Rot
Faktors lässt sich unmöglich ganz eliminieren. Aber dieses Satellitenunglück ist einfach Pech und unbegreiflich. Unsere Trägerrakete trifft den Satelliten der Yankees, löst eine Kettenreaktion aus und führt zur Zerstörung in so einem verheerenden Ausmaß.« Er deutete auf den Fernseher in seinem Arbeitszimmer, in dem gerade über den Zusammenstoß der beiden Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Acela Express an der Ostküste der USA berichtet wurde.
»Wie ernst ist die Lage?«, erkundigte sich Manas.
»Master Space Systems, der Eigentümer der Girmand-Trägerrakete, ist eine sorgfältig errichtete Fassade. Nur wenige Menschen wissen, dass die Firma im Auftrag von Mundus Novus arbeitet. Aber der Druck wächst. Weltweit untersuchen jetzt hunderte Fachleute dieses Ereignis.«
»Warum hast du dich gemeldet?«, fragte Manas.
»Ich habe gehört, dass du in Finnland bist. Und da wollte ich dir meine Hilfe anbieten, ich kenne den Vorsitzenden des Kabinetts schon seit Jahren sehr gut.«
»Ich wurde auf seine Bitte hin hierher beordert«, erwiderte Manas.
»Um was zu tun?«
Manas zögerte kurz. »Um drei Mitglieder des Kabinetts zu erledigen, die enttarnt wurden, außerdem soll ich eine zusätzliche Kopie des Smirnow-Materials finden und klären, ob Leo Kara sie gelesen hat.«
»Hast du Ergebnisse erzielt?«
»Keine endgültigen.«
»Was passiert mit Kara?«
»Das hängt davon ab, ob er das Material gelesen hat.«
»Halte mich auf dem Laufenden.«
»Warum?«
»Das weißt du genau. Wegen der Ereignisse im Oktober 89«, antwortete Rostow und brach die Bildverbindung ab.
* * *
Leo Kara saß im Beratungsraum der Generalstaatsanwaltschaft in der Helsinkier Albertinkatu. Egal, was er versuchte, die Bilder von Kirsti Saurivaaras gefrorener Leiche wurde er nicht mehr los. Nun bereute er es, dass er Nyman gedrängt hatte, ihm die Fotos zu zeigen. Er wusste schon jetzt, dass er auch an diesem Tag Morphium brauchen würde.
Der Chef der Aufklärungsabteilung der KRP Claes »Klasu« Nyman stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen hervor, die Leiterin der Abteilung für Gegenspionage der SUPO Saara Lukkari ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder und die stellvertretende Generalstaatsanwältin Anni Alanko war vor Erregung ganz rot im Gesicht. In der Besprechung der Koordinierungsgruppe für die Ermittlungen zum Kabinett ging es um den Tod von Kirsti Saurivaara.
»Wer wusste alles von deinem Treffen mit Saurivaara?«, fragte Anni Alanko.
»Ich, Saurivaara und vielleicht ihre Sekretärin«, antwortete Kara. Kati Soisalo wollte er nicht erwähnen, die hatte schon genug Sorgen.
Klasu Nyman beobachtete Kara, der ausdruckslos vor sich hin starrte und völlig erschöpft aussah. »Das war ziemlich hart, was du durchmachen musstest. Vielleicht solltest du mit dem Polizeipsychologen reden?«
Kara hob den Blick. »Jemand hatte den Behälter mit dem flüssigen Stickstoff in den Lagerraum gebracht und das Türschloss so präpariert, dass es zugeschnappt ist. Eure Spurensicherung wird sicher etwas finden.«
»Warum habt ihr euch getroffen? Hat Saurivaara etwas Wichtiges erzählt?«, fragte Saara Lukkari von der SUPO, die kürzlich zur Inspektorin befördert worden war.
»Nichts, was mit dem Kabinett zusammenhängt. Ich war dort, weil ich ihr Fragen zu meinem Vater stellen wollte, sie war früher seine Kollegin«, antwortete Kara.
Über den Raum senkte sich Schweigen, das Klasu Nyman schließlich brach. »Erno Laamanen und Risto Kankare müssen sicherheitshalber sofort unter Schutz gestellt werden. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Saurivaara starb, kurz nachdem sie als Mitglied des Kabinetts enttarnt wurde.«
»Jetzt musst du verraten, von wem du die Zusammenfassunghast, die ich von dir bekommen habe«, verlangte Anni Alanko. »Ansonsten wirst du wegen eines Verstoßes gegen die Geheimhaltungspflicht zur Verantwortung gezogen und wegen der Preisgabe eines Staatsgeheimnisses und …«
Kara hatte genug, er stand auf und wandte sich zur Tür.
Saara Lukkari ging ihm hinterher, nahm ihn am Arm und öffnete die Tür des Beratungsraums. Dann schob sie Kara auf den Flur hinaus und bat Alanko und Nyman um Entschuldigung, ehe sie selbst den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. »Sag mir, von wem du die Zusammenfassung hast, dann sage ich dir, wer etwas über deinen Vater weiß.«
Kara schaute die Frau einen Augenblick an und begriff, dass sie es ernst meinte. »Vom Anwalt Ville Kärävä. Seine Kanzlei
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