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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Musa ist bei mir unten durch. Und ich bei ihm. Ich habe auch keinen Laden mehr. Also packen wir unsere Sachen und fahren ins Ruhrgebiet, meine alte Heimat. In Hamburg ist mir deutlich zu viel Scheiße passiert. Ich bin durch, ich will nicht mehr kämpfen.
    Locke arbeitet erst einmal im Rotlichtviertel in Essen. Ich mache mich jedoch auf die Suche nach etwas Besserem für sie. Außerdem beginne ich, meine alten Kontakte zu reaktivieren.
    Ich will ein neues Leben anfangen. Scheiß auf Hamburg.
    Was ich nicht ahne, ist, dass Locke weiterhin Kontakt zu Musa hält. Offenbar will sie die Möglichkeit haben, nach Hamburg zurückzukommen. Ein bisschen zweigleisig fahren.
    Aber das geht wohl schief, denn irgendwann erzählt sie mir, Musa hätte ihre Eltern bedroht. Die haben eine Kneipe in Hammerbrook, da sollen Musas Leute aufgetaucht sein.
    Ich rate Locke, nicht durchzudrehen, aber sie ruft beim LKA Hamburg an und zeigt Musa an. Er soll sie damals im Apartmenthaus geschlagen haben. Und sie erzählt noch mehr: Für die Misshandlung soll es eine Zeugin geben. Barbie, eine ihrer Freundinnen. Sie sei gerade bei ihr im Apartment zu Besuch gewesen, als Musa gekommen sei, und hätte sich im Schrank versteckt. Barbie hätte auch im Saunaclub »Tropicana« gearbeitet. Das ist es, worauf die Polizei anspringt, denn Barbie ist 16 Jahre alt – eine minderjährige Prostituierte im Saunaclub »Tropicana«. Also bringt Lockes Aussage nicht nur Musa in Schwierigkeiten, sondern auch mich. Schließlich bin ich bei der Polizei immer noch als »Tropicana«-Chef bekannt. Der Beamte sagt zu Locke: »Sie sollten dafür sorgen, dass Herr Sander bei uns auftaucht. Wir haben ein paar Fragen. Sagen Sie ihm, wenn er nicht kommt, holen wir ihn ab.«
    Als mir Locke das erzählt, natürlich wieder unter Tränen, werde ich ziemlich sauer. Eine Minderjährige im »Tropicana«. Und ich soll dafür verantwortlich gemacht werden.

    Ich fahre also nach Hamburg. Warum soll ich meinen Kopf für Musa hinhalten? Vor allem in so einer Sache, eine minderjährige Prostituierte. Dann sage ich aus: »Der Saunaclub gehört mir nicht mehr, den führt jetzt Musa. Die Konzession läuft zwar noch auf meinen Namen, aber nur, weil ich noch nicht dazu gekommen bin, das zu ändern.«
Das ist genau das, was die Beamten hören wollen. Denn ich bin nicht mehr ihr Problem, soll sich die Polizei aus dem Ruhrgebiet doch um mich kümmern. Aber Musa, den wollen sie gerne weghaben von der Straße.
Als ich aus der Wache gehe, denke ich an meinen Partner Musa. An unsere gemeinsamen großen Pläne. Und warum alles so enden muss.
Wenig später umstellen Polizisten Musa auf offener Straße im Hamburger Schanzenviertel. Musa hat 6000 Euro in bar dabei. Und eine tschechische Pistole, eine Ceska CZ 83. Das LKA durchsucht das »Tropicana« und Wohnungen in der Schanze.

    Danach herrscht in Hamburg kurze Zeit so etwas wie Ruhe. Seit Türken-Musa in Haft ist, scheint der Krieg entschieden zu sein. Die Nutten arbeiten wieder ungestört, die Zuhälter prügeln nur noch auf renitente Freier ein, die Schusswaffen verschwinden in den Schränken. Die Männer, die auf Türken-Musas Seite gekämpft haben, sind verunsichert.
    Doch dann kommt es zu einem weiteren Mordversuch im Milieu. Erdogan A. geht aus dem Bordell »Atmos«. Es ist 2 Uhr in der Nacht. Erdogan A. ist Zuhälter, man sieht ihn in letzter Zeit häufiger im »Atmos«. Der 38-jährige Türke will über die Straße zu seinem Auto. Plötzlich zerreißt ein einzelner Schuss die Stille der Nacht. Ein einziger Schuss in den Rücken streckt Erdogan A. nieder, einen gut trainierten Mann, einen erfolgreichen Kickboxer.
    Wer hinter dem Anschlag steckt, weiß ich nicht. Mag sein, dass es gar kein großes Ding ist, nur der Streit zwischen zwei Männern, bei dem der eine um seine körperliche Unterlegenheit wusste und deswegen auf einen Schuss aus dem Hinterhalt setzte.
    Aber der Mordanschlag ist im Hamburger Rotlichtmilieu ein wichtiges Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass mit Türken-Musa noch zu rechnen ist. Denn Erdogan A. galt im Milieu als Überläufer, der erst für Musa und jetzt für die Hells Angels kämpft.
    Die Gerüchte im Milieu bekommt natürlich auch die Presse mit. Spiegel Online mutmaßt: »Hat Musa A. vom Gefängnis aus den Auftrag gegeben, Erdogan A. anzugreifen? Erdogan A. soll sich im Jahr 2008 der verfeindeten Gegenseite angeschlossen haben, heißt es. Die Polizei zählt dazu Anhänger der berüchtigten Rockerbande Hells Angels und

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