Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
Vom Netzwerk:
Wie anderen ist auch mir der silbrige Schimmer in Ihrem Blick aufgefallen. Etwas Ähnliches ist mir noch nie untergekommen. Man könnte glatt meinen, Sie litten an einer Form von Blindheit.«
    »Nein, Exzellenz. Mein Augenlicht ist nicht beeinträchtigt. Aber ich weiß, was Sie meinen.« Pekkala fasste sich ans Auge. »Ich habe keine Ahnung, was der Grund dafür ist.«
    »Nennen wir es Schicksal«, sagte der Zar. Er erhob sich, nahm das Abzeichen vom Samtkissen und heftete es Pekkala ans rechte Revers. »Von nun an werden Sie als das Smaragdauge bekannt sein. Sie werden bei der Ausübung Ihrer Pflichten höchste Befehlsgewalt innehaben. Man wird keinerlei Geheimnisse vor Ihnen haben. Es gibt keine Tür, durch die sie nicht unangekündigt treten können. Sie können jegliches Transportmittel requirieren, wenn Sie es für nötig halten. Es steht Ihnen frei, zu kommen und zu gehen, wann und wo es Ihnen beliebt. Sie können jeden verhaften, wenn Sie ihn eines Verbrechens verdächtigen. Sogar mich.«
    »Exzellenz …«, begann er.
    Der Zar brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Es kann keine Ausnahmen geben, Pekkala. Sonst wäre das alles sinnlos. Ich vertraue Ihnen die Sicherheit des Landes und auch mein Leben und das meiner Familie an. Damit kommen wir zu diesem zweiten Kästchen hier.«
    Der Zar legte das erste Kästchen weg und öffnete das größere Kästchen auf dem Beistelltisch.
    Darin lag der mit einem Messinggriff versehene Webley-Revolver.
    »Ein Geschenk meines Vetters George des Fünften.«
    Pekkala hatte an der Wand im Arbeitszimmer des Zaren ein Bild der beiden gesehen – der englische König und der russische Zar, zwei der mächtigsten Männer der Welt. Das Foto war in England aufgenommen worden, beide Männer trugen Seglerkleidung, da der Zar kurz zuvor auf seiner Jacht, der Standard, dort angelegt hatte. Die beiden Männer sahen sich überaus ähnlich. Gesichtsausdruck, Kopfform, Bart, Nase und Ohren waren bei beiden auffällig gleich. Nur in den Augen unterschieden sie sich, die des Königs waren runder als die des Zaren.
    »Nur zu«, sagte der Zar. »Nehmen Sie ihn heraus.«
    Pekkela hob den Revolver vorsichtig aus der Schatulle. Er war schwer, lag aber gut in der Hand. Der Messinggriff fühlte sich kalt an.
    »Die Zarin möchte ihn nicht um sich haben«, sagte der Zar. »Sie meint, er wäre für einen Mann wie mich zu ›grausam‹, was immer das heißen mag.«
    Pekkala wusste genau, was ein Ausdruck wie dieser bedeutete, wenn er aus dem Mund einer Frau wie der Zarin kam, und auch der Zar wusste es wahrscheinlich.
    »Von ihr stammt auch die Idee, Ihnen die Waffe zu schenken. Und wissen Sie, was ich ihr gesagt habe? Ich sagte, für einen Mann wie Pekkala ist er vielleicht nicht ›grausam‹ genug.« Der Zar lachte, plötzlich aber wurde er sehr ernst. »Die Wahrheit ist, Pekkala, wenn meine Feinde mir so nahe kommen, dass ich eine Waffe wie diese einsetzen müsste, dann wäre es bereits zu spät. Deshalb sollte sie Ihnen gehören.«
    »Der Revolver ist sehr schön, Exzellenz, aber Sie wissen, was ich von Geschenken halte.«
    »Wer hat irgendwas von einem Geschenk gesagt? Das und das Abzeichen sind Ihr Handwerkszeug, Pekkala. Ich gebe sie Ihnen, so wie jedem Soldaten in meiner Armee die Dinge ausgegeben werden, die er zur Ausübung seines Berufs braucht. Ich werde noch morgen tausend Schuss Munition in Ihre Unterkunft liefern lassen. Das sollte für eine Weile reichen.«
    Pekkala nickte und wollte sich bereits zurückziehen, als der Zar erneut das Wort an ihn richtete.
    »Die Sache mit Grodek wird Sie berühmt machen, Pekkala. Das ist unvermeidlich. Es hat großes öffentliches Aufsehen erregt, als Sie ihn in Gewahrsam genommen haben. Manche Menschen dürsten danach, berühmt zu werden. Sie würden alles dafür tun, sie würden jeden verraten. Sie würden sich selbst und die Menschen in ihrer Umgebung erniedrigen. Ob sie gehasst oder geliebt werden, ist ihnen gleich. Für sie zählt einzig und allein, berühmt zu sein. Eine traurige Sucht, in der sie sich ihr Leben lang suhlen wie die Schweine im Dreck. Aber wenn Sie der Mensch sind, für den ich Sie halte, wird Ihnen das alles nicht gefallen.«
    »Da haben Sie recht, Exzellenz.«
    Der Zar ergriff Pekkalas Unterarme. »Und deshalb betrachte ich Sie als einen Freund.«

D er Offizier überflog die Befehle. »Sondereinsatz«, murmelte er.
    »Hast du gesehen, wer diese Papiere unterzeichnet hat?«, fragte der zweite Wachmann.
    »Halt den

Weitere Kostenlose Bücher