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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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gehalten, die Leute an seinen Chef weiterzuleiten, der alle neuen Kunden persönlich kennenlernen möchte.«
    Der Koch war einen Moment lang verblüfft. Prezzemolos Chef? Er hatte nie darüber nachgedacht, woher der mysteriöse Händler seine Ware wohl bezog.
    »Akira hat mir auch eine Adresse gegeben«, sagte Hashimoto.
    »Sitzen die in Paris?«
    »Seltsamerweise nicht, Xavier.« Der Japaner raschelte mit irgendwelchen Papieren. »Ich habe die Koordinaten, aber sie sind ziemlich strange.«
    »Wie meinst du das?«
    »Pass auf: Die Firma von Prezzemolo heißt Carvalho e Mello und sitzt in der Rue de Rock’n’Roll 17. Wie geil ist das denn? Die Stadt heißt Belval. Ich glaube, das ist irgendwo in Lothringen.«

    »Nein, es ist weiter nördlich.«
    »In Belgien?«
    »Nein, das ist hier. In Luxemburg.«

[Menü]
15
    Erneut rollte Kieffer in seinem alten Lieferwagen Richtung Esch. Noch immer war er verblüfft. Wie konnte jemand ein Büro in Belval haben? Hashimoto hatte die Adresse in Frankreich verortet, weil er den Namen nicht kannte. Wie jedem Luxemburger kamen Kieffer hingegen sofort rauchende Schlote in den Sinn, wenn von Belval die Rede war. Das Gelände im Südwesten von Esch-sur-Alzette war früher der Sitz eines der größten Stahlwerke Europas gewesen. Lange, bevor das Großherzogtum als Finanzplatz sein Geld verdiente, hatte die Schwerindustrie die Haupteinnahmequelle des kleinen Landes gebildet. Und die in Belval ansässigen Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange, von den Einheimischen kurz »d’Arbed« genannt, waren das Zentrum der Stahlproduktion gewesen. Belval war ein industrielles Monster. Das Areal mit seinen Hochöfen, Walzwerken und Schornsteinen hatte einst über 600 Hektar umfasst – es war damit fast halb so groß wie die angrenzende Stadt Esch. Doch Ende des vergangenen Jahrhunderts war Schluss gewesen. Dank staatlicher Unterstützung hatte die Arbed zwar zehn Jahre länger durchgehalten alsDuisburg-Rheinhausen oder die Maxhütte – aber 1997 waren die Öfen endgültig ausgegangen. Zurückgeblieben war eine gigantische Brache, geradezu furchterregend in ihrer Ödnis. Kieffer war alt genug, um sich noch an jenes Belval zu erinnern, das Tag und Nacht aus allen Rohren gedampft und gezischt hatte, wo stets Arbeiter zwischen den Anlagen hin- und hergelaufen waren. Das fauchende und lodernde Stahlwerk war ihm irgendwie erträglicher gewesen als das stille. Wie das Gerippe eines gefallenen Titanen ragten die riesigen Metallstreben in den Himmel, ein Friedhof aus Stahl.
    Aber was hatte ein Fischhändler dort zu suchen? Seines Wissens sollten auf der riesigen Brache Bürogebäude errichtet werden. Hatte sich die Firma Carvalho e Mello dort niedergelassen? Er fuhr hinter dem Stadtzentrum von Esch von der Autobahn ab und fädelte sich an einem Kreisel Richtung Belval ein, auf eine notdürftig befestigte Straße, an deren Rändern Absperrgitter standen. Rundherum wuchsen knorrige kleine Birken zwischen Geröllhaufen. Er fuhr durch eine Unterführung, die so aussah, als ob sie jeden Moment in sich zusammenfallen würde. Über der bröckligen Brücke hatte man ein großes buntes Schild befestigt, das tanzende Menschen vor Blumenfeldern zeigte. Darunter stand: »Wëllkomm zu Belval« sowie »Nouveaux horizons«. Nach der nächsten Kurve wurde ihm klar, dass Belval als Firmensitz vielleicht nicht so unwahrscheinlich war, wie er zunächst geglaubt hatte. Er war das letzte Mal vor gut drei Jahren hier gewesen. Noch immer ragten die schwarzen Schlote der erloschenen Hochöfen in den Himmel, doch dahinter hatte die Industriebrache neuen Gebäuden Platz gemacht. Er fuhr auf den Standstreifen der Zufahrtsstraße,zündete sich eine Zigarette an und betrachtete die Szenerie einen Moment lang. Chronisch klamme Ruhrgebietsstädte wie Bottrop oder Oberhausen mühten sich seit Jahren, ihren Strukturwandel zu bewältigen, oft mit wenig Erfolg. In Belval konnte man sehen, wie solch eine Veränderung vonstattengehen konnte, wenn man im Geld schwamm. Die Hälfte der alten Brache war bereits verschwunden. Stattdessen hatte man dort allerlei Neubauten hingestellt. Er sah Shops, Restaurants, ein Multiplex-Kino. Dominiert wurde das Ensemble jedoch von einem klotzigen knallroten Hochhaus. Es war deutlich höher als der höchste Schlot der Arbed. Architektonisch und stilistisch fiel der Wolkenkratzer nach Kieffers Dafürhalten deutlich hinter die verrosteten Hochöfen zurück.
    Er stieg wieder ein und fuhr weiter. So

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