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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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hindurchging, blickte sie sich suchend um. Dann spähte sie in jeden der Landrover mit den Zebrastreifen, die die Crew im Manyala gemietet hatte, und schaute auch in den Trucks und sogar in ihrem eigenen alten Wagen nach. Aber es war niemand zu sehen. Sie wollte gerade wieder zur Lodge gehen, als sie Fußabdrücke im feinen Kies bemerkte. Sie erkannte Größe, Form und Profil der Sohle sofort: Hier war jemand in Johns Stiefeln gegangen – den Stiefeln, die sie Carlton für Peter gegeben hatte.
    Hastig folgte sie den Spuren die Einfahrt entlang. Ihre Sorge verwandelte sich rasch in Ärger. Sie hatte doch den Gästen klare Anweisungen gegeben, nicht allein das Grundstück der Lodge zu verlassen. Peter hatte so nett und normal gewirkt – und das Foto, das sie gerade gesehen hatte, hatte zu diesem Bild von ihm noch beigetragen. Aber er war eben auch ein berühmter Schauspieler, und höchstwahrscheinlich verwöhnt. Daran gewöhnt, das zu tun, worauf er Lust hatte.
    Sie wollte gerade wieder umdrehen, um den Landrover und ihr Gewehr zu holen, als sie Peter erblickte. Er stand auf einem großen Felsen, ein wenig abseits von der Piste. Die Stelle war einer der Lieblingsaussichtspunkte von Mara. Der Felsen bildete einen flachen Vorsprung, und man konnte von dort über die Baumwipfel hinweg bis hinunter in die Ebene sehen. Daneben wuchs ein alter Feigenbaum, und einer der dicken knorrigen Äste erstreckte sich in Taillenhöhe am Felsen entlang, so dass er als natürliches Geländer diente. Mara blieb oft hier stehen, wenn sie Perlhühner oder Wachteln für die Küche schießen wollte. Sie stützte ihre Ellbogen auf den Ast des Feigenbaums und nahm sich einen Moment Zeit, um auf die Savanne hinunterzublicken – als ob sie Gott wäre und vom Himmel herunterblickte –, bevor sie wieder ihren kleinen Platz in dieser Welt einnahm.
    Mara lief auf den Felsen zu und schüttelte den Kopf. Peter hatte kein Gewehr dabei, um sich zu schützen, und wahrscheinlich hatte er auch keine Ahnung, wie man ein Gebiet überprüfte, bevor man sich dorthin begab. Er stand völlig entspannt da, die Hände in den Taschen, und genoss die Aussicht. Dass ein Leopard oder ein Löwe über seinem Kopf auf einem Ast lauern konnte, war ihm nicht bewusst.
    Mara holte tief Luft und bereitete in Gedanken eine kleine Rede vor. Es war natürlich wichtig, höflich zu bleiben, aber sie musste auch entschlossen auftreten.
    Sie scheinen meinen Rat vergessen zu haben. Sie müssen verstehen, dass ich nur um Ihre Sicherheit besorgt bin. Ich muss leider darauf bestehen …
    Sie war fast am Fuß des Felsens angelangt, als eine Gestalt ihr in den Weg trat – ein Afrikaner, der mit einem schweren Gewehr bewaffnet war. Panik stieg in ihr auf, aber dann erkannte sie den Ranger aus Arusha. Sie hatte ihn bisher nur selten gesehen – da sie ausschließlich in der Lodge gefilmt hatten, hatten sie ihn noch nicht gebraucht. Sie hatte ihn völlig vergessen.
    »Ich bin hier«, erklärte er. »Ich passe auf den Amerikaner auf.«
    »Sehr gut«, erwiderte Mara, um Fassung bemüht. »Ich sehe, dass alles in Ordnung ist.«
    Ihr Wortwechsel erregte Peters Aufmerksamkeit. Er drehte sich um und winkte Mara zu. »Hey, kommen Sie herauf! Was für eine Aussicht!«
    Nervös zögerte sie. Wenn ihr nun nichts Interessantes einfiel, was sie zu ihm sagen konnte? Sie blickte auf die Uhr, um anzudeuten, dass sie keine Zeit hätte. Aber dann kletterte sie doch auf den Felsen.
    Peter reichte ihr die Hand, um sie hinaufzuziehen.
    »Es geht schon, danke«, erwiderte sie.
    Schließlich standen sie nebeneinander. Über dem Geruch nach Bäumen und Blättern konnte Mara sogar sein Aftershave riechen – einen würzigen Zimtduft.
    Eine Zeitlang schwiegen sie beide und genossen die Aussicht. Unten auf der Savanne grasten Herden von Zebras und Wildebeests friedlich nebeneinander. Weiße Vögel zogen über den klaren blauen Himmel.
    Peter zeigte auf einen großen Felshaufen, der am Wasserloch aufragte. Die runden, rötlichen Felsblöcke wurden an den Seiten von dunkelvioletten Rinnen begrenzt, und am Fuß wuchsen Büsche. »Hat das einen Namen?«, fragte er.
    »Wir nennen es Löwenfelsen«, sagte Mara und zeichnete den Umriss eines liegenden Löwen in die Luft. »Aber die Afrikaner nennen es – auf Swahili – Die Felsen, die die Riesen hier hingelegt haben. «
    »Dazu gehört bestimmt eine Geschichte«, sagte Peter.
    »Ja.« Mara warf ihm einen Blick von der Seite zu. Ob er sie wohl tatsächlich hören

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