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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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mich, morgen in Wien jemanden zu treffen, der weiß, was im Oktober 1989 passiert ist.«
    Betha Gilmartin war erst völlig perplex und dann wütend. »Du wirst doch wohl nicht so blöd sein, eine derartige Nachricht ernstzu nehmen? Woher willst du wissen, wer sie geschickt hat? Hast du tatsächlich vor, in die Falle zu laufen, nach all dem, was in Helsinki passiert ist?«
    »Ich muss sowieso bald nach Wien zurück und wieder arbeiten, dem Vernehmen nach kommt mein Chef, der Generaldirektor, am Dienstag aus Kolumbien zurück. Da kann ich genauso gut schon heute reisen. Die letzte Maschine fliegt um 19:35 Uhr.«
    »Du kannst doch nicht jemanden treffen, jedenfalls nicht allein, der …«
    Kara unterbrach sie in forderndem Ton: »Jetzt wäre der geeignete Moment, all das über die Ereignisse im Oktober 1989 zu erzählen, was du mir von Amts wegen verheimlichen musstest. Du hast manche Informationen nicht rausgerückt, die für mich nützlich gewesen wären. Beispielsweise, dass die … Überreste meiner Eltern aus den Räumen der Metropolitan Police verschwunden sind, kurz nachdem das alles passiert war. Und dass meine Mutter Verbindungen zur Sowjetunion und zum KGB hatte.«
    Betha machte schon den Mund auf, schluckte dann aber herunter, was sie sagen wollte, und griff zu ihrem Tee. Über eine Minute herrschte Schweigen. »Du machst dir vielleicht ganz umsonst Vorwürfe wegen des Todes deiner Mutter. Ich habe mehr als zwanzig Jahre mit niemandem darüber gesprochen, aber jetzt dürfte die Zeit dafür gekommen sein«, sagte sie schließlich und verstummte dann für einen Augenblick, um ihren nächsten Worten eine größere Wirkung zu verleihen.
    »Ich glaube nicht, dass im Oktober 1989 etwas schief gegangen ist. Mundus Novus macht wirklich nicht den Eindruck einer Organisation, die bei einer solchen Operation versagt. Es ging schließlich nur darum, eine Familie, zwei Erwachsene und zwei Kinder, zu erledigen. Ich denke, dass alles genau so ablief, wie es beabsichtigt war. Deine Mutter und deine Schwester sollten wirklich sterben, das Know-how deines Vaters brauchte man für irgendein Forschungsprogramm von Mundus Novus, und du … Du solltestam Leben bleiben, um allen genau die Geschichte zu erzählen, die Mundus verbreiten wollte.«
    Kara verschlug es die Sprache. Er begriff sofort, dass Bethas Theorie nahtlos zu allen Tatsachen passte. Zu beinahe allen.
    »Es ist ihnen fast perfekt gelungen«, fuhr Betha fort. »Alle Behörden hielten deinen Vater über zwanzig Jahre lang für tot, wahrscheinlich lange genug. Wenn das Ziel von Mundus Novus tatsächlich in ein paar Monaten erreicht ist, wie es Clive Grover behauptet hat, dann hätte dein Vater seine Aufgabe schon erfüllt.«
    »Du vergisst eins«, entgegnete Kara in angespanntem Ton, »Sie haben versucht, mich umzubringen. Auf mich wurde geschossen. In den Kopf. Zweimal«, sagte er und zeigte, wie um seine Worte zu unterstreichen, auf die Narbe am Haaransatz.
    Betha schüttelte den Kopf. »Auf dich wurde geschossen, das stimmt. Du hast erzählt, dass du vor Manas geflohen bist und versucht hast eine Zimmertür zu öffnen. Dann hast du gehört, wie jemand rief: Halte den Jungen auf …«
    » Derschi maltschika «, sagte Kara.
    »Halte den Jungen auf. Der Mann hat nicht gesagt, Erschieße den Jungen oder Töte den Jungen . Und nach deinem Bericht hat Manas gerade in dem Moment geschossen, als du dich mit deinem ganzen Gewicht auf die Klinke fallen gelassen hast. Wo hätte die Kugel dich getroffen, wenn du stehen geblieben wärest?«, fragte Betha ganz ruhig.
    Kara hatte das Gefühl, dass aus Weiß plötzlich Schwarz wurde. »In den Oberschenkel.«
    * * *
    In Jukka Ukkolas Kopf herrschte ein großes Durcheinander, und das, verdammt noch mal, war kein gutes Gefühl. Er saß schon seit Stunden im Arbeitszimmer seines Hauses, trank Amontillado undfragte sich verwundert, was am Tag zuvor eigentlich passiert war. Kati blickte ihn von den Wänden starr an, am liebsten hätte er die größten Poster berührt, vor allem das, auf dem seine Exfrau Shorts trug und mit der Harke in der Hand ihren Hintern direkt in die Kamera hielt. An der Südwand hingen die Bilder, auf denen sie besonders sexy aussah, da wagte er gar nicht erst hinzuschauen; er war ohnehin schon so spitz wie ein Schuljunge in der Umkleidekabine der Mädchen.
    Im Prinzip hatte er natürlich begriffen, was geschehen war. Wie er erfahren hatte, wollte das Kabinett ihm all die Verbrechen anhängen, die von den Behörden

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