Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
langfristigen Plan hatte, störte mich. Giguhl machte ein gutes Geschäft mit seinen Kämpfen, aber ich konnte
nicht für immer von seinem Gewinn leben. Irgendwann würde ich einen Job brauchen.
Soweit ich das bisher beurteilen konnte, führten viele der Magier in New York ein ganz gewöhnliches Leben, gingen einer unauffälligen Arbeit nach und passten sich die meiste Zeit der menschlichen Gesellschaft an. Meine Fähigkeiten hingegen riefen nicht unbedingt nach einem offiziellen Job – ganz im Gegenteil. Allein die Vorstellung, in einem Büro zu sitzen, jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
Mir blieb also nur die Möglichkeit, illegalen Geschäften nachzugehen. Ich konnte mich jederzeit als Auftragskillerin verdingen, aber hier in New York fehlten mir die Verbindungen. Na ja – einen Kontakt hatte ich, aber Slade war momentan meine allerletzte Option. Vielleicht hatte Rhea Recht, und ich musste tatsächlich etwas an meiner Geduld feilen. Bestimmt würde sich demnächst eine andere Möglichkeit auftun, Geld zu verdienen.
Ich trank gerade mein Glas leer, als Earl, der Barkeeper, mit einem frischen Bier zu mir trat. Er stellte es vor mir auf den Tresen.
»Sie können anscheinend Gedanken lesen«, sagte ich, da mich die Aufmerksamkeit des Barkeepers beeindruckte.
Er lächelte. »Nein. Der Werwolf da drüben schickt das hier mit den besten Grüßen.«
Ich sah mich neugierig um, und er wies mit dem Kopf auf eine Gruppe von Leuten, die sich im hinteren Teil des Raumes aufhielten.
Michael Romulus saß am Kopfende eines Tisches, um den sich acht weitere Kerle versammelt hatten. So wie sie mich beobachteten, nahm ich an, sie gehörten alle zu Michaels
Rudel. Da mich das Alpha-Tier auf ein Bier einlud, bedeutete das wohl, ich lief nicht unmittelbar Gefahr, erneut zu einem Duell herausgefordert zu werden. Aber das war noch lange kein Grund, sich zu entspannen.
Mein Blick traf auf den Michaels. Wir waren beide nervös. Ich hatte ihn seit unserem Kampf nicht mehr gesehen und war mir nicht sicher, wie die Dinge standen. Äußerlich zeigte er keinerlei Anzeichen vorhandener Verletzungen, aber es war anzunehmen, dass sein Ego noch ziemlich unter der Niederlage litt. Denn obwohl Slade das Duell für unentschieden erklärt hatte, wussten wir beide, dass ich in der Lage gewesen wäre, ihn zu besiegen. Meiner Erfahrung nach behagte es den meisten Männern ganz und gar nicht, einer Frau unterlegen zu sein.
Er stand vom Tisch auf und bedeutete seinen Begleitern, sitzen zu bleiben, als sie ihm folgen wollten. Ich nahm einen großen Schluck Bier, während er zu mir herüberkam. Hastig suchte ich nach Anzeichen von Aggression, doch er baute sich weder zu seiner vollen Größe auf noch starrte er mich an wie einen verhassten Feind. Seine Schultern wirkten entspannt, und er hielt den Blick leicht gesenkt.
Er blieb einen respektvollen Meter vor mir stehen. »Sabina.«
»Michael«, sagte ich und nickte ihm zu. »Danke für das Bier.«
»Darf ich?«
Er wies auf den leeren Barhocker neben mir. Die Tatsache, dass er den Mindestabstand wahrte, entspannte mich ein wenig. Aber ich blieb wachsam, da ich noch immer nicht wusste, worüber er mit mir reden wollte.
»Klar«, erwiderte ich und zuckte dabei lässig mit den Achseln.
Er gab Earl ein Zeichen, ihm ebenfalls etwas zu trinken zu bringen, bevor er mich erneut ansah. »Wie ich gerade gehört habe, ist dieser Dämon von dir im Ring ja geradezu sensationell.«
Ah, dachte ich. Wir fangen erst mal mit harmlosem Geplauder an. In Gedanken entspannte ich mich ein wenig und beschloss, mitzuspielen. »Er ist ein ganz schön harter Kerl, stimmt. Siehst du dir die Kämpfe an? Ich habe dich gar nicht gesehen.«
Er nickte Earl dankend zu, als dieser ein volles Glas Bier vor ihm abstellte, und nahm dann einen großen Schluck, ehe er sich wieder mir zuwandte. »Nein, ich gehe nicht hin. Zwei Dämonen dabei zuzusehen, wie sie sich fast zu Tode prügeln, ist nicht unbedingt das, was ich gute Unterhaltung nenne. Die Welt ist schon brutal genug.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Wenn man bedachte, dass Michael bei unserem letzten Zusammentreffen versucht hatte, mich in die Hölle zu schicken, fand ich diese Ansicht recht erstaunlich. Aber ich vermutete, unseren Kampf hatte er als notwendig betrachtet, während die Dämonen-Fights sportliche Unterhaltung waren.
»Wenn du also nicht gekommen bist, um mit mir über die Geschicklichkeit meines Dämons zu plaudern, wird es wohl um etwas anderes
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