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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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veränderten Zustand. Sie stellte sich vor, wie das Baby wuchs und sie dadurch eine andere Person wurde. Eine Mutter … Der Geruch nach frischem Kaffee ließ Mara die Augen aufschlagen. Menelik zog einen Beistelltisch heran, um die Tasse daraufzustellen. Mara blickte sie einen Moment lang an.
    »Es tut mir leid, aber ich kann jetzt keinen Kaffee trinken«, sagte sie.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Menelik und wollte sich schon zurückziehen. »Er wird dich wach halten. Schlaf wäre besser.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Ich kann den Geschmack und den Geruch nicht mehr ertragen.«
    Der Koch verzog entsetzt das Gesicht.
    »Es ist, weil ich ein Kind erwarte.« Sie blickte den alten Mann an. »Johns Kind.«
    Menelik nickte langsam, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Das sind wahrhaftig gute Neuigkeiten! Wenn ein Mann kinderlos stirbt, dann ist sein Leben vorbei. Aber wenn sein Samen gepflanzt ist, bleibt etwas von ihm. Und die Frau ist nicht allein.«
    Mara lächelte, als sie seine Worte hörte.
    Und die Frau ist nicht allein .
    Ein herzliches Schweigen entstand zwischen ihnen. Aus dem Esszimmer hörte man das Klappern von Geschirr und Kefas Stimme, die einen der Jungen sanft zurechtwies. Kurz darauf trat er ins Wohnzimmer. Als er Menelik und Mara sah, wich er einen Schritt zurück. »Entschuldigt.«
    »Nein, komm herein.« Mara wies auf die Sessel. »Setzt euch, bitte. Beide.«
    Die beiden Männer wechselten angespannte Blicke miteinander, während sie sich verlegen hinsetzten.
    »Ich wollte euch sagen, dass ich nicht vorhabe, Raynor Lodge zu verlassen«, sagte Mara. »Alles wird weitergehen wie immer.«
    Kefa schloss für einen kurzen Moment erleichtert die Augen.
    »Aber nur, wenn ihr auch eure Positionen beibehaltet«, fuhr Mara fort. »Ich brauche nämlich eure Hilfe.« Sie schaute Kefa an. »Ich bin schwanger. Ich erwarte Johns Kind.«
    Kefa riss erstaunt die Augen auf. »Aber du willst doch bestimmt dein erstes Kind im Haus deiner Mutter bekommen.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Ich möchte, dass mein Baby hier in Tansania, in Johns Zuhause, zur Welt kommt.«
    Menelik legte nachdenklich den Kopf schräg. »Dann«, sagte er nach einer Weile, »werde ich die Worte von Bwana Carlton anwenden. Du musst nach Plan B verfahren.«
    »Plan B?«, wiederholte Mara.
    »Es ist ganz einfach. Du musst deine Mutter bitten, hierherzukommen.«
    Mara lachte. »Das ist unmöglich.«
    Menelik blickte sie verwirrt an. »Du hast mir doch gesagt, du hättest viele Verwandte – viele Brüder. Auch ein Mann kann die Hausarbeit machen, wenn es nötig ist.«
    Mara nickte. Er hatte recht. Ohne eine Frau, die sich um den Haushalt der Hamiltons kümmerte, würde es zwar hauptsächlich Barbecues und Eier mit Speck geben statt ordentlicher Mahlzeiten, aber niemand würde verhungern. Und auch wenn das Haus zu einem Slum verkommen würde, mit Bergen von schmutziger Wäsche in der Waschküche, so würde doch kein dauerhafter Schaden entstehen. Das Geld wäre auch kein wirkliches Problem; die Farm lief seit Jahren sehr erfolgreich.
    »Es ist eine sehr weite Reise«, sagte Mara.
    Kefa spreizte die Hände. »Viele Ausländer kommen nur hierher, um hier Urlaub zu machen. Eine Frau, die Großmutter wird, würde doch sicherlich eine solche Reise antreten, oder?«
    Mara blickte zu Boden. Sie sah auf einmal ganz deutlich vor sich, wie Lorna durch den Garten der Lodge ging und Blumen pflückte oder am Küchentisch bei Menelik saß und mit ihm Rezepte tauschte. Vielleicht würde sie sogar zum Löwenfelsen spazieren und das Abenteuer erleben, das sie sich immer für ihre Tochter gewünscht hatte. Mara blickte auf. In ihren Augen standen Tränen der Sehnsucht. »Ich werde sie fragen. Vielleicht kommt sie ja tatsächlich.« »Sie wird kommen«, erklärte Menelik. Seine Stimme war voller Gewissheit. Bei ihm hörte es sich so an, als ob das Eintreffen von Maras Mutter bereits beschlossene Sache wäre.
    Mara lächelte. Sie blickte von Menelik zu Kefa. Wie glücklich sie sich doch schätzen konnte, dass die beiden für sie da waren und all die anderen Menschen, die jetzt zu ihrem Leben in der Lodge gehörten. Sie dachte an Bina, die sich sehr über Maras Neuigkeiten freuen würde, an Helen, die ihr bestimmt zahlreiche nützliche Ratschläge geben konnte, an die Mädchen, die das Baby lieben würden.
    Sie hatte John verloren. Und Peter konnte ihr nie gehören. Aber sie war nicht allein.

Epilog
    Orangefarbene Blumen
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