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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Sache mit dem toten Briefkasten ausprobieren?«
»Ich sehe zumindest im Moment keine bessere Möglichkeit«, erklärte Graham.
»Damit hätten wir schon mal zwei Köder für ihn. Wir könnten ihm vor deinem Haus auf den Keys und an der geheimen Übergabestelle auflauern.«
Das Telefon klingelte.
Der Techniker schaltete das Klingelzeichen dazwischen, während in der Schaltzentrale bereits die Herkunft des Anrufs ermittelt wurde. Nach dem vierten Läuten schaltete der Techniker das Klingelzeichen aus, und Beverly nahm ab. Sarah hörte mit.
»Special Agent Crawfords Büro.«
Sarah schüttelte den Kopf. Sie kannte den Anrufer, einen von Crawfords Freunden aus der Abteilung Alkohol, Nikotin und Feuerwaffen. Beverly wimmelte ihn kurzerhand ab und stoppte die Überprüfung des Anrufs. Jeder im FBI-Hauptquartier wußte, daß die Leitung auf jeden Fall frei bleiben mußte. Darauf ging Crawford noch einmal die Einzelheiten der Aktion mit dem toten Briefkasten durch.
Die Anwesenden waren gleichzeitig gelangweilt und angespannt. Nach einer Weile kam Lloyd Bowman vorbei, um zu demonstrieren, wie er anhand der Bibelstellen und Seite 100 der Taschenbuchausgabe von Freude am Kochen Lecters chiffrierte Nachricht entschlüsselt hatte. Sarah reichte in Pappbechern Kaffee herum.
Das Telefon klingelte.
Neuerlich dieselbe Prozedur. Nach dem vierten Läuten nahm Beverly ab.
»Special Agent Crawfords Büro.«
Sarah nickte mehrmals mit dem Kopf. Sehr nachdrücklich.
Graham betrat die Kabine und schloß die Tür hinter sich. Er konnte sehen, wie sich Beverlys Lippen bewegten. Sie drückte auf den Durchstellknopf und sah auf den Sekundenzeiger der Wanduhr.
Graham konnte sich in dem auf Hochglanz polierten Hörer gespiegelt sehen - zwei verzerrte Visagen in Hör- und Sprechmuschel. Er roch das Kordit vom Schießstand, das sich in seinem Hemd festgesetzt hatte.
Häng nicht auf. Häng um Gottes willen nicht auf. Vierzig Sekunden waren verstrichen. Das Telefon bewegte sich leicht auf seiner Unterlage, als es klingelte. Laß es läuten. Noch einmal. Fünfundvierzig Sekunden. Jetzt.
»Hier spricht Will Graham. Womit kann ich Ihnen dienen?«
Leises Gelächter. Eine gedämpfte Stimme: »Das werden Sie gleich sehen.«
»Wer ist bitte am Apparat?«
»Hat Ihnen das Ihre Sekretärin nicht gesagt?«
»Nein, aber Sie hat mich aus einer Besprechung geholt, Sir, weshalb ich Sie bitten möchte -«
»Falls Sie mir sagen wollen, Sie möchten nicht mit Mr. Pilger sprechen, hänge ich auf der Stelle ein. Ja oder nein?«
»Wenn es sich um ein Problem handelt, bei dem ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann, selbstverständlich gern, Mr. Pilger. Worum dreht es sich denn?«
»Derjenige, der ein Problem hat, dürften eher Sie sein, Mr. Graham.«
»Bedaure, aber ich fürchte, Sie nicht recht zu verstehen.«
Der Sekundenanzeiger stand kurz davor, eine Minute voll zu machen.
»Sie waren in letzter Zeit ziemlich beschäftigt, nicht wahr?« fuhr der Anrufer fort.
»Jedenfalls beschäftigt genug, um meine Zeit nicht länger mit Ihnen zu vergeuden, falls Sie nicht allmählich zur Sache kommen.«
»Tja, wir sind sozusagen gemeinsam in eine Sache verwikkelt, in Atlanta und Birmingham.«
»Wissen Sie etwas darüber?«
Leises Gelächter. »Ob ich darüber etwas weiß? Haben Sie Interesse an Mr. Pilger? Ja oder nein. Ich hänge auf der Stelle auf, falls Sie lügen.«
Graham konnte durch das Glas der Kabinentür Crawford sehen. Er hatte in jeder Hand einen Telefonhörer.
»Aber sicher. Allerdings bekomme ich, wie Sie sicher verstehen werden, eine Menge Anrufe in dieser Angelegenheit, wobei alle von Leuten kommen, die behaupten, etwas über diesen Fall zu wissen.« Eine Minute.
Crawford legte einen Hörer auf die Gabel und kritzelte etwas auf ein Stück Papier. »Sie würden sich wundern, wie viele Personen von sich behaupten, die Tat begangen zu haben«, fuhr Graham fort. »Aber man braucht nur ein paar Minuten mit ihnen zu sprechen, um zu wissen, daß es ihnen sogar an der Fähigkeit fehlt, auch nur zu verstehen, worum es in dieser Sache eigentlich geht. Wie ist das mit Ihnen?« Sarah hielt ein Blatt Papier gegen die Scheibe der Kabinentür. Darauf stand: »Telefonzelle in Chicago. Polizei bereits unterwegs.«
»Wissen Sie was?« schlug die gedämpfte Stimme vor. »Sie erzählen mir etwas über Mr. Pilger, und dann sage ich Ihnen vielleicht, ob Sie recht haben oder nicht.«
»Stellen wir doch erst mal klar, über wen wir eigentlich sprechen«, forderte Graham.
»Wir

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