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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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Flurs befand sich ein Lift. Ich drückte den Knopf und wartete.
    Sekunden später öffneten sich die Aufzugtüren. Ich stieg ein und fuhr ein paar Stockwerke nach unten. Dass es sich um mehrere Stockwerke handelte, war allerdings bloße Vermutung, denn es gab nur einen einzigen Knopf. Unten gingen die Türen langsam wieder auf. Ich blieb eine Sekunde lang regungslos stehen, um das schreckliche Bild in mich aufzunehmen, das sich mir hier bot.
    Hier sah es aus wie in der Intensivstation eines Krankenhauses. Vampire in OP-Bekleidung liefen zwischen mehreren Reihen von Krankenhausbetten hin und her. Man konnte deutlich das Piepsen von Monitoren hören,
das wie eine Hintergrundmelodie das Flüstern der Pfleger und Schwestern begleitete.
    In den Betten machte ich die Umrisse von Körpern aus, die an Atemgeräte angeschlossen waren. In den Nasenlöchern steckten Ernährungssonden, und durch einen Tropf lief eine klare Flüssigkeit in ihre Venen. Beunruhigender war jedoch die Tatsache, dass auch am zweiten Arm ein Tropf angebracht war. Dunkelrotes Blut floss in einem stetigen Fluss aus ihren Adern in einen Beutel. Es roch nach Desinfektionsmittel, Blut und langsamem Sterben.
    »He, du da!«, rief mir jemand zu. Die Stimme drang nur wie von fern an mein Ohr. »Hallo? Du musst hier neu sein, oder?«
    Mit hölzernen Bewegungen drehte ich mich langsam in Richtung der Stimme. Eine zierliche Vampirin in schwarzer OP-Kleidung starrte mich an. Um ihren Hals hing ein Stethoskop, und in der Hand hielt sie eine Fieberkurve. Sie wirkte besonnen, als sie mich geduldig, wenn auch etwas irritiert betrachtete.
    »Bring die Wäsche in den Lagerraum«, sagte sie. »Und vergiss nicht, die schmutzigen Laken mitzunehmen, wenn du wieder gehst.«
    Sie wies mit einem Finger, dessen Spitze blutverkrustet war, in die Richtung, in die ich gehen sollte. Ich nickte wie betäubt und schob den Wagen weiter. Meine Augen wurde magnetisch von den Leuten in den Betten angezogen. Clovis hatte nicht gelogen! Die Dominae hielten die Magier in einem vegetativen Zustand, um an ihr Blut zu kommen. Ihre bleichen Körper lagen regungslos da, während der Lebenssaft langsam aus ihnen heraustropfte.
    Obwohl ich nun den Beweis für die Perfidie meiner Großmutter klar vor Augen hatte, weigerte sich ein Teil
meines Gehirns noch immer, Clovis zu glauben. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!
    Ich bewegte mich jetzt schneller, da der erste Schock nachließ und ich stattdessen in Panik geriet. Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Meine Haut fühlte sich auf einmal an, als sei sie für meinen Körper zu klein geworden. Ich wollte nur noch weg und dieses schreckliche Piepsen der Maschinen nicht mehr hören.
    In dem Raum für die Wäsche gab es auch ein Regal voller Sanitätsartikel. Ich räumte hastig die Laken weg, mit der die bewusstlose Vampirin zugedeckt war. Zum Glück schlug ihr Puls normal weiter. Es tat mir zwar ein wenig leid, sie mit schmutziger, blutbesudelter Wäsche bedecken zu müssen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Ich warf also die Laken über sie, wobei ich sicherging, dass ihr noch genügend Luft zum Atmen blieb.
    Eigentlich war ich nun zum Gehen bereit. Aber ich konnte nicht eher weg, bevor ich Giguhl gefunden hatte. Gerade als ich mich umdrehte, entdeckte ich ihn unter einem der Betten in der Nähe des Lagerraums. Er duckte sich, um so klein wie möglich zu werden, und starrte mich an. Bis jetzt hatte ich in den Augen des Dämons noch nie so etwas wie Furcht gesehen. Nun wirkte er zutiefst verängstigt. Mir erging es nicht anders. Ich nickte unauffällig und begann, den Wäschewagen in seine Richtung zu schieben.
    Meine Beine waren schwer wie Blei, während ich beobachtete, wie die Pfleger und Schwestern von einem Bett zum nächsten eilten. Zum Glück waren sie viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, als dass sie mir und meinem quietschenden Wagen Aufmerksamkeit gezollt hätten.
    Als ich an Giguhl vorbeikam, flitzte dieser unter dem
Bett hervor und sprang mit einem Satz in die Wäsche. In diesem Moment ging am anderen Ende des Raumes ein Alarm los. Ich erstarrte. Hatte man mich entlarvt? Meine Muskeln spannten sich an, zum Handeln bereit.
    »Sein Herz macht nicht mehr mit!«, rief einer der Vamp-Pfleger. Die Krankenschwester, mit der ich zuvor gesprochen hatte, rannte mit einem Defilibrator zu dem Magier, um den es ging. Erleichterung und Entsetzen erfassten mich gleichzeitig. Ich hatte genug gesehen. Eigentlich

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