Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
nicht.
Satudarah
Gremium Bosporus West
»Die Polizei in NRW geht nun (…) davon aus, dass (…) der schwelende Konflikt um Geschäftsgebiete im Ruhrgebiet zwischen Hells Angels und Bandidos offen ausgebrochen ist. Einfacher wird die Lage nicht gerade dadurch, dass sich auf der Dinslakener Trabrennbahn am dritten Januarwochenende ein neues Chapter des bisher als harmlos eingeschätzten Rockervereins Gremium gegründet hat, das ›MC Gremium Bosporus West‹.«
NRZ , 21.1.2012, »Die Unruhe wächst«
Ein Gewitter wird über Rhein und Ruhr hereinbrechen. An manchen Tagen kannst du kaum atmen, so sehr spürst du die Anspannung. Jeder weiß, dass der Krieg losbrechen wird. Die Gesichter der Männer werden härter, sorgenvoller. Die Fragen strenger: Bist du auf meiner Seite? Die Männer stemmen die Eisen in den Studios, kaufen Waffen, jede freie Sekunde wird genutzt, um aufzurüsten. Die Frauen scheinen dich mehr zu begehren, sie lieben intensiver, hemmungsloser.
Wenn ich durch die Straßen gehe, sehe ich die Anzugträger auf dem Weg in die Büros. Ihr Leben ist so weit von meinem entfernt. Sie wissen von der anderen Welt, meiner Welt, vom Milieu, nur aus der Zeitung. Sie lesen die Berichte von den Razzien, von den Waffenfunden, von den Mordanschlägen, aber sie zucken nur mit den Schultern, als würde das alles in Russland spielen, in Südamerika, in Afrika.
Sie ahnen nicht, dass sich, während sie ihr Leben normal weiterleben, neben ihnen Männer zum Krieg rüsten. Einige Hundert auf jeder Seite. Bereit zum Kampf auf Leben und Tod.
Das Gewitter wird sich erst legen, wenn eine Seite zu schwach ist, um noch einmal Rache zu üben. Wenn der Kreislauf aus Angriff und Vergeltung zusammenbricht. Erst dann werden wir wieder durchatmen können.
Wenn alles gut läuft, wird dann etwas aufgebaut, was besser ist.
Erst 2011 verlasse ich Hamburg. Ein Jahr lang bin ich in der Stadt geblieben, um den Hells Angels und den Albanern zu zeigen, dass ich keine Angst habe. Aus dem Rotlicht habe ich mich aber zurückgezogen. In Hamburg gibt es für mich keine berufliche Perspektive mehr. Ich habe nicht genug Männer, um ernsthaft gegen die Hells Angels anzutreten. Hells Angels und Albaner sind, seit Musa und ich aus dem Krieg ausgeschieden sind, die Herren im Milieu.
Weil ich lange genug gezeigt habe, dass ich nicht aus Angst verschwinde, sondern mich erhobenen Hauptes aus Hamburg zurückziehe, verschenke ich alles, was ich noch besitze. Ich will nichts mitnehmen, auch keine Frauen, keine Kontakte zu alten Kollegen.
Ich bin 35 Jahre alt und fange noch einmal komplett von vorne an. Ich ziehe zurück zu meinen Wurzeln, nach Ratingen in Nordrhein-Westfalen, wo meine Familie ein Haus hat, in das ich einziehe. Ich brauche, das gebe ich ehrlich zu, etwas Zeit, um mich von den Querelen zu erholen. Es war immerhin ein paarmal sehr knapp. Sich selbst Schwäche zuzugestehen, ist nicht üblich im Milieu. Wenn du geschlagen wurdest, zählt nur das Aufstehen, das Weitermachen. Deswegen gibt es diese Fotos von Zuhältern, die niedergeschossen wurden, auf der Krankenbahre aber noch telefonieren oder den Pressefotografen das Victory-Zeichen entgegenstrecken.
Doch wer klug ist, weiß, dass er manchmal Zeit braucht, um sich zu sammeln. Um seine Fehler zu analysieren. Zu sortieren, wer Freund ist und wer Feind. Um sich dann wieder aufzubauen. Besser, man zieht sich einige Zeit zurück und tritt dann gestärkt in den Ring, als verwundet gleich wieder in den Kampf zu ziehen.
Im Jahr 2012 beginne ich in Nordrhein-Westfalen zu arbeiten. Wieder im Rotlicht, ich habe ein paar Frauen. Das ist ein Anfang. Natürlich will ich kein kleiner Zuhälter bleiben. Denn nur wenn du groß bist, kannst du die Spielregeln bestimmen. Und wenn du das mit Niveau tust, ist das gut für alle. Wenn du klein bist, machen andere die Regeln. Das ist für dich schlecht, das ist für deine Frauen schlecht, das ist für die Freier schlecht.
Das Milieu in Ruhrgebiet und im Rheinland hat sich stark verändert, seit ich vor mehr als einem Jahrzehnt den »Titty Twister« gemacht habe. Früher hatten die Motorradclubs im Ruhrgebiet wenig zu sagen. Es gab die Gelben Ghostrider’s, den Ableger eines Clubs aus den Niederlanden. Ihr Logo war Gevatter Tod in Neongelb. Einige Biker aus Gelsenkirchen gründeten Ende der 70er-Jahre das erste Chapter in Deutschland. Sie waren aber weit davon entfernt, das Milieu zu kontrollieren. Ich konnte damals durchaus im Drogen- und Rotlichtmilieu
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