Roter Drache
sprechen über Mr. Pilger.«
»Woher soll ich wissen, daß Mr. Pilger etwas getan hat, das mich interessieren könnte. Ist das denn der Fall?«
»Sagen wir mal, ja.«
»Sind Sie Mr. Pilger?«
»Ich glaube nicht, daß ich Ihnen das sagen werde.«
»Sind Sie sein Freund?«
»So könnte man es vielleicht nennen.«
»Na gut, dann beweisen Sie mir das doch. Sagen Sie mir etwas, dem ich entnehmen kann, daß Sie ihn wirklich gut kennen.«
»Erst Sie. Erst will ich was von Ihnen hören.« Ein nervöses Kichern. »Sobald Sie was Falsches sagen, hänge ich auf.«
»Also gut. Mr. Pilger ist Rechtshänder.«
»Das dürfte nicht allzu schwer zu raten gewesen sein. Schließlich sind das die meisten Menschen.«
»Mr. Pilger wird mißverstanden.«
»Keine Allgemeinplätze bitte.«
»Mr. Pilger ist körperlich ziemlich kräftig.«
»Ja, das könnte man sagen.«
Graham sah auf die Uhr. Eine Minute und eine halbe. Crawford nickte ihm aufmunternd zu.
Sag ihm nichts, daß ihn veranlassen könnte, es sich anders zu überlegen.
»Mr. Pilger ist von weißer Hautfarbe und etwa eins achtzig groß. Sie haben mir bisher ja noch gar nichts über ihn gesagt. Woher soll ich also wissen, daß Sie ihn überhaupt kennen.«
»Möchten Sie das Gespräch abbrechen?«
»Nein, aber Sie haben doch diesen Handel vorgeschlagen. Ich bin lediglich auf Ihre Bedingungen eingegangen.«
»Glauben Sie, daß Mr. Pilger verrückt ist?«
Bloom schüttelte den Kopf.
»Ich halte niemanden, der so geschickt vorgeht, wie er das getan hat, für verrückt. Er ist meiner Meinung nach nur anders. Allerdings bin ich mir sicher, daß ihn eine Menge Leute für verrückt halten, und der Grund dafür ist, daß er der Öffentlichkeit bis jetzt noch keine Gelegenheit geboten hat, ihn besser verstehen zu können.«
»Beschreiben Sie ganz genau, was er mit Mrs. Leeds getan hat. Dann sage ich Ihnen vielleicht, ob Sie recht haben oder nicht.«
»Das möchte ich lieber nicht.«
»Auf Wiedersehen.«
Grahams Herz machte einen Sprung, aber er konnte noch immer am anderen Ende der Leitung leisen Atem hören.
»Dazu möchte ich mich erst äußern, wenn ich weiß -«
Graham hörte, wie die Tür dieser Telefonzelle in Chicago aufflog und der Hörer scheppernd gegen das Gehäuse schlug. Dann drangen nur noch fernes Stimmengewirr und dumpfes Gepoche durch den an der Schur hin und her schwingenden Hörer. Alle im Büro hörten über die Lautsprecheranlage mit.
»Stehenbleiben. Keine Bewegung. Und jetzt verschränken Sie Ihre Finger im Nacken und kommen schön langsam rückwärts aus der Zelle. Schön langsam. Legen Sie jetzt die Hände gegen die Tür und spreizen Sie die Beine.«
Unendliche Erleichterung durchflutete Graham.
»Ich bin nicht bewaffnet, Stan. Sie finden meinen Ausweis in meiner Brusttasche. Nicht, das kitzelt.« Eine verdutzte Stimme laut am Telefon. »Mit wem spreche ich bitte?«
»Will Graham, FBI.«
»Hier spricht Sergeant Stanley Riddle, von der Chicagoer Polizei.« Sein Tonfall wurde zunehmend gereizter. »Könnten Sie mir vielleicht erklären, was dieser ganze Zirkus soll?«
»Das hätte ich eigentlich gern von Ihnen gehört. Haben Sie nicht eben einen Mann festgenommen?«
»Allerdings. Freddy Lounds, den Reporter. Ich kenne den Mann schon seit zehn Jahren... Hier ist Ihr Notizbuch, Freddy... Haben Sie irgendwelche Anklagepunkte gegen ihn vorzubringen?«
Grahams Gesicht war inzwischen totenbleich. Das Crawfords erstrahlte dafür in um so dunklerem Rot. Dr. Bloom starrte auf die sich unbeirrt weiterdrehenden Tonbandspulen.
»Können Sie mich hören?«
»Ja, ich erhebe Anklage«, stieß Graham mit erstickter Stimme hervor. »Wegen Rechtsbehinderung. Nehmen Sie den Kerl bitte mit und führen Sie ihn dem Staatsanwalt vor.«
Plötzlich war Lounds am Apparat. Nachdem er die Wattebäusche aus seinen Backen entfernt hatte, sprach er nun rasch und klar verständlich.
»Will, hören Sie -«
»Das können Sie gleich alles dem Staatsanwalt erklären. Geben Sie mir sofort noch einmal Sergeant Riddle.«
»Ich weiß etwas -«
»Geben Sie mir Riddle. «
An diesem Punkt schaltete sich Crawfords Stimme in das Gespräch ein. »Lassen Sie mich das regeln, Will.«
Graham knallte den Hörer mit solcher Wucht auf die Gabel zurück, daß alle in unmittelbarer Nähe des Telefonlautsprechers unwillkürlich zusammenzuckten. Er kam aus der Kabine und verließ den Raum, ohne einen der Anwesenden eines Blickes zu würdigen.
»Lounds, wissen Sie eigentlich, was Sie da angerichtet haben«, legte Crawford nun
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