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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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war zwei Tage lang nicht zu Hause gewesen, wozu auch: Albert und die Katze Violet waren in der Villa in Torquay, in Legoland konnte man übernachten und sich waschen und in einem der Schränke ihres Büros stapelte sich Wechselwäsche. Es war fünf Uhr nachmittags, aber sie musste abends wieder zurück nach Legoland.
    Betha Gilmartin öffnete die Tür ihres edwardianischen Hauses, blieb im Flur stehen und spitzte die Ohren. »Leo! Bist du schon da?«
    »Guten Morgen.« Kara tauchte mit zwei Teetöpfen aus der Küche auf. »Yunnan mit Honig und Zitrone.« Lächelnd reichte er den einen Pott seiner Ersatzmutter.
    »Albert hat dich gut unterwiesen«, sagte Betha und fragte sich verwundert, was denn nun los war. Sie konnte sich nicht erinnern, Leo jemals so entschlossen erlebt zu haben. »Was für einen Schlamassel hast du dir denn diesmal eingebrockt?«
    Kara ging ins Wohnzimmer, setzte sich und wartete, bis Betha ihre Jacke ausgezogen hatte. Dann erzählte er ihr mit allen Einzelheiten, was in der Church of St Mary passiert war.
    »Jemand hat Bellamy gewarnt und wollte sie in Sicherheit bringen, und dann wurde sie erschossen«, dachte Betha laut. »Sie muss etwas Wichtiges gewusst haben. Bist du sicher, dass du Wort für Wort alles wiederholt hast, was sie erzählt hat?«
    Kara überlegte kurz. »Lilith Bellamy hat gesagt, Andrej Rostow habe etwas mit den Forschungsplänen von Mundus Novus zu tun. Sie hat mich aufgefordert, meinen Vater nach Rostow zu fragen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme. Sonst hat sie nichts Brauchbares erzählt.«
    »Wir wissen schon von früher, dass Rostow für Mundus arbeitet. Der Mann hat das Forschungszentrum in Weißrussland geleitet. Wenn es so ist, dass Bellamy uns bereits 1989 einen Hinweis auf Mundus Novus gegeben hatte, dann hat sie dir wirklich nicht alles verraten, was sie weiß. Und jetzt kann sie keiner mehr befragen.«
    »Gib die Hoffnung nicht auf«, entgegnete Kara. »Lilith Bellamy war noch am Leben, als der Krankenwagen kam, das haben sie mir gesagt.«
    Betha Gilmartin verließ rasch das Wohnzimmer, telefonierte eine Weile und kehrte dann mit zufriedener Miene zurück. »Bellamy liegt im London Bridge Hospital auf der Intensivstation. Die fünfstündige Operation ist vor kurzem zu Ende gegangen, und nach Auskunft des Arztes ist ihr Zustand kritisch, aber stabil. Ihre Chance, zu überleben steht bei fünfzig zu fünfzig. Ich will sie selber befragen, sobald das möglich ist.«
    »Was ist übrigens in London heute Morgen passiert? Die Metro steckte fest und im Nightingale-Krankenhaus war der Strom ausgefallen.«
    Betha schniefte hörbar, pustete in ihren Tee und kostete einen Schluck. »Dieser ganze Komplex ist einfach zu umfangreich, viel zu umfangreich. Wir untersuchen die Finanztransaktionen von Mundus Novus, den Menschenhandel, den sie betreiben, die Laserwaffe, die Mundus im August eingesetzt hat … Und auch das Chaosin London heute Morgen dürfte irgendwie mit Mundus zusammenhängen. Aber darüber kann ich noch nicht reden.«
    Sowohl Kara als auch Betha Gilmartin saßen eine Weile gedankenversunken da.
    »Wo ist übrigens Albert?«, fragte Kara schließlich.
    »In Torquay. Wir haben uns gestritten.«
    Kara lachte. »Das will ich aber jetzt wirklich hören. Albert erträgt deine Launen und deine Arbeitswut schon seit Jahrzehnten, was hat ihn denn nun plötzlich so verärgert?«
    Betha wirkte verlegen. »Anscheinend hat er angenommen, dass ich nach meiner Krankschreibung nicht mehr an meinen Arbeitsplatz zurückkehre.«
    »Kein Wunder. Das habe ich auch gedacht.«
    »Wer hat denn sowas behauptet? Ich werde doch wohl noch selbst über meine Angelegenheiten entscheiden dürfen«, erwiderte Betha erregt, beruhigte sich aber, nachdem sie etwas Tee getrunken hatte. »Und du, wie fühlst du dich nun, seit du dich an alles erinnerst? Du machst irgendwie einen ruhigeren, ausgeglicheneren Eindruck. Ich hatte erwartet, dass du fuchsteufelswild bist, weil ich dir Informationen über deine Mutter vorenthalten habe.«
    »Ich fühle mich umso besser, je näher ich der Wahrheit komme.« Zu seiner Überraschung bemerkte Kara, dass er nicht einmal mit Betha über die Ereignisse des Jahres 1989 sprechen wollte, obwohl sie ihm jetzt gegenüber saß. Gut, dass er ihr an dem Tag, an dem seine Erinnerungen wieder aufgetaucht waren, gleich alles am Telefon berichtet hatte.
    Kara beschloss, ihr seine wichtigste Neuigkeit zu verraten. »Ich habe wieder eine SMS von Vater bekommen, er bittet

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