt. Er tritt auf sie zu und berührt ihr schwarzes, glänzendes Haar.
    »Bist du verrückt?«, flüstert sie. »Du musst sofort hier verschwinden.«
    Aber Mysafir lässt sie nicht länger zu Wort kommen. Er schließt ihr den Mund mit einem Kuss. Mit einer Hand versucht er, ihr unter den Rock zu greifen. Sie hat keine Unterhose an. Mysafir begreift gar nichts mehr.
    Sanft bettet er sie auf die schmutzige Wäsche, die am Boden herumliegt, und knöpft sich die Hosen auf. Sie versucht sich aufzurichten, ist noch unschlüssig. Er schiebt sich unter ihre Röcke, und leckt sie dort. Dann schmeißt er sich auf sie und dringt in sie ein. Sie kommt nicht dazu, auf die Geräusche zu achten, das Letzte, was sie sieht, ist das Licht, das den Raum erfüllt.
    Wenige Minuten später sind beide mit dem Eselstrick gefesselt.
    »Lass mich gehen«, stößt sie hervor. »Ich kehr zu meiner Mutter zurück, niemand wird erfahren, dass du der Gehörnte bist.«
    »Ich gehörnt und du eine Kurva. Hattest du nicht genug an mir? Musstest du die Beine breit machen für ein Kind, das noch nicht mal Haare am Kinn hat?«
    »Ich hab sie dazu gezwungen, es ist nicht ihre Schuld«, mischt sich Mysafir ein.
    »Und ich hab sie gesehen, als du auf ihr warst, dieses Flittchen, ich hab gesehen, wie sie es genossen hat. Aber ich werde ihr die Lust schon noch austreiben.«
    »Was hast du vor?«, fragt sie beunruhigt. »Bring mich um! Du willst doch nicht etwa zum Parteisekretär gehen?«
    »Ich denk nicht dran. Dieser Esel kann noch nicht mal auf seine eigene Frau aufpassen, die treibt es doch mit der ganzen Partei. Ich werde dich auch nicht umbringen, Kurva. Aber ich werde dafür sorgen, dass niemand mehr auf die Idee kommt, dich anzurühren.«
    Der Ehemann entfernt sich und geht zum Haus. Eiligen Schritts kehrt er zurück, eine Schere in der Hand. Er tritt auf Mysafir zu. Mit zitternden Fingern setzt er die Schere an seiner Nase an.

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